Der Schneemangel und die warmen Temperaturen machen den Verantwortlichen der beiden Skirennen in Adelboden am Wochenende zu schaffen. Zwar lauft die Präparation der Weltcuppiste am Chuenisbärgli auf Hochtouren, ob der Riesenslalom vom Samstag und der Slalom vom Sonntag stattfinden können, wird aber erst am Samstagmorgen entschieden. «Es gibt einen Jury-Entscheid des internationalen Skiverbands FIS. Relevant ist dabei die Frage, ob die Sicherheit der Athleten gewährleistet ist», erklärt Co-Rennleiter Reto Däpp.
Tout va bien à Adelboden (on est large…) 🙈
— FX Rallet (@FX_Rallet) January 5, 2023
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Genügend Schnee ist dank der tiefen Temperaturen vor Weihnachten vorhanden, dieser wurde in den letzten Tagen auf die Weltcuppiste geschoben. «Die nötige Schneedecke ist da», bestätigt Däpp. Dank zwei kälteren Nächten auf Freitag und Samstag besteht wieder Hoffnung, dass zwar keine perfekte, aber doch eine fahrbare Piste zur Verfügung stehen wird.
Falls der extrem steile Zielhang nicht bereit sein sollte, liegt auch ein Plan B vor, wie FIS-Rennleiter Markus Waldner schon am letzten Wochenende erklärte: «Fahren bis zur letzten Zwischenzeit und locker ‹abiwedeln› bis zum Publikum.» Absagen könne man die Rennen nicht, «da steht zu viel auf dem Spiel. Solange es nicht gefährlich ist, wird gefahren».
Ein Bilderbuchrennen wird es aber definitiv nicht geben. Selbst auf 2000 Meter über Meer liegt derzeit kaum Schnee – der Riesenslalom-Start in Adelboden liegt auf 1730 Meter über Meer.
Es ist nicht das erste Mal, dass der traditionelle Weltcuport mit akutem Schneemangel zu kämpfen hat. Gemäss Daten, die MeteoSchweiz watson zur Verfügung gestellt hat, lag in Adelboden am Weltcup-Samstag in den letzten elf Jahren nur einmal mehr als 16 Zentimeter Schnee. Aper war es im Dorf auch 2020, zwischen 2014 und 2016 war nicht mehr als ein Flaum auszumachen.
Abgesagt werden musste der Riesenslalom in den 2000er-Jahren aber lediglich dreimal: 2016 hatte es kaum Schnee, am Ende waren es aber der Regen und die hohen Temperaturen, die den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung machten. 2010 wurde der Riesenslalom wegen Nebels abgebrochen, 2000 war der Schneefall zu intensiv.
Mehr Probleme bereitete Adelboden der Schneemangel gegen Ende der 1980er- und zu Beginn der 1990er-Jahre: Gleich viermal in sieben Jahren konnte der Riesenslalom damals nicht stattfinden – auch weil die künstliche Beschneiung noch in den Kinderschuhen steckte und selbst im Weltcup noch mehrheitlich auf Naturschnee gefahren wurde. Erst 1999 wurde in Adelboden schliesslich eine fixe Beschneiungsanlage gebaut, die es bei tiefen Temperaturen erlaubt, frühzeitig Schneedepots einzurichten und die Piste von oben bis unten zu beschneien.
Auffällig bleibt: Ab 1987 werden die schneereichen Weltcuptage in Adelboden rarer, nur noch zweimal lag seither ein halber Meter oder mehr Schnee im Dorf. Zuvor war das noch deutlich regelmässiger der Fall. Eine Ausnahme bildet dabei das Jahr 1983, als der Weltcuport gemäss MeteoSchweiz am Renntag erstmals überhaupt komplett schneefrei blieb.
Gefahren werden konnte dank genügend Schnee am Berg aber trotzdem – zum Glück für die Ski-Schweiz. Mit seinem ersten von drei Adelboden-Triumphen ging damals der Stern von Pirmin Zurbriggen so richtig auf. Dank Max Julen und Jacques Lüthi feierten die Eidgenossen damals sogar einen Dreifacherfolg.