Im April verglich der Comedian Stefan Büsser in seiner SRF-Sendung «Late Night Switzerland» eine Muslimin mit einem Terroristen. Genauer: Er verglich die kopftuchtragende, 19-jährige SP-Lokalpolitikerin Vera Çelik mit einem Bild von JSVP-Politiker Nils Fiechter. Das Bild stammte aus dem Jahr 2016, als Fiechter in Burka und mit Sprengstoffgürtel «verkleidet» auf dem Bundesplatz auf die Burka-Verbots-Initiative aufmerksam machte.
Während die betroffene Muslimin, Vera Çelik, darin einen diskriminierenden, Hass schürenden Beitrag sah, fand Stefan Büsser, die Zuschauenden hätten den Witz nicht verstanden. Nun hatte die SRF-Ombudsstelle das letzte Wort. Im Schlussbericht zur Causa, der watson vorliegt, gibt die Ombudsstelle den 514 Beschwerden, die nach der Sendung eingegangen sind, recht:
Die Ombudsstelle hält fest, dass «Late Night Switzerland» mit dem Foto von Nils Fiechter nicht nur erneut auf dessen «weitherum als problematisch wahrgenommene Aktion» aufmerksam gemacht hatte. Auch habe die Sendung diese Aktion «mit einer realen Person in ihrer traditionellen und auch im schweizerischen Alltag immer wieder sichtbaren Kleidung als Muslimin verknüpft».
Damit habe Büsser eine Assoziation zwischen einer «normalen» jungen Muslimin und dem Stereotyp einer muslimischen Selbstmordattentäterin erzeugt. Und das wertet die Ombudsstelle als Grenzüberschreitung einer satirischen Sendung und «mit dem damit erzeugten Pauschalurteil gegen das Diskriminierungsverbot», unabhängig davon, ob diese Verbindung absichtlich oder nicht hergestellt worden war.
Die 19-jährige SP-Lokalpolitikerin Vera Çelik feiert dieses Ergebnis auf ihrem Instagram-Account mit den Worten:
Gleichzeitig nervt sie sich über die Stellungnahme von SRF im Bericht, wie sie zu watson sagt. So blieb das SRF dabei, dass eine Satiresendung auf Kosten aller Witze machen könne. Weiter schrieb es: «Sollten wir mit diesem Beitrag die religiösen Gefühle von Vera Çelik und allen anderen Beanstander:innen verletzt haben, bedauern wir dies sehr. Eine Verletzung von Programmrecht liegt vorliegend nicht vor.»
Çelik sagt: «Dieses Statement zeigt, dass man nicht begriffen hat, worum es eigentlich geht. Es ging mir nie darum, dass meine religiösen Gefühle verletzt worden sind. Es geht darum, dass man mit der Sendung ein gefährliches, rassistisches Narrativ verbreitet hat.» Die Ombudsstelle habe das glücklicherweise erkannt.
Çelik wünscht sich nun, dass das SRF aus diesem Fall lernt, anstatt sich weiterhin aus der Verantwortung zu reden.
Von der SRF-Medienstelle heisst es auf Nachfrage von watson, man habe den Schlussbericht der Ombudsstelle zur Kenntnis genommen. Und: «Wie in jedem Fall nehmen wir die Beanstandungen zum Anlass, uns redaktionsintern selbstkritisch zu reflektieren.»
Eine richtige Entschuldigung spricht die Medienstelle aber nach wie vor nicht aus. Sie bleibt in ihrer schriftlichen Antwort auf die Fragen von watson exakt bei demselben Wortlaut wie vor der Einschätzung der Ombudsstelle: «Sollten wir mit diesem Beitrag die religiösen Gefühle von Vera Çelik und den Beanstander:innen verletzt haben, bedauern wir dies sehr.»
Wie schon einmal erwähnt, wird je länger je mehr klar verständliche Satire extra nicht verstanden um einen Grund zur Kritik zu finden.
Glücklicherweise hat die Ombudsstelle und Frau Vera Çelik nix beim Postillon zu melden, sonst wäre der wohl schon lange dicht gemacht worden.