Schweiz
Ständerat

Parlament will noch kein Verbot von Konversions-Therapien

Schwule dürfen vorerst weiter «therapiert» werden – Parlament will noch kein Verbot

05.03.2024, 14:0405.03.2024, 16:31
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Die Eidgenössischen Räte wollen derzeit noch kein Verbot von Konversionstherapien in der Schweiz. Nach dem Ständerat hat am Dienstag auch der Nationalrat zwei Standesinitiativen aus Luzern und Basel-Stadt mit der Forderung nach einem landesweiten Verbot keine Folge gegeben.

Allerdings heisst das nicht, dass der Nationalrat kein Verbot von solchen Behandlungen zur Änderung der sexuellen Orientierung oder der selbstempfundenen geschlechtlichen Identität einer Person will.

Im Dezember 2022 nahm nämlich die grosse Kammer einen Vorstoss seiner Rechtskommission für ein solches Verbot an. Sie ist nun im Ständerat hängig. Dessen Rechtskommission hat beschlossen, mit der Behandlung dieses Vorstosses zuzuwarten, bis ein Bericht des Bundes zu diesem Thema vorliegt, den der Nationalrat im März 2022 mit einem Postulat forderte.

epa10696737 A person with the hair painted in rainbow colours takes part in the Zurich Pride parade in Zurich, Switzerland, 17 June 2023. EPA/MICHAEL BUHOLZER
Zurich Pride im Juni 2023. (Symbolbild)Bild: keystone

Auch eine Minderheit der vorberatenden Kommission des Nationalrats forderte im Vorfeld der Debatte vom Dienstag, auf diesen Bericht zu warten. Dieser Forderung schloss sich eine Ratsmehrheit an und beschloss, den Standesinitiativen keine Folge zu geben. Diese sind damit vom Tisch. Der Entscheid fiel mit 99 zu 77 Stimmen bei 13 Enthaltungen.

Die Sprecherin der vorberatenden Kommission des Nationalrats, Sibel Arslan (Grüne/BS), sagte im Rat, der vom Nationalrat beim Bundesrat bestellte Bericht werde im Sommer dieses Jahres vorliegen. Ab diesem Zeitpunkt wird sich also das Parlament wieder mit einem Verbot von Konversionstherapien beschäftigen.

Thema in zahlreichen Kantonen

Ein Verbot von Konversionstherapien ist in letzter Zeit in mehreren Kantonsparlamenten diskutiert oder beschlossen worden. Kürzlich beschloss jenes in Zug, eine Motion für ein Verbot in ein weniger verbindliches Postulat umzuwandeln. Ein Verbot soll also geprüft werden.

Der Zürcher Kantonsrat sprach sich im November für ein Verbot solcher Therapien aus, ebenso – schon vorher – die Parlamente von Neuenburg, Waadt und Bern. Auch die Genfer Regierung kündigte im Mai des vergangenen Jahres einen Gesetzesentwurf für ein Verbot an.

Von Einzelfällen her bekannt

Es ist nicht bekannt, wie viele solche Therapien in der Schweiz geführt werden. Immer wieder gelangen jedoch Einzelfälle an die Öffentlichkeit. 2018 hatte ein in den Kantonen Genf und Waadt praktizierender homöopathischer Arzt 2018 angeboten, «Homosexualität zu heilen». 2020 empfahl sich ein Psychiater in Schwyz für solche «Therapien». (rbu/sda)

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141 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randalf
05.03.2024 14:31registriert Dezember 2018
In Ghanq wurde soeben ein Gesetz zur Verschärfung gegen LGBTQ Menschen verabschiedet.
Homosexualität wird mit 15 Jahren Haft bestraft.
Wenn man Homosexuelle kennt oder fördert kann man ebenfalls 5 Jahre ins Gefängnis gehen.
Ich will, dass sofort sämtliche Hilfsgelder gestrichen werden (siehe Ruanda).
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Charalar (neuro-untypisch)
05.03.2024 15:24registriert April 2015
Hier wird argumentiert, dass Erwachsene je frei entscheiden können.

Was ist mit den Kids und den Jugendlichen? Solange Therapien gegen Homosexualität angeboten werden, können Eltern ihre Kinder zwingen bzw manipulieren, das über sich ergehen zu lassen. Und selbst auf Erwachsene kann der Druck "liebender Mitmenschen" so gross sein, dass sie nachgeben.

Die Existenz solcher Therapien sorgt dafür, dass Homosexualität von den Rechtschaffenen, Ewiggestrigen, Gläubigen, ... weiterhin als (Geistes)Krankheit gesehen wird.

Mit welcher Begründung braucht es den Bericht der Rechtskommission?
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H.P. Liebling
05.03.2024 15:14registriert September 2018
Ein Wort zu unserem Parlament: Hängengeblieben!
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    Schweizer Armee denkt um: Sie will Raketen kaufen, die 1000 Kilometer weit fliegen können
    Von einem Paradigmenwechsel ist die Rede: Die Armee will einen potenziellen Feind nicht mehr einfach nur an der Landesgrenze abhalten. Sie erwägt den Kauf von Marschflugkörpern mit hoher Reichweite.

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