Schweiz
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So soll sich der Verkehr bis 2050 entwickeln

Mehr Autos, aber noch viel mehr Lieferwagen: So soll sich der Verkehr bis 2050 entwickeln

16.11.2021, 12:2317.11.2021, 07:30
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Der Personenverkehr dürfte nach einer Prognose des Bundes bis 2050 um elf Prozent zunehmen – und damit deutlich weniger stark als die Bevölkerung. Ein Grund dafür ist das Homeoffice. Einen Ausbau bei Autobahnen und Bahninfrastruktur halten die zuständigen Bundesämter dennoch für notwendig.

In seinem Basisszenario geht das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) von einem Bevölkerungswachstum um 21 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts aus.

Die Entwicklung der verschiedenen Verkehrs- und Transportmittel in der Schweiz gemäss dem neuen Basisszenario des Bundes.
Die Entwicklung der verschiedenen Verkehrs- und Transportmittel in der Schweiz gemäss dem neuen Basisszenario des Bundes.Bild: Bundesamt für Raumentwicklung

Es legt die Annahme zugrunde, dass bis dahin die Hälfte der Arbeiten, bei denen Homeoffice möglich ist, zuhause erledigt werden, wie Andreas Justen, der zuständige Projektleiter im Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern sagte.

In der Summe ergibt sich damit ein Rückgang bei den zurückgelegten Arbeitswegen um 13 Prozent. Allerdings erwarten die Fachleute des Bundes, dass die Menschen im Gegenzug in ihrer Freizeit mehr unterwegs sind.

Sozialer Wandel wirkt sich aus

Dass «gesellschaftliche Megatrends» einen derart starken Einfluss auf Planungsszenarien hätten, sei einigermassen neu, erklärte Ulrich Seewer, Vizedirektor des ARE. Er verwies darauf, dass etwa auch die Alterung der Gesellschaft die Zunahme beim Pendlerverkehr bremse.

Die raumplanerischen Massnahmen wirkten, betonte er zudem. Gemäss dem Uvek werden etwa die Wege für Freizeitaktivitäten oder das Einkaufen kürzer, wenn vermehrt verdichtet gebaut wird.

Die «Verkehrsperspektiven 2050» bilden die Grundlage der neuen Verkehrs- und Raumplanung des Bundes. Fachleute mehrerer Bundesämter innerhalb des Uvek haben dafür insgesamt vier Szenarien durchgerechnet.

Dem Basisszenario liegt die Annahme zugrunde, dass die bestehende Verkehrs- und Raumplanung konsequent umgesetzt wird. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs an den insgesamt zurückgelegten Distanzen würde sich demnach von 21 auf 24 Prozent erhöhen, jener des Velos von 2 auf 4 Prozent verdoppeln – und jener des Autos würde von 73 auf 68 Prozent sinken.

Mehr Lieferwagen unterwegs

Bei den per Auto insgesamt zurückgelegten Kilometern sieht das Szenario eine Stagnation vor – auch darum, weil das Fahren im eigenen Wagen laut Uvek ab 2035 im Vergleich zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs teurer werden dürfte.

Ein ganz anderes Bild bietet sich beim Güterverkehr: Es wird damit gerechnet, dass Mitte des Jahrhunderts 53 Prozent mehr Lieferwagen unterwegs sein werden – aber auch mehr Lastwagen und Sattelschlepper.

Ein Grund dafür sei die Zunahme beim Online-Handel, betonten die Fachleute des Bundes vor den Medien. Entsprechend werde die Belastung des Strassennetzes hoch bleiben, sagte Erwin Wieland, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Strassen (Astra).

Die Probleme, die man heute mit Staus auf Autobahnen und dem daraus resultierenden Ausweichverkehr kenne, blieben bestehen, sagte Wieland. Der Bund setze in diesem Zusammenhang darauf, dass die Belastung der Umwelt abnehme, wenn mehr Elektrofahrzeuge unterwegs seien. Und darauf, dass durch die Möglichkeiten digitaler Vernetzung künftig pro Auto durchschnittlich mehr Personen reisten.

Ein Ausbau der Autobahnkapazitäten bleibe notwendig, sagte Wieland. Der Bundesrat werde dazu Vorschläge machen. Ähnlich argumentierte Anna Barbara Remund, Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr (BAV), im Bezug auf die Bahn. Der Bahn-Ausbauschritt 2035 werde den prognostizierten Bedarf nicht vollständig decken. Remund kündigte eine Vernehmlassung zum Thema im kommenden Jahr an. (sda)

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