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Sudan

Evakuierte Schweizer aus dem Sudan sind zurück – jetzt informiert Cassis

«Wir mussten fast alles zurücklassen»: Botschafter schildert Flucht aus dem Sudan

25.04.2023, 07:1125.04.2023, 10:13
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Das Personal der Schweizer Botschaft in Khartum ist am Dienstagmorgen in der Schweiz eingetroffen. Aussenminister Ignazio Cassis empfing Botschafter Christian Winter und sein Team am Flughafen Bern-Belp, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.

epa10590104 Swiss Federal Councilor Ignazio Cassis (L) welcomes Christian Winter, Swiss Ambassador of Sudan, as Swiss nationals are flown out of the crisis area in Sudan, at the Bern-Belp Airport in B ...
Bundesrat Cassis begrüsst Botschafter Christian Winter.Bild: keystone

Das gesamte Personal der Botschaft sei in Sicherheit und ein Grossteil in der Schweiz, sagte Cassis an der anschliessenden Medienkonferenz. Das Flugzeug startete am Montagabend und landete um 06.05 Uhr in Bern nach einem Tankstopp in Luxor.

Hier kannst du die Pressekonferenz nachschauen:

Der Bund schloss am Sonntag wegen Kampfhandlungen zwischen verschiedenen Milizen aus Sicherheitsgründen die Botschaft. Die Schweizer Vertretung befand sich wie andere Botschaften im Zentrum der Kämpfe. Die Residenz des Botschafters war unter Beschuss geraten.

Zehn der zwölf Personen wurden am Sonntag mit einem französischen Militärflugzeug nach Dschibuti ausgeflogen. Zwei weitere Personen seien mit der Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach Äthiopien gebracht worden und befänden sich gegenwärtig dort.

Evakuierung nur dank ausländischer Hilfe

Die Evakuierung des Botschaftspersonals im Sudan war mit grossen Schwierigkeiten verbunden, wie Botschafter Christian Winter am Dienstag in Belp sagte. Die Schweizer Gruppe habe sich zur französischen Botschaft begeben müssen. Da wusste der Botschafter zunächst nicht, wohin die Reise weitergehe.

Von dort aus habe es einen Bus-Konvoi gegeben, der zunächst von der paramilitärischen Organisation Rapid Support Forces (RSF) und später von einem Panzer des Militärs zu einer Luftwaffenbasis eskortiert worden sei. Von diesem Luftwaffenstützpunkt hätten auch andere europäische Länder ihre Staatsangehörige evakuiert.

Die Schweiz sei bei der Evakuierung auf die Hilfe Frankreichs angewiesen gewesen, sagte Cassis. «Der Schweiz fehlen die Transportkapazitäten sowie auch die Kapazität, die Sicherheit für eine solche Evakuierung zu gewährleisten», sagte Cassis. «Die Zusammenarbeit mit westlichen Partner ist enorm wichtig.»

Die Verhandlung der Franzosen zur Nutzung des Luftwaffenstützpunkts sei schwierig gewesen. Von dort konnte die Schweizer Gruppe nach Dschibuti fliegen, sagte Winter.

Die Gruppe von neun Personen – sechs Offizielle aus verschiedenen Departementen sowie drei Angehörige – konnte letzte Nacht ihre Reise mit dem Bundesratsjet «Falcon 900» via Luxor nach Belp fortführen. Die Mission mit dem Flugzeug dauerte 17,5 Stunden.

Die Eskalation der Gewalt im Sudan sei von niemandem antizipiert worden, sagte Winter. Mit dem Ende des Ramadan-Monats gab es auch die Hoffnung für Frieden oder zumindest einen Waffenstillstand. Dazu kam es aber nicht. Cassis rief zu einem Waffenstillstand auf und fügte an: «Seit Jahren haben wir uns für einen Dialog engagiert, dieser Rückfall ist eine Niederlage.»

Doppelbürger können kaum ausreisen

Nach Aussagen von Bundesrat Cassis hat die Schweiz Kenntnis von rund 30 Schweizerinnen und Schweizern oder Doppelbürgern, die noch im Sudan seien. Doppelbürgerinnen und -Bürger könnten jedoch kaum evakuiert werden, weil sie dafür eine Ausreisebewilligung bräuchten. Diese sei aufgrund der fehlenden Regierung im Sudan nicht zu bekommen.

Es gebe keine diplomatischen Kontakt auf Stufe Aussenministerium, sagte Cassis in Bern. Sehr vieles sei unklar. Auch für Botschafter Winter gebe es keine Auskunftspersonen vor Ort. Er wisse daher noch nicht, was er in der Schweiz mache, ob er die Arbeit hier aufnehmen könne.

Daneben gebe es noch drei Personen, die in Richtung der Stadt Port-Sudan geflüchtet seien. Sie seien in Sicherheit und würden ebenfalls in die Schweiz zurück kehren, führte Cassis aus. Darunter seien zum Beispiel zwei Militärangehörige, die im Sudan für die Entminung im Einsatz waren. Eine Person konnte nach Äthiopien flüchten, auch diese sei in Sicherheit.

Das einheimische Personal der Botschaft sei noch vor Ort, sagte Aussenminister Ignazio Cassis. Diese Angestellten, die für eine ausländischen Vertretung gearbeitet haben, seien aufgrund dessen nicht einer zusätzlichen Gefahr ausgesetzt. (sda)

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5 Kommentare
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000333.bbd2af60@apple
25.04.2023 07:02registriert Oktober 2021
Ich finde die Schweiz hätte neutral sein sollen und auf ausländische Hilfe verzichten sollen. Man stelle sich vor, ein solcher Soldat hätte womöglich mit Schweizer Munition im Sudan schiessen müssen….geht ja gar nicht
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