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Japankäfer in Kloten: So werden die Massnahmen umgesetzt

So rüstet sich Kloten für den Kampf gegen den Japankäfer

Der Japankäfer sorgt in Kloten gerade für Aufruhr. Am Donnerstag beginnt die Bekämpfung des gefrässigen Insekts. Wir zeigen euch, wie dabei vorgegangen wird.
27.07.2023, 15:5027.07.2023, 16:41
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Auf einem Parkplatz ganz in der Nähe des Bahnhofs Kloten trafen sich am Donnerstagmorgen jede Menge Journalisten und Journalistinnen. Das Thema der Stunde: der Japankäfer. Das gebietsfremde Insekt hat sich in den letzten Tagen und Wochen ausgebreitet, wie auch watson berichtete. Damit der Schaden in Kloten minimiert und vor allem auch die Ausbreitung auf die restliche Deutschschweiz verhindert werden kann, muss er schnell getilgt werden.

Wie Fiona Eyer von der Fachstelle für Pflanzenschutz des Kantons Zürich erklärt, findet zurzeit gerade der Höhenflug der Japankäfer statt. Das bedeutet, dass es zurzeit keine oder unbedeutend wenige Larven im Boden haben sollte, weil die Käfer sich jetzt «oberirdisch die Bäuche voll schlagen und sich paaren». Bei der Bekämpfung der Käfer durch Insektizid konzentriere man sich deshalb auf Sträucher, Bäume und sonstige Pflanzen.

Diese Regeln gelten für Kloten

Obwohl man davon ausgeht, dass die Japankäfer noch keine Larven in die Erde legen konnten, will man Vorsicht walten lassen. Für das gesamte Gebiet der Stadt Kloten gelten deshalb folgende Massnahmen:

  • Bewässerungsverbot für Rasen- und Grünflächen bis Ende September (weil die Weibchen ihre Eier in nasse Böden legen).
  • Grüngut und Kompost dürfen bis Ende September nicht aus Kloten hinaustransportiert werden (damit die Käfer nicht versehentlich mit transportiert werden).
  • Das Gleiche gilt für Pflanzen mitsamt ihrer Wurzel, wenn diese sich in Erde oder organischem Substrat befinden.
  • Auch Bodenmaterial darf die Stadtgrenze Klotens nicht überqueren.

Drei Massnahmen zur Bekämpfung

Behandlung der Gärten mit Insektizid

Am Donnerstag kümmern sich sechs Teams um die Ausrottung der Japankäfer mittels Insektizid. Diese Massnahme sollte voraussichtlich in einem Tag erfolgen – falls die Zeit nicht reicht, sollte sie spätestens Freitagabend abgeschlossen sein.

Ein Team setzt sich zusammen aus drei ausgebildeten Gärtnern und vier Zivilschützern. Zwei der Zivilschützer gehen jeweils voraus, um die Anwohner zu informieren, dass in ihrem Garten Insektizid gesprüht wird, und allfällige Fragen zu beantworten. Ein Zivilschützer trägt währenddessen auf einer Karte ein, welche Gärten schon behandelt wurden, und der vierte Zivilschützer sorgt dafür, dass das restliche Team in Ruhe seiner Arbeit nachgehen kann, ohne dass es gestört wird.

«Die Gärtner müssen vorwärtsmachen können. Auch wenn das Gebiet so weit es geht eingegrenzt wurde, ist es immer noch riesig», sagt Fiona Eyer. Die Gärtner tragen dazu einen Schutzanzug, der den gesamten Körper bedeckt, und ein Visier, das ihr Gesicht vor der Flüssigkeit schützt.

Die Gärtner besprühen einen privaten Schrebergarten:

Video: watson/anna böhler
Video: watson/anna böhler

Netzfallen

In den vergangenen Tagen hat der Zivilschutz Fallen für die Japankäfer gebaut. Nachdem die Pflanzenschutzmittel in Kloten versprüht wurden, sollen die übrigen Käfer mittels Netzfallen getötet werden.

In der ganzen Stadt werden davon um die 100 Stück platziert. Diese Netzfallen locken die Tiere mittels speziell für sie entwickelten Duftstoffen an. Die Falle besteht aus einem Dreibein, welches von einem Mückennetz umgeben ist. Das Mückennetz wird ebenfalls mit Insektizid behandelt, damit die Japankäfer sterben, sobald sie dieses berühren.

Hier montiert der Zivilschutz gerade eine solche Netzfalle:

Video: watson/anna böhler

Das für die Käfer giftige Netz wird erst am Dienstag darüber gespannt, weil man die Insekten noch nicht jetzt anlocken möchte. Danach werden sie laut Fiona Eyer mindestens einen Monat lang stehen gelassen. Für Menschen ist das verwendete Insektizid unbedenklich – trotzdem sollte man die Fallen nicht berühren.

Warnung für die Bevölkerung von Kloten betreffend der Bekämpfung der Japankäfer an der Netzfalle
So wird die Bevölkerung dafür sensibilisiert.Bild: watson

Fangfallen

Auch diese kleineren Fallen locken die Japankäfer mittels spezieller Pheromone an. Der wesentliche Unterschied zur Netzfalle besteht darin, dass die Fangfallen in erster Linie der Kontrolle dienen.

Die Falle funktioniert so, dass die vergifteten Tiere direkt hineinfallen und danach nicht mehr entkommen können – so ist es möglich, sich einen Überblick über die Anzahl verbleibender Japankäfer zu verschaffen. Bei den Netzfallen ist dies schwierig, weil die Tiere nicht sofort an Ort und Stelle sterben. Im Stadtgebiet und vereinzelt auch ausserhalb gibt es davon etwa 30 Stück.

Japankäfer in Kloten, 2023. So sieht eine Kontrollfalle aus.
So sieht eine Kontrollfalle aus.Bild: watson

Diese Menschen sind im Einsatz

Adriano Meili vom Zivilschutz Hardwald erzählt, dass sie letzten Montag von der Fachstelle für Pflanzenschutz für diesen Einsatz angefragt wurden. Am Dienstag habe man dann die erste Suchaktion begonnen. Dafür ging man in Kloten von Pflanze zu Pflanze und hielt Ausschau nach besagtem Insekt.

Gestartet habe man mit 15 Zivilschützern – diesen Donnerstag sind es bereits 75 Zivilschützer, die im Einsatz sind. «Alle Helfenden mussten von der Arbeit freigestellt werden, um hier mitzuhelfen.» Bei den meisten Arbeitgebern sei das Verständnis für die Situation gross gewesen, nur einzelne hätten angerufen, um zu fragen, ob der Einsatz wirklich nötig sei. Planmässig dauert der Einsatz der Zivilschützer noch bis Ende dieser Woche – die Lage wird jedoch laufend neu beurteilt.

Bisher hätten alle Anwohner kooperiert und die Einsätze konnten ohne Intervenieren der Polizei durchgeführt werden. Die Bevölkerung Klotens habe bisher immer sehr freundlich und verständnisvoll reagiert und entweder vom Haus aus oder im Garten aus sicherer Distanz das Geschehen beobachtet. Wenn Bewohner eines Hauses gerade in den Ferien weilen, wird der Garten behandelt und anschliessend ein Infoblatt in den Briefkasten geworfen.

Fachstelle für Pflanzenschutz ist zuversichtlich

Darauf angesprochen, dass die Japankäfer beispielsweise im Tessin fortan für Probleme sorgen, sagt Fiona Eyer: «Ich kann keine Angaben zur Situation im Tessin machen. Aber ich kann vergleichen. Im Tessin haben wir einen stetigen Zuwachs an Japankäfern aus Italien.»

In Kloten handle es sich hingegen um einen isolierten Fall, bei dem sich relativ genau eingrenzen lasse, wo die Insektenart vorkomme. «Dementsprechend sind wir sehr optimistisch, dass wir den Japankäfer-Befall mit den aktuellen Bemühungen und zukünftigen Vorsichtsmassnahmen unter Kontrolle bekommen werden.»

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Yeehaw – Frosch reitet Käfer
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Yeehaw – Frosch reitet Käfer
«Hey, Jolly Jumper! Es ist mir egal, was die anderen sagen – ich liebe dich, auch wenn du ein Käfer bist!»
quelle: solent news / hendy mp/solent news & photo agency
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So schön kann die Entstehung eines Käfers sein
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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
27.07.2023 16:29registriert März 2021
Medial verbreiten, dass die Dinger gut für die Potenz sind... zwei Wochen später könnt ihr sie dann auf die Liste der bedrohten Tierarten stellen.
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DasWölfchen
27.07.2023 16:18registriert April 2023
Meine Befürchtung ist, dass der Käfer im Gepäck schon im ganzen Land verbreitet wurde.
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