Heute Mittwoch wird laut türkischen Medien in Anatolien der langwierige Prozess gegen den Brugger Dschihadisten Cendrim R. fortgesetzt. 2014 hatte der heute 24-Jährige mit zwei weiteren «IS»-Terroristen in der anatolischen Stadt Niğde einen Soldaten, einen Polizisten und einen Lastwagenfahrer ermordet.
Die türkische Staatsanwaltschaft fordert für den im Aargau aufgewachsenen Kosovo-Albaner viermal lebenslänglich – sprich: 285 Jahre Gefängnis.
Die Verhandlung war in der Vergangenheit mehrmals unterbrochen worden (die AZ berichtete). Zuerst hatten Unterlagen gefehlt, später legten die drei Verteidiger der Angeklagten ihre Arbeit nieder. «Sogar Tiere werden verteidigt. Doch diese drei sind nicht einmal Tiere», sagten sie.
Probleme gab es auch, weil die Beschuldigten nicht im Gerichtssaal an der Verhandlung teilnahmen, sondern via Videokonferenz zugeschaltet wurden. Dies, weil der Strassentransport aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Ankara ins anatolische Provinzgericht zu gefährlich sei.
Am bisher letzten Verhandlungstag Mitte Mai fragte der Richter die Beschuldigten über die Video-Leitung: «Wollen Sie in den Gerichtssaal nach Niğde kommen?» Die Angeklagten blieben – wie auch bei allen anderen Fragen zuvor – stumm. Der Prozess hat für die Türkei grosse Bedeutung: Er gilt als die erste juristische Aufarbeitung eines «IS»-Anschlags auf türkischem Boden.
Wie die «Frankfurter Rundschau» schreibt, wurden Richter ausgewechselt, wichtige Zeugen nicht vorgeladen und ein Verhandlungstermin wegen der «heiklen Situation» einer nahenden Parlamentswahl gestrichen. Heute Mittwoch sollen in Niğde nun die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und der neuen Pflichtverteidiger folgen.
Update: Das Gericht im türkischen Niğde verurteilte den in Brugg aufgewachsenen Cendrim R.* zu fünfmal lebenslänglich oder 174 Jahren und 6 Monaten Gefängnis. Das berichtet das türkische Nachritenportal «Haber24». Zwei weitere Angeklagte – ein Deutscher und ein Mazedonier, erhielten demnach eine Haftstrafe von von 131 bzw. 134 Jahren und sechs Monaten.
(aargauerzeitung.ch)