SRF-Direktorin Nathalie Wappler habe sich eigentlich einen volksnäheren Titel ohne Genitiv für seine Show gewünscht, sagt Gabriel Vetter. Nun sei man stolz, als Trio die erste «nonbinäre Sendung» des Schweizer Fernsehens moderieren zu dürfen. «Der Genetiv bi de Lüt!» sozusagen, witzelte der Host der neuen SRF-Satireshow «Die Sendung des Monats» bei seinem Einstand im Zürcher Plaza Club.
Einmal im Monat soll die Show am Sonntagabend das politische und gesellschaftliche Leben der Schweiz kommentieren. Und Vetter, das macht nicht nur der ohne Namen auskommende Titel der Sendung deutlich, sondern auch seine Sitzplatzwahl am äusseren Rand, sieht sich nicht im Zentrum wie noch das hoch energetische, charismatische Pulverfass Dominic Deville. «Die Sendung des Monats» wird gleichberechtigt getragen von Vetter, der Schauspielerin Fabienne Hadorn und dem Comedian Sven Ivanić. Brav teilten sie in der ersten Folge die 30 Minuten Redezeit untereinander auf. Nicht alle Witze zünden. Oft fehlt dafür das nötige Schwarzpulver.
Vetter steckt trotzdem in jedem Detail. Fangen wir an bei der Einrichtung: Im Studio wird das Bünzlitum gefeiert mit einem Sammelsurium an skurrilen Gegenständen. Es stehen herum: ein riesiger Plastikgartenzwerg im Playmobildesign, ein Plastik-Stängeliglacé vom Typ Rakete und ein herziges Nashorn-Sparkässeli.
Auch bei den inhaltlichen Programmpunkten der Show hat Vetter, der bei Dominic Deville in der Rolle des Bio-Bauern Wolfgang Imholz-Nussbaum auftrat und in seiner frühen Karriere als Slampoet schon lieber Bratwürste gegrillt hat als Politiker in die Pfanne gehauen, seine Liebe für die ländliche Schweiz, das Abseitige, Kleinkarierte und Tierische verewigt: Neben einer 1000-sekündigen Zusammenfassung des Monats September, die brav wie der eingeblendete Familienhund Golden Retriever daherkommt und dem trotz Themen (steigende Strom- und Krankenkassenprämien) der Biss fehlt, moderiert Aussenmoderatorin Julia Kubik die «Hundsverlochete des Monats».
Die führt Kubik bei ihrem ersten Ausflug ins solothurnische Witterswil zu den Schweizer Meisterschaften der Wettpflüger. Den wortkargen Bauern hätte höchstens eine Hazel Brugger ein leidenschaftliches Statement abringen können. Kubiks Fragen laufen ins Leere. Eine Furche auf einem Feld bleibt eben eine Furche. Leider hat Kubik beim ersten Einsatz niemand gesagt, dass sie ihr Mikrofon beim Sprechen nicht vors Gesicht halten soll.
Auch der zweite Aussenreporter, Moritz Schädler, kann mit dem «Gebührenzahler des Monats» nicht punkten. Das Konzept: Wir verprassen mit einem Zuschauer dessen Serafe-Fernsehgebühren von 335 Franken in einem einzigen Tag. Der Zuschauer aus dem aargauischen Möhlin bleibt in Folge eins ebenso wortkarg wie die Meisterpflüger in Witterswil. Es bleibt abzuwarten, ob die Aneinanderreihung von Museumsbesuchen, Shoppingtouren und Bierrunden mit anschliessender Milchbubenrechnung sich nicht abnutzt. Bisher spielt sie höchstens den Initianten der Halbierungsinitiative in die Hände.
Selbsterklärend, dass in so einer Show keine Weltnews verlesen werden, sondern von Sven Ivanić und Fabienne Hadorn im Wechsel vorgetragene «Regio-News». Nur leider bewegen die sich in der Aufmachung derart auf Low-Budget-Niveau, dass man das Gefühl hat, man schaue ein paar Schülern dabei zu, wie sie die «Freitag Nacht News» des Privatsenders RTL mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nachspielen.
So gross die inhaltlichen Baustellen, so tadellos ist Vetters Timing. Wo Dominic Deville als Late-Night-Host zu Beginn arg übersteuert und nervös wirkte, merkt man Vetter den Profi an. Souverän lenkte er durch die Sendung, die Chemie zwischen den drei Hauptprotagonisten stimmt. Dass mit Ivanić und Hadorn zwei Schauspielerprobte in der Show sitzen, stimmt hoffnungsvoll.
In einem der gelungensten Sketche wird in Anspielung auf den «Meteo»-Skandal das Wetter durch Exponenten politischer Parteien moderiert: Wie Sven Ivanic als FDPler im Anzug die Hoch- und Tiefdruckgebiete wie Börsenwerte interpretiert, während Sponsoren aus dem Finanzsektor eingeblendet werden, Fabienne Hadorn als weltfremde SPlerin den Altweibersommer aus dem politisch korrekten Sprachgebrauch cancelt und Gabriel Vetter in seiner Paraderolle als kerniger SVPler über die ausländischen Regenwolken wettert, die «in Massen zu uns migrieren», lässt darauf hoffen, dass das Hochdruckgebiet uns noch nicht erreicht hat. Und dass das erst der Anfang eines launischen Herbstes ist. (aargauerzeitung.ch)
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