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Die Sendung des Monats: So ist das neue SRF-Late-Night-Format

Top oder Flop? So war die erste Folge der neuen Late-Night-Show des Schweizer Fernsehens

Im neuen SRF-Late-Night-Format «Die Sendung des Monats» werden lieber Bratwürste gegrillt als Politiker in die Pfanne gehauen. Das Trio harmoniert. Bei den Witzen gibt es aber noch Luft nach oben.
25.09.2023, 07:48
Julia Stephan / ch media
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Das neue Trio im Plaza in Zürich: Sven Ivanić, Fabienne Hadorn und Moderator Gabriel Vetter.
Das neue Trio im Plaza in Zürich: Sven Ivanić, Fabienne Hadorn und Moderator Gabriel Vetter.Bild: srf/gian vaitl

SRF-Direktorin Nathalie Wappler habe sich eigentlich einen volksnäheren Titel ohne Genitiv für seine Show gewünscht, sagt Gabriel Vetter. Nun sei man stolz, als Trio die erste «nonbinäre Sendung» des Schweizer Fernsehens moderieren zu dürfen. «Der Genetiv bi de Lüt!» sozusagen, witzelte der Host der neuen SRF-Satireshow «Die Sendung des Monats» bei seinem Einstand im Zürcher Plaza Club.

Einmal im Monat soll die Show am Sonntagabend das politische und gesellschaftliche Leben der Schweiz kommentieren. Und Vetter, das macht nicht nur der ohne Namen auskommende Titel der Sendung deutlich, sondern auch seine Sitzplatzwahl am äusseren Rand, sieht sich nicht im Zentrum wie noch das hoch energetische, charismatische Pulverfass Dominic Deville. «Die Sendung des Monats» wird gleichberechtigt getragen von Vetter, der Schauspielerin Fabienne Hadorn und dem Comedian Sven Ivanić. Brav teilten sie in der ersten Folge die 30 Minuten Redezeit untereinander auf. Nicht alle Witze zünden. Oft fehlt dafür das nötige Schwarzpulver.

Brav wie ein Golden Retriever

Vetter steckt trotzdem in jedem Detail. Fangen wir an bei der Einrichtung: Im Studio wird das Bünzlitum gefeiert mit einem Sammelsurium an skurrilen Gegenständen. Es stehen herum: ein riesiger Plastikgartenzwerg im Playmobildesign, ein Plastik-Stängeliglacé vom Typ Rakete und ein herziges Nashorn-Sparkässeli.

Auch bei den inhaltlichen Programmpunkten der Show hat Vetter, der bei Dominic Deville in der Rolle des Bio-Bauern Wolfgang Imholz-Nussbaum auftrat und in seiner frühen Karriere als Slampoet schon lieber Bratwürste gegrillt hat als Politiker in die Pfanne gehauen, seine Liebe für die ländliche Schweiz, das Abseitige, Kleinkarierte und Tierische verewigt: Neben einer 1000-sekündigen Zusammenfassung des Monats September, die brav wie der eingeblendete Familienhund Golden Retriever daherkommt und dem trotz Themen (steigende Strom- und Krankenkassenprämien) der Biss fehlt, moderiert Aussenmoderatorin Julia Kubik die «Hundsverlochete des Monats».

Die führt Kubik bei ihrem ersten Ausflug ins solothurnische Witterswil zu den Schweizer Meisterschaften der Wettpflüger. Den wortkargen Bauern hätte höchstens eine Hazel Brugger ein leidenschaftliches Statement abringen können. Kubiks Fragen laufen ins Leere. Eine Furche auf einem Feld bleibt eben eine Furche. Leider hat Kubik beim ersten Einsatz niemand gesagt, dass sie ihr Mikrofon beim Sprechen nicht vors Gesicht halten soll.

Auch der zweite Aussenreporter, Moritz Schädler, kann mit dem «Gebührenzahler des Monats» nicht punkten. Das Konzept: Wir verprassen mit einem Zuschauer dessen Serafe-Fernsehgebühren von 335 Franken in einem einzigen Tag. Der Zuschauer aus dem aargauischen Möhlin bleibt in Folge eins ebenso wortkarg wie die Meisterpflüger in Witterswil. Es bleibt abzuwarten, ob die Aneinanderreihung von Museumsbesuchen, Shoppingtouren und Bierrunden mit anschliessender Milchbubenrechnung sich nicht abnutzt. Bisher spielt sie höchstens den Initianten der Halbierungsinitiative in die Hände.

Das Timing stimmt, die Chemie auch

Selbsterklärend, dass in so einer Show keine Weltnews verlesen werden, sondern von Sven Ivanić und Fabienne Hadorn im Wechsel vorgetragene «Regio-News». Nur leider bewegen die sich in der Aufmachung derart auf Low-Budget-Niveau, dass man das Gefühl hat, man schaue ein paar Schülern dabei zu, wie sie die «Freitag Nacht News» des Privatsenders RTL mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nachspielen.

So gross die inhaltlichen Baustellen, so tadellos ist Vetters Timing. Wo Dominic Deville als Late-Night-Host zu Beginn arg übersteuert und nervös wirkte, merkt man Vetter den Profi an. Souverän lenkte er durch die Sendung, die Chemie zwischen den drei Hauptprotagonisten stimmt. Dass mit Ivanić und Hadorn zwei Schauspielerprobte in der Show sitzen, stimmt hoffnungsvoll.

In einem der gelungensten Sketche wird in Anspielung auf den «Meteo»-Skandal das Wetter durch Exponenten politischer Parteien moderiert: Wie Sven Ivanic als FDPler im Anzug die Hoch- und Tiefdruckgebiete wie Börsenwerte interpretiert, während Sponsoren aus dem Finanzsektor eingeblendet werden, Fabienne Hadorn als weltfremde SPlerin den Altweibersommer aus dem politisch korrekten Sprachgebrauch cancelt und Gabriel Vetter in seiner Paraderolle als kerniger SVPler über die ausländischen Regenwolken wettert, die «in Massen zu uns migrieren», lässt darauf hoffen, dass das Hochdruckgebiet uns noch nicht erreicht hat. Und dass das erst der Anfang eines launischen Herbstes ist. (aargauerzeitung.ch)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
25.09.2023 10:01registriert Juli 2020
Da es hier um Bratwürste geht sehe ich mich gezwungen hier was zu schreiben. Da ich aber die Sendung nicht gesehen habe wünsche ich euch allen einfach einen guten Start in die Woche :-)
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rönsger
25.09.2023 10:50registriert Dezember 2014
Der politisch ausgewogene Wetterbericht war grossartig, die Kurzberichte z.T. recht witzig, die Gebühren-Geschichte etwas gesucht und die Furchenpflügerei verschenkt. Doch v.a. Gabriel Vetter ist dank seines Schalks eine Idealbesetzung, und auch seine Sidekicks fallen kaum ab. Ich finde: Alles in allem eine gelungene Low-Budget-Produktion. Und das ist die Krux: Man merkt die Sparmassnahmen, das Format hat keinen Platz für Neuentdeckungen, Gefässe für Überraschungen fehlen. Ob sich so eine neue - nur monatlich angesetzte - Satiresendung auf die Dauer durchsetzen wird, ist fraglich, schade.
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plop
25.09.2023 09:00registriert Dezember 2015
Ja, die können noch einen Zacken zulegen. Das Meteo-Ding war tipptopp, die Einbindung von Fails und Tierbildli auch ok und jedenfalls Zeitgemäss. Aber grad schiefgelacht hab ich mich nicht..
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