Seit 13 Tagen herrscht Krieg in der Ukraine. Die UNO spricht bereits von 1,5 Millionen Menschen, die aus dem Land geflüchtet sind. 140 von ihnen landeten am Dienstag spätabends am Zürcher Flughafen. Darunter mehrheitlich Frauen, kleine Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen.
Die 19-jährige Maria ist eine davon. Mit ihrer Mutter wohnte sie bis vor kurzem in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. «Die ersten Tage nach den Bombenangriffen haben wir im Bunker verbracht. Ich hatte unglaubliche Angst.» Sie sei doch erst 19, fügt Maria in perfektem Englisch an. «Das ist zu jung, um zu sterben.»
Maria und ihre Mutter Elena schaffen es bis über die ukrainische Grenze nach Polen. Zusammen mit den 138 anderen Geflüchteten holt sie am Dienstagabend ein Charterflug der Edelweiss in Krakau ab. Finanziert und organisiert von Philanthrop Guido Fluri und seiner gleichnamigen Stiftung.
Für den 55-jährigen Unternehmer, der mit nach Krakau flog, ist das erst der Anfang: «Ich wollte unkompliziert Verantwortung übernehmen. Natürlich ist es ein kleiner Beitrag angesichts dieser unermesslichen europäischen Katastrophe, mit der wir uns alle konfrontiert sehen. Aber irgendwo müssen wir beginnen», sagt Fluri.
Gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Artem Rybchenko, der ebenfalls mit nach Polen fliegt und vielen weiteren Personen im Hintergrund, wurde der Evakuierungsflug möglich gemacht. Für den Ukrainer Rybchenko, der immer noch viele Familienmitglieder in der Ukraine hat, ein Lichtblick in einer dunklen Zeit: «Ich bin überwältigt von der Anteilnahme in der Schweiz und dankbar, dass wir diese vulnerablen Kinder und Mütter in Sicherheit bringen können.»
In Zürich angekommen, warten bereits drei grosse blaue Cars auf die Ankommenden. Die Mütter tragen ihre müden Kinder in den Armen die Treppen hoch in die grossen Busse. Ein Grossteil der Geflüchteten fährt von Zürich bis nach Mümliswil im Kanton Solothurn weiter. Dort, im früheren Kinderheim, warten bereits Übersetzerinnen, Ärztinnen, Pädagogen, die freiwillige Feuerwehr – und frisch gemachte Betten. Um Mitternacht öffnet sich die Car-Tür – für die Geflüchteten in eine ungewisse Zukunft.
In den nächsten paar Wochen sind sie sicher. Oder wie noch im Flugzeug eine Ukrainerin auf Englisch die Frage eines kleinen Jungen übersetzt: Ob er denn, an diesem neuen unbekannten Ort, draussen spielen könne? «Auf jeden Fall», antwortet sie. Er schenkt ihr vor Freude ein Gummibärchen. Zwei Wochen durfte er nicht mehr draussen herumtoben. Endlich ist es wieder so weit.
Bitte mehr davon.