Schweiz
Wetter

Wetter Schweiz: Der Mai 2021 im Vergleich mit den letzten Jahren

Ein Mann mit einem Schirm laeuft im Regen in Bern, am Mittwoch, 8. August 2018. (KEYSTONE/Thomas Hodel)
Leider ein gewohntes Bild im Mai 2021 in der Schweiz.Bild: KEYSTONE

So (un)gewöhnlich ist die aktuelle Wetterlage und so lange könnte sie noch anhalten

Das Wetter will noch nicht so recht. Der Sommer scheint ein ferner Traum zu sein und die Aussichten leider nicht sehr rosig. Wie kam es dazu, ist das so ungewöhnlich und vor allem: Wie lange müssen wir das noch aushalten? Diese fünf Punkte geben die Antwort.
17.05.2021, 16:21
Reto Fehr
Folge mir
Mehr «Schweiz»

Das Wetter für die kommenden Tage

Viele sehnen sich den Sommer herbei, aber noch will der Mai mit Sommer und Sonnenschein nicht so richtig vorwärts machen. Schon die letzten Tage gab es immer wieder Regen und auch in den kommenden Tagen wird man kaum einmal ohne Regenschirm das Haus verlassen können. Selbst wenn die Badis der Schweiz ihre Tore öffnen: Badewetter ist nicht in Sicht.

Vorhersage gemäss MeteoSchweiz:

Bild

Wie ungewöhnlich ist dieses Wetter?

«Die aktuelle Wetterlage ist ungewohnt, aber schlechte Mai-Monate gab es immer wieder», sagt Ludwig Zgraggen, Meteorologe bei MeteoSchweiz. Vor allem in den 1970er und 1980er Jahren gab es immer wieder solche – oder noch extremere – Phasen in der aktuellen Jahreszeit. «Durch den Klimawandel sind diese in den letzten Jahren seltener geworden, aber durchaus nicht anormal. Wir hatten auch schon Schnee bis in tiefe Lagen im Mai», erklärt Zgraggen.

Menschen geniessen das sommerliche Wetter am See in Zuerich, aufgenommen am Sonntag, 9. Mai 2021. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Weisst du noch? Am 9. Mai erlebten wir (hier in Zürich) einen der bisher schönsten und wärmsten Tagen des Jahres. Seither wurde es merklich kühler und nasser.Bild: keystone

Sein Kollege Stephan Bader von der Abteilung Klima bei MeteoSchweiz ergänzt: «Für wenig sommerliche Maiverhältnisse müssen wir nicht weit zurückblicken. Der Mai 2019 zeigte sich anhaltend kühl und durchzogen regnerisch. Er zog sogar noch ein Register mehr: In den ersten Maitagen 2019 fiel auf der Alpennordseite nochmals Schnee bis in tiefe Lagen.» Mit durchschnittlich 6,1 Grad war es der kühlste Mai der letzten rund 30 Jahre. Im Vergleich dazu sind wir aktuell gar nicht so schlecht unterwegs, wie die Abweichungen vom Temperaturmittel von 2019 und 2021 zeigen:

Mai 2019

Je dunkler das Blau, desto kälter die Temperatur.
Je dunkler das Blau, desto kälter die Temperatur.

Mai 2021

Je dunkler das Blau, desto kälter die Temperatur.
Je dunkler das Blau, desto kälter die Temperatur.

Stephan Bader sieht in der momentanen Wetterlage vor allem auch einen grossen Vorteil: «Für die Natur ist das aktuelle Wetter super. Es sind nicht ergiebige Niederschläge, sondern es regnet immer mal wieder.»

Was der Grund für die aktuelle Wetterlage ist – und wann sie sich ändert

Das aktuelle Wetter beschert uns ein Hochdruckgebiet über dem südlichen Europa und ein Tiefdruckgebiet über Nordeuropa. Dies hat im Alpenraum eine West- bis Nordwestlage zur Folge, welche die kühle Meeresluft zu uns bringt. «Schuld ist der Nordwestwind. Dass sich das Tief bis so weit in den Süden verbreitet, ist allerdings selten», sagt Zgraggen.

Staff remove the rain cover from the cour of round match between Henri Laaksonen from Switzerland and Alejandro Tabilo from Chile, during the qualifying match, at the ATP 250 Tennis Geneva Open tourna ...
In Genf wird man diese Woche auch mit dem Regen kämpfen müssen, wenn Roger Federer und Co. das Racket schwingen.Bild: keystone

Und wann können wir mit Wetterbesserungen rechnen? «Bis Pfingsten wird es nicht besser, vermutlich bleibt die Schweiz gar bis Ende Mai auf der Alpennordseite tiefdruck-bestimmt», so Zgraggen weiter. Auf der Alpensüdseite ist es noch bis am Donnerstag besser, danach aber wohl auch dort nicht mehr.

So sieht der durchschnittliche Mai aus

Noch ist der Mai nicht vorbei. Die kurze Zusammenfassung bis Monatsmitte: Der Wonnemonat ist zu kalt und eher regnerisch.

Mit Blick auf die Durchschnittstemperatur für die ersten 16 Tage im Mai (aktuellste Daten), zeigt sich, dass beispielsweise an der Messstation in Basel die 11,2 Grad seit dem Jahr 2000 nur zweimal unterboten wurden.

In Sachen Regentagen (mindestens 0,5 mm Regen pro Tag) ist der Mai bisher beispielsweise in Zürich allerdings mehr oder weniger im normalen Bereich. Seit dem Jahr 2000 gab es vom 1. bis 14. Mai (aktuellste Daten) in zehn anderen Jahren mindestens ebenfalls acht Regentage.

Langzeittrend sagt schlechten Juni voraus: Was ist da dran?

Kürzlich twitterte Jörg Kachelmann den 46-Tage-Trend vom European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF). Dieses bewertet in der mittelfristigen Prognose das Wochenwetter im Hinblick auf den Durchschnitt von 20 Jahren. Es sagt eher kühleres Wetter bis Ende Juni voraus.

Dazu gilt zu wissen: Mit Trends, die länger als ein paar Tage das Wetter vorhersagen, ist immer Vorsicht geboten. Zgraggen sagt: «Zwei Tage können wir sehr genau mit 85 Prozent und mehr vorhersagen. Danach nimmt es laufend ab. Bis fünf Tage sind die Prognosen noch gut, schon bei sechs und sieben Tagen sprechen wir nur noch von Trends.»

Zgraggen erklärt angesprochen auf die ECMWF-Trends: «Das sind keine Prognosen, sondern Trends. Es könnte eher in diese Richtung gehen. Aber wenn ich jetzt hier sitze, kann ich nicht sagen, ob der Juni eher trocken wird.»

Der Trend der ECMWF für die Woche vom 21. bis 28. Juni im Vergleich mit den letzten 20 Jahren: Aktuell geht es eher in die Richtung kühler als sonst.
Der Trend der ECMWF für die Woche vom 21. bis 28. Juni im Vergleich mit den letzten 20 Jahren: Aktuell geht es eher in die Richtung kühler als sonst.bild: ECMWF

Bei MeteoSchweiz werden in der täglichen Arbeit der Meteorologen solche Langzeitprognosen eher selten benützt, da diese Langzeitprognosen den üblichen Vorhersagezeitraum von wenigen Tagen weit überschreiten. Man schaue sich diese zwar an, aber da spiele zu viel rein und es gebe zu viele Unsicherheiten.

Langzeitprognosen sind bei Wetterfragen also schwierig. 2019 sorgte Accuweather für Aufsehen, als ein Hitzesommer prognostiziert wurde, dann aber alles anders kam. Die Mehrheit der Meteorologen hält Prognosen, die weiter als sieben bis zehn Tage vor allem für eines: ziemlich unsicher.

Dann kann man also noch keine Vorhersagen für den Sommer treffen? «Nein, das ist momentan kaum möglich. Man kann auch nicht sagen, dass auf einen feuchten Frühling ein schlechter Sommer folgt. Der Mai 1983 war beispielsweise katastrophal. Der Juni 1983 wurde dafür ein Jahrhundertmonat. Wir hatten über 38 Grad in Basel und selbst in Zermatt oben noch 32 Grad.» Übrigens: Den letzten richtig schlechten Sommer mit viel Niederschlag im Juli und August erlebten wir 2014.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese 20 Bilder halten unserer Gesellschaft den Spiegel vor
1 / 22
Diese 20 Bilder halten unserer Gesellschaft den Spiegel vor
«Beautiful Life On Social Media»
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn Erwachsene im Schnee toben würden wie kleine Kinder
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
75 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Zerschmetterling
17.05.2021 16:36registriert Mai 2017
Trump abgewählt, Corona langsam langweilig... Ist doch super, dann können wir uns jetzt übers Wetter aufregen 😃
1439
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hans12
17.05.2021 17:28registriert September 2019
Zum Glück war es letztes Jahr im Lockdown nicht so. Mein Balkon hat mich vor der Depression gerettet.
1038
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pümpernüssler
17.05.2021 16:53registriert Juli 2018
Früher nannte man das Frühling.
9816
Melden
Zum Kommentar
75
Netflix erhöht die Preise in der Schweiz – und zwar nicht nur «es bitzli»
Netflix feiert in der Schweiz sein 10-jähriges Bestehen. Um diesen Erfolg zu feiern, hat der Streaming-Gigant beschlossen, die Preise für seine drei Abonnements massiv zu erhöhen: bis zu 12 Prozent, und um 8 Prozent für das billigste.

Das teuerste Netflix-Abo ist nicht teuer genug: Der Marktführer und bereits teuerste Streaming-Anbieter der Schweiz erhöht erneut seine Preise – um bis zu 12 Prozent, wie der Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch am Mittwoch berichtete.

Zur Story