Nach dem grossen Schnee ist die Stromversorgung im Wallis und im Berner Oberland fast wieder hergestellt. Die Walliser Kantonsregierung hob am Freitagabend die besondere Lage auf. Der Grosse St. Bernhard bleibt für den Oster- und Transitverkehr nach Italien gesperrt. Den Simplonpass konnten Personenwagen wieder befahren.
Der Staatsrat hatte die besondere Lage am Donnerstagmorgen verhängt. Dieser Schritt ermöglicht es den Behörden, zusätzliche Mittel oder die Hilfe der Armee anzufordern. Nach Erkundungen in den Seitentälern sollte der Zugang im Lauf des Samstags freigegeben werden, teilte der Staatsrat weiter mit.
Die Warnungen vor der akuten Lawinengefahr und der Gefahr von umstürzenden Bäumen blieben gültig. Die Bevölkerung soll auf markierten Wegen bleiben, nicht unter Bäumen spazieren und Ufern fernbleiben. Obwohl sich der Boden stabilisiert, bleiben Rutsche und ähnliches nach Kantonsangaben möglich.
Die Stromversorgung im weiten Teilen des Wallis war am Karfreitag wieder hergestellt, wie das Energieunternehmen Oiken am Abend mitteilte. In den Seitentälern Val d'Anniviers und Val d'Hérens sind alles Siedlungen teilweise mit provisorischen Lösungen wieder versorgt. Ausnahme bildet der Weiler Lannaz, wo Oiken am Abend einen Generator aufstellte.
Im Saastal und im Mattertal ist die Stromversorgung den Angaben zufolge auch wieder sichergestellt. In mehreren Ortschaften standen der Bevölkerung weiterhin Notfalltreffpunkte zur Verfügung.
Im Berner Oberland stellte der Energiekonzern BKW die Stromversorgung bis am Freitagabend praktisch vollständig wieder her. Ausser einigen wenigen Leitungen zu einzelnen Gebäuden funktionierten alle Anschlüsse.
Die Pikett-Teams bewältigten nach BKW-Angaben seit der Nacht auf Gründonnerstag einen zweitägigen Grosseinsatz. Zunächst waren 17'000 Anschlüsse ohne Strom, bis am Donnerstagabend sank die Zahl auf 3400. 35 Teams behoben am Freitag die letzten Störungen.
Die Sperrung der Transitachsen durchs Wallis via Simplon und Grossen St. Bernhard führte den Angaben zufolge zu mehrstündigen Wartezeiten. Am frühen Freitagabend war der Simplonpass für den Autoverkehr wieder offen, für den Schwerverkehr aber weiterhin gesperrt.
Die Autobahn A21 über den Grossen St. Bernhard bleibt für den Transit- und Osterverkehr nach Italien bis auf Weiteres gesperrt, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) mitteilte. Die Walliser Kantonsregierung schrieb von einer Sperrung «bis mindestens Freitag» kommender Woche.
Eine grosse Lawine hatte am Donnerstag eine Galerie auf Walliser Seite vor dem Tunnel auf einer Länge von 300 Metern beschädigt. Die Sicherheit dieser Galerie ist nicht gewährleistet, wie das Astra nach einer Inspektion schrieb. An Reparaturarbeiten war wegen der akuten Lawinengefahr vorerst nicht zu denken. Für den lokalen Verkehr zwischen Martigny und Bourg-St-Pierre war die A21 offen.
Die Sperrungen hatten Folgen für den Autoverlad am Simplon. Die Warteräume und Zufahrten zur Verladestation in Brig waren überlastet. Zwischenzeitlich stellte die BLS den Betrieb des Autoverlads Brig-Iselle ein. Am Nachmittag nahm sie ihn kurz wieder auf, bevor es zu einem weiteren Unterbruch kam. In Iselle kam es ebenfalls zu langen Wartezeiten.
Die Zufahrten zu den Seitentälern im Zentralwallis und im Oberwallis waren ebenfalls weiterhin stark beeinträchtigt, wie es beim kantonalen Führungsorgan hiess.
Beeinträchtigt war auch der Bahnverkehr: Erst am Donnerstagabend verkehrten die Züge zwischen Bern und Brig durch den Lötschberg-Basistunnel wieder normal. Gleiches galt für die Züge zwischen Brig und Leuk. Die Eurocity-Züge via Simplon nach Mailand fuhren erst am Freitagmorgen wieder.
Nach der Ausrufung der besonderen Lage blieben die Schulen im Wallis am Donnerstag geschlossen. Insgesamt standen nach Behördenangaben zeitweilig über 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Hinzu kamen 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verkehrsinfrastruktur.
Im Oberwallis, auf dem Walliser Alpenkamm sowie im Berner Oberland gab es zwischen Mittwoch und Donnerstag 100 Millimeter Niederschlag - grösstenteils Schnee.
Von den starken Niederschlägen des Tiefdruckgebiets «Hans» waren besonders das Simplongebiet und das Maggiatal betroffen, wie aus dem Naturgefahrenbulletin des Bundes hervorging. Zwischen Dienstagabend und Donnerstagmorgen fielen dort 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Die Niederschläge nahmen ab Mittwochnachmittag an Intensität zu und die Schneefallgrenze sank.
Im Oberwallis, auf dem Walliser Alpenkamm sowie im Berner Oberland gab es 100 Millimeter Niederschlag - grösstenteils Schnee. Auf 2500 Metern über Meer mass Meteoschweiz rund 100 Zentimeter Neuschnee. Im Rhonetal und im Berner Oberland schneite es bis in tiefe Lagen. Entsprechend waren die Auswirkungen. Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde aber in der Schweiz niemand verletzt . (sda)