Schweiz
Wirtschaft

Marcel Dobler im Interview zum Franz Carl Weber-Verkauf

Nationalrat Marcel Dobler, aufgenommen an einer Medienkonferenz der FDP St. Gallen, am Mittwoch, 26. Oktober 2022, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
Marcel Dobler rettete vor fünf Jahren den angeschlagenen Spielzeughändler.Bild: keystone

Darum verkauft Digitec-Dobler Franz Carl Weber an einen deutschen Drogisten

Die Müller-Drogeriekette übernimmt Franz Carl Weber. Jetzt äussert sich der bisherige Besitzer Marcel Dobler zum Verkauf des Traditionsunternehmens.
05.07.2023, 16:09
Pascal Michel / ch media
Mehr «Schweiz»

Das «Gampiross» im Logo kennt noch heute jedes Kind. Franz Philipp Karl Friedrich Weber, der Gründer des gleichnamigen Spielzeughändlers, hatte das weisse Pferd auf rotem Grund Ende des 19. Jahrhunderts als Markenzeichen gewählt, weil es symbolisch für Glück und Erfolg stand. Er sollte recht bekommen: Sein Unternehmen florierte, er konnte sich trotz harscher Konkurrenz auf dem Platz Zürich durchsetzen und an der Bahnhofstrasse ein Geschäft eröffnen.

ARCHIVBILD --- ZUM VERKAUF DES SPIELWARENHAENDLERS FRANZ CARL WEBER STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- The Franz Carl Weber logo in the branch on Bahnhofplatz 9 in Zurich, Switzerland ...
Bild: keystone

Doch nach dieser traditionsreichen Geschichte drohte vor fünf Jahren das ikonische Schaukelpferd vom Markt zu verschwinden. Der französische Konzern Ludendo, der Franz Carl Weber 2006 gekauft hatte, ging Konkurs, in die Knie gezwungen von mächtigen Onlinegiganten. In der sogenannten Nachlassstundung konnten der damalige CEO Yves Burger, Digitec-Gründer Marcel Dobler sowie die deutsche Simba-Dickie-Gruppe die Traditionsmarke kurze Zeit später retten. Burger verkaufte seine Anteile wieder, seither waren Simba und Dobler je hälftig an der Firma beteiligt. Dobler amtete auch als Verwaltungsratspräsident.

Zu klein, um gute Preise zu verhandeln

Jetzt ist auch dieses Kapitel Geschichte - die Eigentümer haben Franz Carl Weber per 1. Juli an die deutsche Drogeriekette Müller verkauft, wie am Mittwoch bekannt wurde. Dies offenbar nach «erfolgreicher Sanierung».

Unternehmer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler begründet den Verkauf auf Anfrage damit, dass man bereits seit zwei Jahren «neue Synergien» geprüft habe. «Wir wollten im Einkauf die Effizienz steigern. Mit 23 Filialen waren wir zu klein, um hier konkurrenzfähige Preise auszuhandeln», so Dobler. Da man in der Schweiz keinen passenden Partner für eine Einkaufsgesellschaft gefunden habe, sei ein Verkauf in den Fokus gerückt.

Dabei fiel die Wahl auf die Müller-Drogeriekette. «Müller verkauft auch Spielwaren und hat mit einem Umsatz von 4 Milliarden Franken pro Jahr einen ganz anderen Hebel in der Hand», erklärt Dobler. Er ist überzeugt, dass der Verkauf «das Beste für die Zukunft von Franz Carl Weber» sei. Und: Er engagiere sich als Verwaltungsrat weiterhin für seine «Herzensangelegenheit».

«Franz Carl Weber war in einer sehr schlechten Verfassung, als wir eingestiegen sind», erzählt Dobler. Seither habe man «viel optimiert» und sei «deutlich schlanker» geworden. «Heute schreiben wir schwarze Zahlen», sagt Dobler. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehörte es, einen konkurrenzfähigen Onlineshop aufzubauen. Aber auch die Zahl der Filialen wurde ausgeweitet. Franz Carl Weber eröffnete wieder Geschäfte in Regionen, aus denen man sich vor Jahren zurückgezogen hatte.

Führte der Spielwarenhändler im Jahr 2010 noch 10 Filialen, waren es zuletzt 23. Gleichzeitig müssen die Läden aber mit weniger Personal auskommen. In den letzten drei Jahren schrumpfte die Zahl der Angestellten von 240 auf 196.

Was bedeutet die Übernahme durch die deutsche Drogeriekette nun für die bestehenden Franz-Carl-Weber-Filialen? Wandelt Müller die Standorte zu Drogerien um? Nein, betont Dobler. «Die Marke Franz Carl Weber wird bleiben». Zudem habe man langfristige Mietverträge.

Dobler blickt trotz angespanntem Marktumfeld optimistisch in die Zukunft. So sei ein neuer Onlineshop geplant, und auch im stationären Handel sieht er Wachstumspotenzial. «Wir sind bekannt für unsere gute Beratung und Top-Lagen - da können wir uns von der Konkurrenz abgrenzen.» (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
20 lustige, definitiv zu ehrliche Stellen-Inserate
1 / 24
20 lustige, definitiv zu ehrliche Stellen-Inserate
bild: twitter
Auf Facebook teilenAuf X teilen
CS-Aktionäre packen aus: «Die können noch so schöne Klamotten anziehen»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
32 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Hoagie
05.07.2023 16:35registriert Oktober 2018
Seither habe man «viel optimiert» und sei «deutlich schlanker» geworden.

Heisst ja nichts anderes als «es wurde viel Personal entlassen».
Ich finde diese schöngefärbte Sprache irgendwie schlimm, alle wissen doch inzwischen, was diese Worte bedeuten, da könnte man auch wieder Klartext reden. Aber der Aktienkurs reagiert ja bei diesen hübschen Worten vermutlich noch eine Spur besser.
10919
Melden
Zum Kommentar
avatar
Barracuda
05.07.2023 19:02registriert April 2016
Ja, das war bestimmt eine "Herzensangelegenheit" für ihn 😄 Das nehm ich ihm sofort ab, wenn ich sehe, wie rührend er sich bei Digitec um die Gesundheit und das Wohl der Logistik-Mitarbeitenden kümmert 🥱 Passt aber 100% zur FDP-Ideologie.
8813
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gimmee more
05.07.2023 16:28registriert Juli 2021
„Die Marke FCW wird bleiben, heisst nicht, dass es keine Filialschliessungen gibt.
Wette: ab Jahr 2 nach Übernahme werden Filialen geschlossen.
Der Artikel sollte auch die „Erfolgsgeschichte“ von Herrn Gaydoul mit FCW aufzeigen, die etwa gleich aussieht, wie die von Hrn. Dobler.
555
Melden
Zum Kommentar
32
Schweizer Juweliere arbeiteten für die italienische Mafia – mit Geheimfächern in Autos
Die Bundesanwaltschaft klagt zwei ältere Schweizer an. Sie führten noble Geschäfte. Tatsächlich waren sie für die 'Ndrangheta tätig.

Es sind zwei Geldwäscher wie aus einem James-Bond-Film, weil sie fast jedes Klischee erfüllen. Beide führen in Zürich noble Firmen.

Zur Story