Es war kein gutes Jahr für die Freunde der Kryptowährungen: Unrühmlicher Höhepunkt aller Negativmeldungen war der Kollaps der FTX-Börse, dessen Gründer Sam Bankman-Fried nun wegen Betrugs der Prozess gemacht wird. Hinzu kamen Kurseinbrüche auf breiter Front - für etliche Coins, aber auch für Tech-Titel, die im Negativzinsumfeld Anleger in Scharen angelockt hatten, welche dann dank steigender Zinsen teilweise wieder auf risikoärmere Vehikel umsatteln konnten.
Allen Widrigkeiten zum Trotz: Das Schweizer Crypto Valley konnte sich behaupten, so steht es jedenfalls im neusten Bericht der Zuger Investmentgesellschaft CVVC, welcher am Montag am Rande des WEF vorgestellt wurde. Die Zahl der Unternehmen ist mit 1135 per Ende 2022 gar leicht gewachsen; bei den Mitarbeitenden musste die Branche, die hierzulande insgesamt 5766 Personen beschäftigt, einen Abbau von rund 4 Prozent hinnehmen.
CVVC-Geschäftsführer Mathias Ruch spricht im Gespräch mit CH Media von «Korrekturen», welche die Branche durchgerüttelt hätten, von «notwendigen Bereinigungen». Er geht davon aus, dass weitere negative Meldungen folgen dürften, aber zeigt sich für die hiesige Blockchain-Szene und das Crypto Valley zuversichtlich, das zwar in Zug seine Anfänge hatte, sich aber mittlerweile über die gesamte Schweiz und Liechtenstein erstreckt. Er spricht von einer «multi-milliardenschweren Erfolgsgeschichte», die hierzulande noch nicht wirklich realisiert und honoriert werde.
Ruch führt das auch darauf zurück, dass viel über Kryptowährungen und damit über eine spekulative Anwendung von Blockchain geredet wird, aber letztlich sehr wenig über die Basistechnologie selbst. Blockchain führe zwar zu verbesserten Angeboten, sei aber nicht so einfach erkennbar - jedenfalls hierzulande nicht. Anders sehe es in Ländern aus, die keine verlässlichen Zahlungsmittel, Behörden oder Register hätten, wie etwa Grundbücher. Hier wird Blockchain als transparente und nicht manipulierbare Basis sehr geschätzt. In diesem Bereich sowie in der Finanzbranche sieht Ruch auch das grösste Potenzial - für die Blockchain-Technologie, aber auch für die Schweiz. «Wir haben hier einen der weltweit fortgeschrittensten Blockchain-Standorte», sagt Ruch und fügt an: «Nicht zuletzt aufgrund einer vorbildlichen regulatorischen Rechtsprechung.»
Die 50 grössten der insgesamt 1135 Firmen sind zusammen stolze 185 Milliarden Dollar wert, wie dem neusten neusten CVVC-Top-50-Report zu entnehmen ist. Sie beschäftigen insgesamt knapp 1250 Personen und konnten ihr Personal im vergangenen Jahr um knapp einen Viertel aufstocken. Darunter befinden sich gemäss CVVC-Angaben auch neun sogenannte «Einhörner» oder «Unicorn», also Firmen, deren geschätzter Wert sich auf über 1 Milliarde Dollar beläuft: Sieben Blockchain-Plattformen sowie die zwei Unternehmen 21 Shares und Gnosis Safe. (aargauerzeitung.ch)