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So wollen die Bürgerlichen verhindern, dass die UBS die Schweiz verlässt

Thierry Burkart, FDP-AG, steht vor dem Fraktionszimmer der FDP den Medien Antwort nach seiner Ruecktritsankuendigung an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 3. Juni 2025 im Bunde ...
FDP-Präsident Thierry Burkart will bezüglich UBS nicht das Gleiche wie Finanzministerin und Parteikollegin Karin Keller-Sutter.Bild: keystone

So wollen die Bürgerlichen verhindern, dass die UBS die Schweiz verlässt

Bürgerliche Parlamentarier arbeiten an einem Kompromiss: Die Regeln für die UBS sollen verschärft werden – aber nicht so, wie es Finanzministerin Karin Keller-Sutter vorsieht.
28.09.2025, 06:0728.09.2025, 06:07
Francesco Benini, Patrik Müller / ch media

Das Votum von Ständerat Thierry Burkart liess aufhorchen. Es brauche einen «tragfähigen Kompromiss», sagte der FDP-Präsident Mitte September in der kleinen Kammer. Einen Kompromiss zwischen der Politik und der betroffenen Branche, sodass den Ansprüchen «der Sicherheit, aber auch der Konkurrenzfähigkeit gebührend Rechnung getragen» werde.

Thierry Burkart begab sich damit auf Distanz zu FDP-Finanzministerin Karin Keller-Sutter: Er will eine weniger harte Regulierung der systemrelevanten Banken, als es die Bundespräsidentin vorsieht. Die Regierung hat nun am Freitag ihren Vorschlag zu den neuen Kapitalregeln in die Vernehmlassung gegeben. Sie hält an ihrer Linie fest.

Kernpunkt: Die Institute sollen ihre Auslandtöchter zu 100 Prozent mit hartem Kernkapital unterlegen. Gemeint ist die UBS. Sie erhielte dafür mehrere Jahre Zeit. Erforderlich wären rund 24 Milliarden Dollar.

Bundespraesidentin Karin Keller-Sutter spricht an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 17. September 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) bleibt hart: Sie verlangt hohes Eigenkapital für Auslandtöchter der UBS.Bild: keystone

Die Bank hält das für übertrieben und betont, dass damit ihre internationale Konkurrenzfähigkeit gefährdet sei. Amerikanische Medien berichteten, dass die UBS die Verlegung ihres Hauptsitzes in die USA prüfe. Die «Schweiz am Wochenende» schrieb am vergangenen Samstag: Dieses Szenario ist real.

Thierry Burkart ist nicht der einzige bürgerliche Politiker, welcher nun der Grossbank entgegenkommen will. Mitte-Ständerat Fabio Regazzi, der den Gewerbeverband präsidiert, sagt:

«Es braucht unbedingt einen Kompromiss. Die Konfrontation zwischen dem Bundesrat und der UBS ist schädlich für die Schweiz.»

Die USA hätten sich für eine lockerere Regulierung der Banken entschieden. «Es wäre im Interesse von allen, wenn eine einvernehmliche Lösung gefunden werden könnte.»

Unterstützung für Kompromiss aus der Mitte-Partei

Mitte-Ständerat Erich Ettlin pflichtet Regazzi bei. Es brauche eine Lösung, mit der sowohl der Bund als auch die Banken leben könnten. «Eine Möglichkeit wäre es zum Beispiel, dass der UBS die Software und Steuerguthaben angerechnet werden ans Eigenkapital. Damit würde sich die Summe reduzieren, welche die Bank zur Seite schaffen müsste.»

Neben der FDP und der Mitte arbeitet auch die SVP an einem Kompromiss: Das zusätzliche Eigenkapital der UBS könnte auf 10 bis 15 Milliarden festgelegt werden statt auf 24, ist zu hören. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi sagt: «Wir sollten uns irgendwo in der Mitte treffen», sagt er.

Marcel Dettling, SVP-SZ, Thomas Aeschi, SVP-ZG, und Magdalena Martullo-Blocher, SVP-GR, von links, an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 4. Juni 2025 im Nationalrat in Bern. (K ...
Will ebenfalls einen anderen Deal als der Bundesrat: SVPler Thomas Aeschi.Bild: keystone

Im Finanzdepartement hält man nichts davon. Bundesrätin Karin Keller-Sutter betonte mehrmals, dass sowohl die Nationalbank als auch die Finanzmarktaufsicht die Vorlage des Bundesrates unterstützten. Im Departement findet man: Hart wäre es gewesen, an die systemrelevanten Banken generell höhere Eigenkapitalanforderungen zu stellen. Die Konzentration auf die Unterlegung von Auslandtöchtern entspreche bereits einem Kompromiss. Einen weiteren brauche es nicht.

Am kommenden 3. November treffen Keller-Sutter und UBS-Chef Sergio Ermotti aller Voraussicht nach direkt aufeinander. Die Bundespräsidentin spricht in der Wirtschaftskommission des Nationalrats über die Bankenregulierung.

Der Präsident der Kommission, Thomas Aeschi, hat auch die UBS-Spitze eingeladen. Von der Bank liegt ihm zwar noch keine Antwort vor, ob Ermotti, Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher oder Vizepräsident Lukas Gähwiler nach Bern reist. «Ich gehe aber davon aus, dass die UBS anwesend sein wird.» Aus der Bank ist zu hören, dass Ermotti gedenkt, selbst ins Bundeshaus zu kommen.

Theoretisch könnte Keller-Sutter den Saal verlassen, wenn die UBS angehört wird – das wäre jedoch ein Affront. Damit gilt ein direktes Aufeinandertreffen als wahrscheinlich.

epa12018832 Group CEO of the Swiss bank UBS, Sergio Ermotti, speaks during a delegates' meeting of the Free Democratic Party (FDP) party of the Canton of Zurich, in Zurich, Switzerland, 08 April  ...
Kommt er ins Bundeshaus? UBS-Chef Sergio Ermotti.Bild: keystone

Aeschi hofft, in der Sitzung einen Kompromiss zu erreichen. «Wir müssen sicherstellen, dass die UBS im Hinblick auf künftige Krisen mit genügend Eigenmitteln finanziert ist und die Steuerzahler nie mehr für eine Rettungsaktion geradestehen müssen. Zugleich soll die Bank weiterhin mit ihrem Hauptsitz in der Schweiz bleiben und Wachstumsperspektiven haben», sagt Aeschi. Die Diskussion um einen Wegzug hält er keineswegs für ein «Hirngespinst». «Diese Pläne werden diskutiert und evaluiert.» Es seien vor allem ausländische Aktionäre, welche die UBS-Führung unter Druck setzten und Rendite einforderten.

Bürgerliche riskieren bewusst ein linkes Referendum

Setzen sich die bürgerlichen Parlamentarier durch, die für einen Kompromiss einstehen, dürfte die Linke wohl das Referendum ergreifen – und davon sprechen, dass die Bürgerlichen dem «Lobbying» der UBS erlegen seien. Bundesrätin Keller-Sutter hat die Eigenkapitalvorschriften bewusst in ein referendumsfähiges Gesetz gegossen – und nicht in eine Verordnung.

Bürgerliche Kräfte fürchten ein Referendum jedoch nicht. Eine Volksabstimmung würde wohl erst nach den Wahlen vom Herbst 2027 stattfinden. Thomas Aeschi meint: «Sollte es ein Nein geben, fände ich das schlecht, weil dann die bisherigen, zu milden Eigenkapitalvorschriften weiter gelten würden.» Was er nicht sagt: Genau das könnte der UBS gefallen.

Urs Rohner zeigt sich wieder
Nach seinem Rücktritt als Credit-Suisse-Präsident hat Urs Rohner die Öffentlichkeit gemieden. Rohner war von 2011 bis 2021 oberster Chef der Bank. Ziemlich genau zwei Jahre nach seinem Abgang war die CS am Ende – im März 2023 wurde sie der UBS zwangseinverleibt. Rohner gilt als einer der Hauptverantwortlichen des CS-Niedergangs. Nun hat er sich erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Am Freitag besuchte Rohner die Premiere des Zurich Film Festivals (ZFF), das von seiner Partnerin Nadja Schildknecht 2005 mitgegründet worden war. Rohner war schon damals bei der CS tätig und unterstützte das ZFF als Sponsor von Beginn weg. Aktuell hat die UBS das Sponsoring übernommen. Deren Chef Sergio Ermotti war nicht an der Premiere anwesend, ebenso wenig UBS-Präsident Colm Kelleher. Rohner hielt sich an der ZFF-Premiere im Kongresszentrum eher diskret am Rande auf, auf dem «grünen Teppich» liess er sich nicht fotografieren. Aber Rohner erzählte im kleinen Kreis von seiner aktuellen Situation: Er sei jetzt als Berater tätig und habe viel zu tun. Der 65-Jährige trägt jetzt ein Bärtchen und wirkte auf Gesprächspartner entspannt. Zum CS-Ende hat er sie nie öffentlich geäussert; gegenüber Vertrauten sagt er, er habe die Bank im April 2021 in einem Zustand hinterlassen, der nicht zu deren Verschwinden hätte führen müssen. Mit anderen Worten: Andere sind schuld. (pmü) (aargauerzeitung.ch)
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83 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
28.09.2025 07:08registriert August 2018
Warum springen alle wie hyperventilierende Hühner in der Gegend rum?

Zurücklehnen. 🥱🥱

Die UBS wird ihren Standortvorteil niemals aufgeben. Die Kunden wollen ihr Geld sicher in der Schweiz haben. Nicht bei Trump in den USA.

Desweitern ist, das, was die UBS hier veranstaltet, eine bis ins Detail ausgearbeitete "Choreo". Gibt Firmen, die darauf spezialisiert sind, zu helfen, öffentliche Meinung zu beeinflussen. Alles ist eine künstliche Empörung.

Geniesst den Sonntag. Alles gut.
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King33
28.09.2025 06:40registriert April 2017
Viele schwerreiche Kunden und Institutionen der UBS würden einen Wegzug aus der Schweiz nicht goutieren und haben die UBS primär aufgrund der Swissness gewählt. Die Führung der UBS ist sich ob dessen durchaus bewusst. Selbstverständlich aber können sich unfähige Politiker wie Aeschi und Burkart jetzt aber noch ein bisschen profilieren in dieser Causa.
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Fakten_Checker
28.09.2025 07:16registriert September 2025
Lasst die ubs gehen wenn sie gehen will. Ich habe echt keinen Bock auf eine Steuererhöhung wenn die ubs crasht und wie wir die Bürgerlichen kennen würden sie dafür die MWST anheben um die Milliarden wieder reinzuholen. 10% mehr, der ubs Solidaritätszuschlag würden sie es wohl nennen.

Diese Bürgerliichrn sind so korrupt äh sorry ich meine Lobbyisten.
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