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Lukoil: Russischer Ölkonzern nach US-Sanktionen in der Krise

A person walks near the building of the Lukoil headquarters in Sofia, Bulgaria, Tuesday, Oct. 28, 2025. (AP Photo/ Valentina Petrova)
Bulgaria Lukoil
Der russische Ölkonzern Lukoil gerät zunehmend in Bedrängnis.Bild: keystone

Russischer Ölkonzern Lukoil gerät nach US-Sanktionen zunehmend in Bedrängnis

Lukoil, Russlands zweitgrösster Ölproduzent, steht angesichts neuer US-Sanktionen vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Dem Konzern bleibt wenig Zeit.
15.11.2025, 06:4215.11.2025, 06:42
Julian Seiferth / t-online
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Der russische Ölkonzern Lukoil gerät zunehmend in Bedrängnis. Grund sind US-Sanktionen, die eine weitreichende Abwicklung internationaler Geschäfte notwendig machen – unter Zeitdruck. Das Unternehmen muss bis zum 21. November seine ausländischen Tochterfirmen veräussern. Andernfalls drohen massive wirtschaftliche Verluste.

Lukoil ist Russlands zweitgrösster Ölproduzent nach dem staatlichen Konzern Rosneft. Anders als dieser operiert Lukoil als privates Unternehmen mit breiter internationaler Präsenz. Dazu zählen Raffinerien in Bulgarien, Rumänien und den Niederlanden sowie Tankstellennetze auf dem Balkan. Das wichtigste Auslandsprojekt befindet sich aber im Irak: Lukoil hält 75 Prozent am Förderfeld West Qurna 2 mit einer täglichen Produktionskapazität von rund 500'000 Barrel.

Der Versuch, Teile des internationalen Portfolios an den Schweizer Rohstoffhändler Gunvor zu verkaufen, scheiterte. Die US-Regierung bezeichnete Gunvor als «Marionette des Kremls» – eine Einschätzung, die das Unternehmen zurückwies. Der Deal platzte, Gunvor zog das Angebot zurück.

Banken frieren bereits Zahlungen ein

Der Moskauer Energieanalyst Michail Krutichin sagte «Welt», dass Lukoil besonders unter den Sanktionen leide: «Während Rosneft sein Öl vorwiegend über Pipelines nach China liefert, setzt Lukoil auf internationale Seeverbindungen.» Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Auslandsaktivitäten mache die Lage für Lukoil besonders kritisch.

Auch konkrete Auswirkungen der Sanktionen gegen Lukoil sind bereits spürbar. In Finnland etwa frieren Banken Zahlungen an die Tankstellenkette Teboil ein, eine Tochter von Lukoil. Im Irak stoppte die staatliche Ölgesellschaft Somo offenbar Verladungen vom West-Qurna-2-Feld. In Bulgarien plant die Regierung Gesetzesänderungen, um die Kontrolle über die einzige Raffinerie des Landes – betrieben von Lukoil – zu übernehmen.

Droht eine Übernahme durch Rosneft?

Der Wert der Auslandstöchter von Lukoil wird auf rund 14 Milliarden Dollar geschätzt. Diese Vermögenswerte drohen verloren zu gehen, sollte kein Verkauf zustande kommen. Beobachter halten eine staatliche Übernahme einzelner Geschäftsbereiche durch andere Länder für möglich – ähnlich wie bei Rosneft-Anlagen in Deutschland nach Beginn des Ukraine-Kriegs.

Spekuliert wird auch über eine mögliche Übernahme durch Rosneft. Der staatlich kontrollierte russische Konzern unter Leitung von Igor Setschin hatte bereits in der Vergangenheit Interesse bekundet. Der Kreml lehnte bisher ab – doch die wirtschaftliche Schwächung von Lukoil könnte die Lage verändern.

Der Energieexperte Wasily Astrow vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche schätzt, dass die Sanktionen langfristig keine Versorgungslücke auf dem Weltmarkt hinterlassen werden. «Russland wird neue Exportwege finden. Aber es wird weniger verdienen, weil Abnehmer auf Preisnachlässe bestehen werden», so der Experte gegenüber der «Welt».

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