Schweiz
Wirtschaft

Einkaufstouristen sollen Einkäufe schon ab 150 Franken versteuern

Verzollen schon ab 150 statt 300 Franken – der Einkaufstourismus könnte teurer werden

Die Schweizer Bevölkerung geht jährlich für über 8 Milliarden Franken im Ausland einkaufen. Nun will Finanzministerin Karin Keller-Sutter die Einkaufstouristen mit einer Senkung der Wertfreigrenze bremsen.
13.11.2023, 12:1113.11.2023, 14:25
Mehr «Schweiz»

Der Bund will die sogenannte Wertfreigrenze von 300 Franken auf 150 Franken halbieren. In anderen Worten: Bereits ab 150 Franken soll künftig die Schweizer Mehrwertsteuer draufgeschlagen werden. Das fordert die Finanzministerin Karin Keller-Sutter, wie mehrere Quellen gegenüber dem Tagesanzeiger bestätigt haben.

Einkaufstourismus
Wer alleine im Ausland einkaufen geht, kann das Auto nicht mehr so einfach steuerfrei mit Einkäufen auffüllen.Bild: Shutterstock

Ueli Maurer, der Vorgänger von Karin Keller-Sutter, bezeichnete diesen Schritt während seiner Amtszeit noch als «Mission Impossible». Eine Senkung der Wertfreigrenze führe zu kilometerlangen Staus am Zoll und zu einem unverhältnismässigen Aufwand.

Trotz Maurers Warnungen kam vor zwei Jahren Bewegung in die Angelegenheit: Der National- und Ständerat hiess mehrere verbindliche Vorstösse gut, die ein «Ende der Subventionierung des Einkaufstourismus» verlangten.

Lukrativer Einkaufstrip

Bisher war ein Einkaufstrip über die Grenze durchaus lohnenswert: Wer im Ausland shoppen geht, kann die dortige Mehrwertsteuer am Zoll mittels Ausfuhrschein zurückfordern. Möglich ist dies ab einem Einkaufswert von 50 Euro.

Da die Einkäufe bei der Einfuhr in die Schweiz erst ab 300 Franken versteuert werden müssen, heisst das, dass Einkäufe zwischen 50 und 300 Euro komplett steuerfrei bleiben. Ein lukratives Geschäft, das den hiesigen Detailhändlern – vor allem in Grenzregionen – schon lange ein Dorn im Auge ist.

Obwohl die Kantone St. Gallen und Thurgau die komplette Abschaffung der Wertfreigrenze gefordert hatten, empfinden die Schweizer Detailhändler die Halbierung als einen Schritt in die richtige Richtung. Wie Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation, gegenüber dem Tagesanzeiger sagt:

«Wir sind froh, dass die ungleiche Behandlung von Einkaufstouristen und Schweizer Kunden bei der Mehrwertsteuer endlich angegangen wird.»

Die Wertfreigrenze von 150 Franken ist ihr aber noch immer zu hoch. Ihr Ziel ist eine Wertfreigrenze von 50 Franken.

Noch mehr Verkehr?

Mit ein paar Tipps und Tricks können allerdings nach wie vor grössere Einkäufe erledigt werden: So etwa, indem man die ganze Familie zum Einkauf mitschleppt. Die Wertfreigrenze gilt nämlich pro Kopf. Wer also mit vier Personen einkaufen geht, kann also bis zu 1200 Franken steuerfrei einkaufen.

Wer alleine einkaufen geht, aber immer noch im selben Volumen shoppen möchte, der muss mehrere Grenzüberquerungen vornehmen. Die Wertfreigrenze gilt nur pro Kopf und pro Tag. Wer also statt einmal zweimal pro Woche ins Ausland einkaufen geht, der spart noch immer denselben Steuerbetrag ein.

Genau davor warnte gemäss dem «Tagesanzeiger» Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz. Bei dem Vorschlag zur Halbierung der Wertfreigrenze handle es sich bloss um «Symptombekämpfung», wobei der Schritt zu noch mehr Fahrten ins Ausland führen könnte.

Noch steht aber nichts fest. Der Bundesrat wird demnächst eine entsprechende Vernehmlassung starten. (saw)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
429 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Starcraft
13.11.2023 12:23registriert November 2015
Vielleicht einmal das Preisniveau korrigieren und den "Schweiz-Zuschlag" weglassen, wäre vermutlich zielführender!
Die höheren Löhne und die höheren Fixkosten in der Schweiz rechtfertigen die massiven Preisunterschiede nicht.
49226
Melden
Zum Kommentar
avatar
Kronrod
13.11.2023 12:16registriert März 2015
Angesichts der Inflation sollte man die Freigrenze eher erhöhen.
34952
Melden
Zum Kommentar
avatar
Raffaele Merminod
13.11.2023 12:16registriert Februar 2014
Hoffen wir dass sogleich das Referendum ergriffen wird.
29549
Melden
Zum Kommentar
429
Signa: Fressnapf-Gründer Toeller klagt gegen Benko-Stiftung

In der Causa Signa gibt es einen weiteren Nebenschauplatz: Der Gründer der deutschen Tierbedarf-Kette Fressnapf, Torsten Toeller, will den Verlust aus seiner Signa-Beteiligung reduzieren. Dazu nimmt Toeller eine Stiftung aus dem Umfeld von René Benko ins Visier.

Zur Story