Der Druck auf den Bundesrat steigt. Am Dienstag berichtete watson, dass eine sehr gut belegte Swiss-Maschine in Zürich landete – direkt aus dem Corona-Hotspot Brasilien. In den Sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten sorgte dies für viel Unverständnis. Am Mittwoch forderten Nationalrat Alois Gmür und Nationalrätin Ruth Humbel den sofortigen Stopp der Flugverbindungen aus Brasilien.
Der Grund dafür: In Brasilien ist die Corona-Lage prekär. Am Dienstag meldete das Gesundheitsministerium in Brasilia 3780 Tote im Zusammenhang mit Covid-19 innerhalb von 24 Stunden – so viele wie noch nie. Mit ein Grund dafür, dass die Situation ausser Kontrolle geraten ist, ist die Mutante P.1. Die Virus-Variante ist möglicherweise ansteckender als die in der Schweiz vorherrsche B.1.1.7-Mutante. Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass sie das Immunsystem umgehen kann.
Trotz dieser beunruhigenden Entwicklungen fliegt die Swiss derzeit fünf Mal wöchentlich direkt aus Sao Paulo nach Zürich.
Von einem Flugstopp will der Bundesrat vorerst jedoch nichts wissen. Man verfolge die Situation in Brasilien «sehr besorgt», sagte Alain Berset am Mittwoch vor den Medien. Es gebe aber bereits viel weniger Flüge als sonst. Zudem müssten sämtliche Personen vor dem Flug einen Test machen und sich danach in der Schweiz in Quarantäne begeben, sagte der Gesundheitsminister.
Man könne sich aber fragen, ob nicht noch zusätzliche Massnahmen notwendig sein würden. Diese seien bereits bekannt. «Als die englische Variante auftauchte, gab es für einige Zeit keine Flüge mehr.» Mit dem Test und der Quarantäne sei man aber derzeit nicht so schlecht dran. «Wir verfolgen das ziemlich detailliert.»
Auch Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, sagte, man verfolge die Situation sehr genau, aber derzeit seien die P.1-Fälle in der Schweiz sehr tief. Man beurteile die Lage aber jeden Tag neu und behalte sich weitere Massnahmen vor, wenn diese notwendig würden.
Einen Flugstopp schliesst Berset nicht grundsätzlich aus. Das sei aber eine sehr harte Massnahme, die man nicht lange aushalten könne. «Es bleibt aber sicher eine Möglichkeit, wenn es notwendig sein sollte.»
Auch von anderen Massnahmen wie zum Beispiel einem weiteren Test am Flughafen wollte Berset nichts wissen. Diesen Schritt unternahm etwa der kanadische Premierminister Justin Trudeau kurz nachdem bekannt wurde, dass sich in der Provinz British Columbia die Mutation P.1 immer stärker ausbreitet und die Fallzahlen ansteigen. Personen, die jetzt in Kanada landen, müssen am Flughafen einen zweiten PCR-Test machen, sich danach in eine staatlich organisierte Quarantäne-Einrichtung begeben, bis ein negatives Testresultat vorliegt.
If you’re flying back into the country, you’ll need to show a negative PCR test result before you board the plane. When you land, you’ll need to take another PCR test. You’ll then have to wait at an approved hotel, and at your own expense, for your results to come back.
— Justin Trudeau (@JustinTrudeau) March 29, 2021
In der Schweiz muss man bei der Landung hingegen nur einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Danach muss man sich zwar in Quarantäne begeben, darf dies aber in einer Einrichtung seiner Wahl tun. Um vom Flughafen dorthin zu gelangen, darf man auch den ÖV zu benutzen. Das BAG empfiehlt diesen zwar zu vermeiden, ein Verbot gibt es aber nicht.
Man habe eine Situation, die besser sei als in umliegenden Ländern, rechtfertigte Berset die derzeitige Strategie des Bundesrates. «Weil wir dezidiert und im richtigen Moment interveniert haben.»
Man müsse wirklich aufpassen mit Brasilien, meinte der Gesundheitsminister. «Aber heute mit einem obligatorischen Test, weniger Flügen und obligatorischer Quarantäne können wir diese Fälle finden. Wir haben keine Signale, dass das heute ein Problem wäre.»
Die Swiss darf über Ostern also vorerst weiter von Sao Paulo nach Zürich fliegen. Morgen Donnerstag kommt die nächste Maschine an. Weitere folgen am Samstag, Sonntag und Montag.