Schweiz
Wirtschaft

So unterschiedlich sind die Schweizer Vermögen in den Kantonen verteilt.

Ranking der Reichen: Die Schweizer haben im Durchschnitt 173'800 Euro auf der hohen Kante. Damit liegen sie nach den US-Amerikanern auf Platz 2. (Symbolbild)
Die Superreichen in der Schweiz besitzen rund 40 Prozent des gesamten Vermögens.Bild: KEYSTONE

Die Schweizer besitzen immer mehr Vermögen – so frappant sind die kantonalen Unterschiede

Die Vermögen sind in den letzten Jahren stark gewachsen – und ungleicher verteilt als früher. Solange das die soziale Mobilität und Chancengleichheit nicht beeinträchtige, stelle das kein Problem dar, sagt Volkswirtschaftsprofessor Reto Föllmi von der Universität St. Gallen.
24.09.2019, 07:4925.09.2019, 08:33
Kari Kälin / ch media
Mehr «Schweiz»

Die Zahl ist schwindelerregend hoch: 1792 Milliarden Franken Vermögen horteten Ende 2015 alle Schweizer Haushalte zusammen. Das entspricht 215166 Franken pro Einwohner, wie die Eidgenössische Steuerverwaltung am Montag mitteilte. Noch im Jahr 2003 besassen die Schweizer erst gut 1000 Milliarden Franken. Die Hauptgründe für den markanten Zuwachs sind der gestiegene Wert der Immobilien und die Entwicklung an der Börse, wie Reto Föllmi, Volkswirtschaftsprofessor an der Universität St. Gallen, sagt.

Die kantonalen Unterschiede sind frappant (siehe Grafik). Mit 718'473 Franken pro Einwohner stehen Schwyz an der Spitze, gefolgt von Nidwalden (677'401) und Zug (492'311). Die Reichsten bevorzugen also ein mildes Steuerklima: Die «ärmsten» Schweizer wohnen in den Kantonen Freiburg (99'099), Jura (100'762) und Solothurn (101'708).

Bild
Bild: ch media

Die Vermögen sind auch ungleicher verteilt als 2003. Etwas mehr als die Hälfte der in der Schweiz wohnhaften Personen weist ein Vermögen von weniger als 50000 Franken auf, ein Viertel gar keines. Knapp 6 Prozent besitzen mehr als eine, 0.28 Prozent oder 14803 Personen mehr als 10 Millionen Franken. Überdurchschnittlich stark gewachsen sind die Vermögen unter anderem in Schwyz, Obwalden, Uri, Nidwalden und Graubünden.

Die «Superreichen» ziehen davon

Die Vermögensverteilung erwies sich in den vergangenen 100 Jahren als sehr konstant, wie Föllmi in einem aktuellen wissenschaftlichen Artikel aufzeigt. Aktuell besitzt ein Prozent rund 40 Prozent des Gesamtvermögens. Dieser Wert ist rund doppelt so hoch wie in Frankreich und England. Ein Grund für die im internationalen Massstab hohe Ungleichheit ist die Attraktivität der Schweiz für multinationale Unternehmen und Topverdiener. Oder anders formuliert. Wenige «Superreiche» hängen mit ihrem Vermögen den Rest immer stärker ab. Das gleiche Phänomen lässt sich bei den Einkommen beobachten. Aber auch dort sind die Verhältnisse in den letzten 100 Jahren sehr konstant geblieben. Und im internationalen Vergleich sind die Löhne in der Schweiz überdurchschnittlich gleich verteilt.

Die zehn reichsten Schweizer nach Vermögen im Jahr 2019

1 / 12
Die zehn reichsten Schweizer nach Vermögen im Jahr 2019
Rang 1: Gianluigi und Rafaela Aponte (Unternehmer und Reeder). Vermögen: 10.5 Milliarden US-Dollar.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Ist die tendenziell wachsende Vermögenskonzentration ein Problem? Zunächst relativiert Föllmi den Befund. Der Grund: In der Vermögensberechnung sind die Gelder der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge ausgeklammert. Wenn man diese Beträge anrechne, rücke die Schweiz im internationalen Vergleich bei der Vermögenskonzentration von der Spitze ins Mittelfeld.

Für Föllmi stellt die leicht steigende Vermögensungleichheit kein Problem dar, solange sie die soziale Mobilität und die Chancengleichheit nicht beeinträchtigt. «Dafür sehe ich zurzeit noch wenig Anzeichen», sagt der Volkswirtschaftsprofessor. Mit anderen Worten. Talente können sich hierzulande auch ohne vermögende Eltern nach oben kämpfen - weil auch ihnen staatliche Dienstleistungen wie Bildung offen stehen.

Gewerkschaftsbund für höhere Vermögenssteuer

Daniel Lampart, Chefökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, hingegen ortet eine Reihe von Schwierigkeiten. Reiche Eltern könnten ihren Kindern zum Beispiel eine bessere Ausbildung ermöglichen. Und:

«Menschen mit hohem Vermögen können mehr Einfluss auf Politik und Wirtschaft ausüben.»

Menschen mit hohem Vermögen können mehr Einfluss auf Politik und Wirtschaft ausüben.

Lampart plädiert dafür, die Vermögen künftig stärker zu besteuern.

2015 bescherten die Vermögenssteuern den Kantonen und Gemeinden 6.6 Milliarden Franken Steuereinnahmen - 2.2 Milliarden mehr als noch 2003.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die teuersten Ausblicke der Welt
1 / 12
Die teuersten Ausblicke der Welt
Rang 10: CN Tower in Toronto. <i>alle Bilder: Shutterstock</i>
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die lebenswerteste Stadt der Welt
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fairness
24.09.2019 08:13registriert Dezember 2018
In den 70- bis 90er-Jahren zahlten Unternehmen und Reiche massiv höhere Steuern. Und die Wirtschaft wuchs gut. Wieso geht das nicht mehr? Ich kann mich gut erinnern als mein Vater im Geschäft die ersten Autos leaste und sagte, die Hälfte (!) zahlen ja die Steuern ... Das war einmal. Heute zahlt der Mittelstand viel zu viel. Bitte zeigt mal diese Veränderungen auf.
754
Melden
Zum Kommentar
avatar
Oliver Weber
24.09.2019 10:03registriert Oktober 2017
Die reichen werder reicher, die armen ärmer.
232
Melden
Zum Kommentar
8
Frauen mit etwas geringerer Sterberate bei Ärztin statt Arzt

Ältere Frauen, die im Spital von einer Ärztin statt von einem Arzt behandelt werden, haben bei bestimmten Erkrankungen eine geringere Sterblichkeitsrate. Zu diesem Schluss kommt eine japanische Studie.

Zur Story