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Wirtschaft

Novartis Stellenabbau: In Stein AG herrschen Angst und Wut

Ein Produktionswerk von Novartis in Stein, am Montag, 3. September 2018. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Am Standort Stein sollen bis zu 550 Stellen abgebaut werden.Bild: KEYSTONE

«Trifft uns hart»: Nach dem Novartis-Schock herrschen in Stein Angst und Wut

Auf dem Gelände in Stein wollten viele Mitarbeitende kaum sprechen – zu frisch ist der Schock über den massiven Stellenabbau. Zwischen Regen, Kälte und verschlossenen Türen zeigt sich ein Standort, der mit Unsicherheit und Fragen kämpft, auf die noch niemand Antworten hat.
26.11.2025, 18:2426.11.2025, 18:24
Nastasja Hofmann / ch media

Nach der Hiobsbotschaft vom Dienstag passt die Stimmung auf dem Novartis-Gelände in Stein zum kalt-nassen Novemberwetter: düster, angespannt, abweisend. Am 25. November verkündete der Pharmakonzern, dass bis 2027 bis zu 550 Stellen am Fricktaler Standort abgebaut werden könnten: für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Schock.

ARCHIVBILD ZUR SCHAFFUNG VON BIS ZU 450 ARBEITSPLAETZEN IN STEIN (AG) DURCH NOVARTIS, AM MONTAG, 27. AUGUST 2018 ---- Das Novartis-Logo auf einem Gaebauede im Klybeck-Areal, fotografiert in Basel am D ...
Novartis setzt in Stein künfitg mehr auf Automatisierung.Bild: KEYSTONE

Diese Zeitung war vor Ort und versuchte, mit Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen. Das gestaltete sich als schwierig. Denn das Novartis-Areal gehört mittlerweile dem Industrieparkbetreiber Getec, der die Flächen bewirtschaftet und vermietet. Auf der gesamten Industriefläche befinden sich also mehrere Firmen, nicht nur Novartis. Zudem ist das Areal abgesperrt und nur mit Badge zu betreten.

Kurz angebundene Novartis-Mitarbeitende

Die meisten angesprochenen Personen waren kurz angebunden. Vielleicht lag es am Regen und der Kälte, dass die meisten schnell vom einen ins andere Gebäude eilten. Eine Gruppe Mitarbeitender machte dann klar, dass sie strikte Anweisungen hätten, keine Informationen zu teilen. Jeglicher Informationsaustausch solle über die offizielle Medienstelle laufen. So wollte die Gruppe auch nichts über ihr persönliches Befinden zur Situation preisgeben.

Von anderen Novartis-Mitarbeitenden hiess es im Vorbeigehen: «Sie können sich ja denken, wie die Stimmung ist.» Sein Kollege fügte hinzu, dass es darauf ankomme, wer betroffen ist und wer nicht. Das wisse man aber bis jetzt nicht. Dieser kurze Austausch verdeutlichte, wie gross die Unsicherheit derzeit ist.

«Ich fand es sehr erschütternd»

Etwas offener waren dagegen einige Mitarbeitende der CBRE. Das internationale Unternehmen hat ebenfalls einen Standort auf dem Novartis-Gelände in Stein. Das Unternehmen übernimmt Dienstleistungen im Bereich der Gewerbeimmobilien. Sie sind von den Entlassungen nicht direkt betroffen, waren aber dennoch am 25. November intern informiert worden. «Ich fand es sehr erschütternd, diese Nachricht zu lesen», sagte ein Fachmann Betriebsunterhalt der CBRE. Die Betroffenheit ist spürbar.

Einschätzungen gibt es auch von ansässigen Gewerbetreibern. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite befindet sich der Imbiss Steinpizza. Dem Inhaber Dogan Biryar beschert der Pharma-Riese jeden Tag viele hungrige Kundinnen und Kunden. Um sein eigenes Geschäft macht er sich wegen des Stellenabbaus keine Sorgen. Seine Gäste erzählten ihm aber, dass sie besorgt seien. «Viele haben Angst um ihre Stelle», so Biryar.

Zwischen Angst, Wut und Unsicherheit

Dieser Eindruck bestätigte sich kurze Zeit später an einer der zwei Bushaltestellen vor dem Novartis-Gelände. Für den Novartis-Mitarbeitenden kam die Mitteilung unerwartet. Die Stimmung in Stein nahm er von der gesamten Belegschaft als angespannt wahr. «Die Leute sind sauer. Man kann es sich ja denken. Besonders so kurz vor Weihnachten ist das sehr hart», so sein Urteil. Am schwierigsten schätzt der Mann die Situation für die älteren Mitarbeiter ein. Ab einem gewissen Alter sei es schwierig, einen neuen Job zu finden. Andere hingegen hofften darauf, durch die Situation etwas früher in Rente gehen zu können.

«Mehr als in den Nachrichten stand, weiss ich aber nicht. Wir müssen jetzt abwarten», meinte der Wartende. Seine Worte fassen zusammen, was an diesem Tag in Stein allgegenwärtig war: Unsicherheit, Anspannung – und die bange Frage, was die kommenden Monate bringen werden. (aargauerzeitung.ch)

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