«Es ist absurd»: So reagieren Schweizer Politiker auf die Novartis-Entlassungen
Novartis streicht am Standort in Stein im Kanton Aargau bis zu 550 Stellen. Das teilt das Pharmaunternehmen gegenüber der Agentur AWP mit.
Die Frage liegt auf der Hand: Steht dieser Stellenabbau im Zusammenhang mit den 200 Milliarden US-Dollar, die die Schweiz in den USA investieren will? Ist das der Preis für den Zolldeal?
Gegenüber watson nimmt Cédric Wermuth Stellung. Er ist nicht nur Co-Präsident der SP, sondern auch Nationalrat aus dem Kanton Aargau. Dem Kanton also, in dem die Stellen abgebaut werden.
SP: «Auf Kosten des eigenen Standorts»
«Ich bin erstaunt und enttäuscht über die Entscheidung», sagt Wermuth. Bis anhin habe sich Novartis rhetorisch immer zum Werkplatz Schweiz bekannt. «Dieser Stellenabbau zeigt nun aber, dass Novartis für den Profit der Aktionäre keine Rücksicht auf die Beschäftigten nimmt.»
Ob der Stellenabbau mit dem Zolldeal mit den USA zusammenhängt, kann Wermuth noch nicht beurteilen. Aber:
Wermuth kündigt an, die kommende Woche beginnende Wintersession dafür zu nutzen, Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) kritische Fragen zu stellen. «Ich verlange, dass die Regierung sich nun mit der Unternehmensführung von Novartis zusammensetzt und sich für die Mitarbeitenden einsetzt.» Und weiter:
Zurückhaltender äussert sich Thierry Burkart, Nationalrat der FDP, ebenfalls aus dem Kanton Aargau. Er sagt, der Stellenabbau sei ein «harter Schlag» für den Wirtschaftsstandort Aargau und das Fricktal: «Ich bedaure den Entscheid für die betroffenen Arbeitnehmenden und die Region.»
Sieht Burkart einen Zusammenhang zwischen dem Stellenabbau und den Investitionen in den USA?
Sowohl Burkart als auch Wermuth betonen, dass es nun darum gehe, für die Entlassenen gute Sozialpläne zu erwirken. Burkart betont zudem, dass der Kanton Aargau alles daran setzen müsse, wirtschaftlich attraktiv zu bleiben.
Die Aargauer Regierung schreibt in einer schriftlichen Reaktion, der angekündigte Abbau von 550 Stellen sei angesichts der aktuellen Situation auf dem Weltmarkt «besonders besorgniserregend».
Für den Aargau bleibe aber ein Lichtblick, heisst es in der Mitteilung. Novartis habe angekündigt, weitere 26 Millionen US-Dollar in die Produktion steriler Darreichungsformen am Standort Stein tätigen zu wollen. «Dies zeigt dem Regierungsrat, dass das Unternehmen von den Qualitäten des Standorts Aargau überzeugt ist.»
Der Aargauer Regierungsrat zeigt sich dennoch besorgt: «Es wird für die Schweiz als Hochlohnland zunehmend schwieriger, Arbeitsplätze in der produzierenden Industrie zu halten.»
Novartis argumentiert mit Automatisierung
Das Unternehmen selbst bestreitet einen Zusammenhang mit den Entwicklungen in der schweizerisch-amerikanischen Wirtschaftspolitik. Der Stellenabbau hänge vielmehr damit zusammen, dass die Produktion in Stein vermehrt automatisiert erfolgen werde.
Tatsächlich werde auch in der Schweiz investiert, argumentiert Novartis. So sollen am Standort Schweizerhalle im Kanton Basel-Landschaft bis 2028 rund 80 neue Stellen geschaffen werden.
Wohin die Produktion von Tabletten und Kapseln verlagert wird, teilt Novartis nicht mit. Klar ist nur: Im Kanton Aargau wird sie nicht mehr stattfinden.
(Mit Material der Agenturen awp und sda)
