Schweiz
Wirtschaft

Novartis Stein AG: Politiker reagieren zum Stellenabbau

Der Pharmakonzern Novartis - hier das Werk in Stein - setzt sein Wachstum dank der guten Entwicklung von neuen Medikamenten fort. (Archivbild)
Aktuell arbeiten im Werk Stein im Kanton Aargau noch rund 1600 Mitarbeitende. Bis zu 550 davon könnten nun ihren Job verlieren.Bild: KEYSTONE

«Es ist absurd»: So reagieren Schweizer Politiker auf die Novartis-Entlassungen

Nachdem Novartis angekündigt hat, im Kanton Aargau bis zu 550 Stellen abzubauen, fragt sich die Schweizer Politik: Ist das jetzt die Quittung für den Zolldeal mit den USA?
25.11.2025, 15:3025.11.2025, 15:30

Novartis streicht am Standort in Stein im Kanton Aargau bis zu 550 Stellen. Das teilt das Pharmaunternehmen gegenüber der Agentur AWP mit.

Die Frage liegt auf der Hand: Steht dieser Stellenabbau im Zusammenhang mit den 200 Milliarden US-Dollar, die die Schweiz in den USA investieren will? Ist das der Preis für den Zolldeal?

Gegenüber watson nimmt Cédric Wermuth Stellung. Er ist nicht nur Co-Präsident der SP, sondern auch Nationalrat aus dem Kanton Aargau. Dem Kanton also, in dem die Stellen abgebaut werden.

SP: «Auf Kosten des eigenen Standorts»

«Ich bin erstaunt und enttäuscht über die Entscheidung», sagt Wermuth. Bis anhin habe sich Novartis rhetorisch immer zum Werkplatz Schweiz bekannt. «Dieser Stellenabbau zeigt nun aber, dass Novartis für den Profit der Aktionäre keine Rücksicht auf die Beschäftigten nimmt.»

Ob der Stellenabbau mit dem Zolldeal mit den USA zusammenhängt, kann Wermuth noch nicht beurteilen. Aber:

«Wenige Tage, nachdem bekannt wurde, dass die Schweiz 200 Milliarden Dollar in den USA investiert, streicht eines der grössten Schweizer Unternehmen Stellen in der Schweiz. Das hat schon einen faden Beigeschmack»
Cédric Wermuth, SP

Wermuth kündigt an, die kommende Woche beginnende Wintersession dafür zu nutzen, Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) kritische Fragen zu stellen. «Ich verlange, dass die Regierung sich nun mit der Unternehmensführung von Novartis zusammensetzt und sich für die Mitarbeitenden einsetzt.» Und weiter:

«Es ist absurd: Wir sind das einzige Land weltweit, dessen Regierung dafür Applaus erwartet, Industriepolitik für ein anderes Land zu betreiben – offensichtlich auf Kosten des eigenen Standorts.»
Cédric Wermuth
Co-Praesident Cedric Wermuth spricht am Parteitag der SP Schweiz am Samstag, 25. Oktober 2025 in der Stadthalle in Sursee. (KEYSTONE/Philipp Schmidli)
SP-Co-Präsident Cédric Wermuth will in der Wintersession kritisch nachfragen bei Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP).Bild: keystone

Zurückhaltender äussert sich Thierry Burkart, Nationalrat der FDP, ebenfalls aus dem Kanton Aargau. Er sagt, der Stellenabbau sei ein «harter Schlag» für den Wirtschaftsstandort Aargau und das Fricktal: «Ich bedaure den Entscheid für die betroffenen Arbeitnehmenden und die Region.»

Sieht Burkart einen Zusammenhang zwischen dem Stellenabbau und den Investitionen in den USA?

«Das wird sich zeigen müssen. Sollte die in Stein stillgelegte Produktionslinie in den USA wieder aufgebaut werden, wäre das der Fall. Wir werden das genau beobachten.»

Sowohl Burkart als auch Wermuth betonen, dass es nun darum gehe, für die Entlassenen gute Sozialpläne zu erwirken. Burkart betont zudem, dass der Kanton Aargau alles daran setzen müsse, wirtschaftlich attraktiv zu bleiben.

FDP Parteipraesident Thierry Burkart bei seiner Rede anlaesslich der Delegiertenversammlung der FDP Schweiz vom Samstag, 28. Juni 2025 in Hergiswil im Kanton Nidwalden. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
«Genau beobachten»: FDP-Nationalrat Thierry Burkart.Bild: KEYSTONE

Die Aargauer Regierung schreibt in einer schriftlichen Reaktion, der angekündigte Abbau von 550 Stellen sei angesichts der aktuellen Situation auf dem Weltmarkt «besonders besorgniserregend».

Für den Aargau bleibe aber ein Lichtblick, heisst es in der Mitteilung. Novartis habe angekündigt, weitere 26 Millionen US-Dollar in die Produktion steriler Darreichungsformen am Standort Stein tätigen zu wollen. «Dies zeigt dem Regierungsrat, dass das Unternehmen von den Qualitäten des Standorts Aargau überzeugt ist.»

Der Aargauer Regierungsrat zeigt sich dennoch besorgt: «Es wird für die Schweiz als Hochlohnland zunehmend schwieriger, Arbeitsplätze in der produzierenden Industrie zu halten.»

Novartis argumentiert mit Automatisierung

Das Unternehmen selbst bestreitet einen Zusammenhang mit den Entwicklungen in der schweizerisch-amerikanischen Wirtschaftspolitik. Der Stellenabbau hänge vielmehr damit zusammen, dass die Produktion in Stein vermehrt automatisiert erfolgen werde.

Tatsächlich werde auch in der Schweiz investiert, argumentiert Novartis. So sollen am Standort Schweizerhalle im Kanton Basel-Landschaft bis 2028 rund 80 neue Stellen geschaffen werden.

Wohin die Produktion von Tabletten und Kapseln verlagert wird, teilt Novartis nicht mit. Klar ist nur: Im Kanton Aargau wird sie nicht mehr stattfinden.

(Mit Material der Agenturen awp und sda)

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Magnum
25.11.2025 15:37registriert Februar 2015
Und immer schön das Mantra der Wirtschaftskapitäne wiederholen: Die unterwürfig versprochenen USD 200 Milliarden an Investitionen in Trumps Vereinigten Staaten waren ohnehin geplant und bleiben ohne Folgen für die Steuerzahler in der Schweiz - mal abgesehen vom Stellenverlust, versteht sich.

Merke: Wirtschaftskapitäne kennen keine Loyalität, ausser zu ihrem eigenen Vermögen und Aktienportfolio. Sie sollten daher NIE anstelle von Diplomaten Verhandlungen über Angelegenheiten führen, die uns alle betreffen.
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Bananensalat
25.11.2025 15:43registriert Dezember 2016
Realsatire. Die SVP feierte sich vor einer Woche selbst dafür, dass ihr Bundesrat die Schweiz geschwächt und den Wirtschaftsstandort ein bisschen mehr abgebaut hat.
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Böser Mensch
25.11.2025 15:34registriert Oktober 2025
Die Schweizer Unternehmen investieren eben in Zukunft lieber in den USA, das haben ihre Bosse Trump so versprochen. Und Parmelin und seine Partei brüsten sich noch mit dem "Erfolg", den sie in Washington angeblich erzielt haben.
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