Ungleichheit: So viel Geld hortet das reichste Prozent der Schweiz – 3 Experten packen aus
Wer hat, dem wird gegeben. Die Ungleichheit in der Vermögens- und Einkommensverteilung in der Schweiz ist eine Tatsache. Besonders ausgeprägt ist es beim Vermögen.
Laut einer neuen Schätzung der Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV), besitzt das reichste Prozent der Bevölkerung 44,8 Prozent des gesamten Reinvermögens. Die obersten 10 Prozent vereinen satte 77,8 Prozent auf sich.
Man kann dies auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten: Die «ärmere» Hälfte der Schweizer Bevölkerung besitzt gerade einmal knapp 4 Prozent des Vermögens, so die World Inequality Database.
Seit Jahren geht die Arm-Reich-Schere auseinander. Bis auf eine Ausnahme, wie das ESTV im Februar mitteilte: «Im Covid-19-Jahr 2020 stieg die Ungleichheit der steuerbaren Vermögen nicht an. Damit endet vorerst ein langjähriger Trend, denn seit dem Ende der Finanzkrise ist der Anteil der Vermögen, der vom obersten Prozent der Steuerpflichtigen gehalten wird, kontinuierlich angestiegen.»
«Rückgang der Einkommensungleichheit»
Nicht nur auf das Vermögen der Bevölkerung hatte das Covid-19-Jahr 2020 einen Einfluss, sondern auch auf die Einkommenssituation. Noch vor drei Jahren gaben in einer KOF-Umfrage von 142 befragten Ökonominnen und Ökonomen 70 Prozent an, dass die Corona-Krise die Ungleichheit bei den Einkommen verstärken werde.
Doch laut den neuesten Zahlen des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern, hatte die Pandemie im Jahre 2020 keinen Einfluss auf die «langfristig stabile Einkommensverteilung». Im Gegenteil, so schreibt das IWP: «Gesamthaft verzeichnete jeder Kanton im Jahr 2020 einen leichten Rückgang der Einkommensungleichheit.»
So vereinten die Top 10 Prozent der Verdiener 2020 nach Steuern insgesamt 30,18 Prozent des Gesamteinkommens. 2019 lag der Schweizer Durchschnitt noch bei 30,88 Prozent. Als Grund für diese Entwicklung werden vom IWP unter anderem die «gezielten Massnahmen wie Corona-Hilfskredite und Kurzarbeitsentschädigung» erwähnt, die eine Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit verhindert habe.