In der Schweiz erlegte Wölfe haben nach ihrem Tod eine lange Reise vor sich. Während die Autopsie der Wölfe nach jedem regulären Abschuss in der Schweiz in Bern stattfindet, wird an der Universität Lausanne die genetische Identifizierung der Tiere durchgeführt.
Die Spezialistinnen und Spezialisten des Tierspitals der Universität Bern untersuchen die Kadaver der Wölfe auf ihre Todesursache und auf den Gesundheitszustand der Tiere.
Die Forschenden der Universität Lausanne (Unil) finden mit DNA-Proben heraus, um welchen Wolf es sich handelt. Luca Fumagalli, der dieses einzige Labor in der Schweiz leitet, das die DNA von Grossraubtieren analysiert, hat bereits über 500 einzelne Wölfe in seiner Datenbank erfasst.
Die Identifizierung erlegter Wölfe erfolgt auf der Grundlage von Gewebeproben. Die meisten DNA-Analysen im Labor für Biologie des Naturschutzes (LBC) der Unil finden aber nicht-invasiv, also ohne direkte Probeentnahme, statt.
«Wir arbeiten hauptsächlich auf der Grundlage von im Gelände gefundenen Proben, die beim Vorbeigehen eines Tieres abgelegt werden, wie Kot, Haare oder Speichel – und somit nicht von gefangenen oder beobachteten Tieren. Diese Proben werden dann anonym an uns geschickt, und zwar für alle Arten», erklärte Fumagalli der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Die genetische Analyse der erlegten Wölfe mache im Vergleich zu den nicht-invasiven Analysen nur einen winzigen Teil aus, betonte Fumagalli. «Diese Analysen sind jedoch die einfachsten, da wir eine biologisch reiche genetische Probe erhalten, sei es ein Stück Muskelfleisch oder ein anderes Gewebe des Tieres», sagte er.
Anhand der DNA-Proben stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, ob sie tatsächlich von einem Wolf stammen und ob es sich um ein bereits bekanntes Individuum handelt oder nicht. In knapp 25 Jahren hat Fumagalli bereits rund 530 Wölfe in seiner Datenbank erfasst, die sich zu irgendeinem Zeitpunkt in der Schweiz aufgehalten haben.
Seit 1999 hat das Team um Fumagalli im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt jährlich durchschnittlich 300 bis 400 nicht-invasive Proben analysiert. In den vergangenen drei Jahren ist diese Zahl laut dem Forscher auf etwa 2000 pro Jahr gestiegen. Sein Labor arbeitet mit der Stiftung Kora zusammen, die für die Überwachung der grossen Raubtiere in der Schweiz zuständig ist.
Das LBC ist ein Labor für Grundlagenforschung. Das Team von etwa zehn Personen, darunter drei Teilzeitkräfte, die ausschliesslich für den Wolf verantwortlich sind, forscht zur Genetik von Wildtierpopulationen. Das Ziel ist es, die genetische Evolutionsgeschichte einer Art, wie die des Wolfes, zu rekonstruieren.
«Die in der Schweiz angetroffenen Wölfe gehören praktisch alle derselben genetischen Linie an, nämlich jener, die die wilde italienische Population charakterisiert und die ausschliesslich in letzterer vorhanden ist», erklärte Fumagalli. Von dieser Wolfspopulation sei im 20. Jahrhundert nur eine kleine Restpopulation übrig geblieben, etwa in Spanien und im Balkan.
«Vor etwa einem Jahrhundert war der Wolf dem Untergang geweiht», so der Professor «Dann kam er durch natürliche Wiederbesiedlung von Mittel-Süd- nach Norditalien zurück und erreichte Ende der 1980er-Jahre die Alpen.» Es sei wichtig zu betonen, dass der Wolf von alleine wieder in die Schweiz gekommen sei und nicht von Menschen wieder eingeführt wurde.
(hah/sda)
Ja, was passiert jetzt mit den Kadavern?
Tiefkühltruhe, Tierpräparate fürs Museum, KVA oder was jetzt?
Ich habe Fragen. 🤷🏻♂️
Geht ein Herdenschutzhund den gleichen Weg?