Im Juni 2023 war das Graubündner Dorf Brienz/Brinzauls gerade nochmal davongekommen. Eine Gerölllawine vom Piz Linard blieb praktisch am Ortsrand stehen, die evakuierten Bewohner konnten in ihre Häuser zurückkehren. Die Ruhe hielt nicht lange. Am letzten Wochenende wurde das Dorf erneut evakuiert, dieses Mal vielleicht für immer.
Denn der Hang ist erneut ins Rutschen geraten, und auch Brienz bewegt sich talwärts. Am Dienstag kam es in Tiefencastel zu einer emotionalen Versammlung, an der erörtert wurde, wohin die Brienzerinnen und Brienzer umgesiedelt werden sollen. Die meisten wollen in ein anderes Bergdorf ziehen, das bis vor Kurzem selbst durch einen Bergsturz bedroht war.
Man kann nachvollziehen, dass die Menschen in den Bergen an ihrer Heimat hängen. Doch solche tragischen Geschichten werden sich in Zukunft häufen. Zwar sagen Experten, die Felsstürze in Brienz (GR) hätten nichts mit dem Klimawandel zu tun. Der Hang und das Dorf seien seit Menschengedenken in Bewegung. Das trifft sicherlich zu.
Es gibt jedoch auch Vermutungen, wonach das nasse Jahr 2024 mit teilweise heftigen Niederschlägen dazu beigetragen hat, dass der Schuttstrom sich beschleunigt hat. Denn Unwetter mit Starkregen haben dieses Jahr vielerorts und gerade im Berggebiet schwere Schäden verursacht: im Saastal (VS), im Misox (GR) und an diversen Orten im Tessin.
Betroffen war auch das «andere» Brienz am nach ihm benannten See im Berner Oberland. Dort liess ein heftiges Gewitter am 12. August den Milibach über die Ufer treten. Ein Teil des Dorfes wurde zerstört, die bei Touristen beliebte Brienz-Rothorn-Bahn musste den Betrieb einstellen. Man hofft, ihn bis zur nächsten Sommersaison wieder aufnehmen zu können.
Schon 2005 war Brienz (BE) durch ein Unwetter verwüstet worden. Damals starben zwei Menschen. Danach wurde der Hochwasserschutz massiv verstärkt, und doch kam es nun zu neuen Zerstörungen. Die vermeintliche «Jahrhundertkatastrophe» wiederholte sich keine 20 Jahre später. Dieses Mal gab es zwei Verletzte, rund 70 Menschen wurden evakuiert.
Alles nur Zufall? Man kann das so sehen. Doch schon 2023 erlebte Europa ein Jahr der Klima-Extreme mit Hitzewellen, Überflutungen und Gletscherschwund. Dieses Jahr dürfte die Bilanz noch schlimmer ausfallen. Kaum ein Land wurde dieses Jahr von heftigen Unwettern verschont, mit der Katastrophe in Valencia als tragischem «Höhepunkt».
Experten warnen schon lange, dass mit der Klimaerwärmung die extremen Wetterereignisse zunehmen. Teilweise versagten die Warnungen, doch Starkregen lässt sich oft nur schwer vorhersagen. Das betrifft auch und gerade die Schweiz, das stolze «Wasserschloss» Europas. Es ist durch Sturzfluten und Überschwemmungen besonders stark bedroht.
Und mit dem «kuscheligen» Begriff Erderwärmung sind nicht nur Hitzewellen und schmelzende Gletscher verbunden, sondern auch auftauender Permafrost in den Alpen. In Brienz (GR) spielt er offenbar keine Rolle, dafür liegt das Dorf zu tief. Doch für Kandersteg, Heimatort von Adolf Ogi und Albert Rösti, wird der Spitze Stein zur Bedrohung.
Brienz (BE) und Brienz (GR) sind eben nur der Anfang. Solche Fälle werden sich häufen. Und doch ist die Schweiz im Klimaschutz-Ranking der Nichtregierungsorganisationen innerhalb eines Jahres um 12 Plätze auf den 33. Rang abgerutscht, also ähnlich wie ein durch den aufgetauten Permafrost instabiler Boden an einer Bergflanke.
Man kann die Aussagekraft des Rankings hinterfragen, doch die Schweiz ist im Klimaschutz alles andere als vorbildlich. Positiv ist der Ausbau der Solarenergie, doch in anderen Bereichen hinkt sie hinterher. Dafür versucht sie, ihren CO2-Ausstoss mit Projekten im Ausland zu kompensieren, auch mit fragwürdigen, etwa im westafrikanischen Ghana.
Klimaschutz ist auch eine Frage des Geldes. Es ist ein bekannter und leidiger Reflex, dass die Menschen vor den damit verbundenen Kosten zurückschrecken und verdrängen, wie teuer die Beseitigung der Klimaschäden ausfällt. Die Bergregionen appellieren in solchen Fällen an die Solidarität der urbanen Schweiz. Dabei profitieren sie schon heute von ihnen.
Aus dem Mittelland fliessen enorme Ausgleichs- und Subventionszahlungen ins Berggebiet. Wir lassen uns den nationalen Zusammenhalt einiges kosten. Auch jetzt zeigen sich Bund, Kantone und Versicherungen gegenüber den Opfern von Naturkatastrophen grosszügig. Aber ist dies noch der Fall, wenn das zehnte oder zwanzigste Dorf geräumt wird?
In Brienz/Brinzauls baut der Kanton Graubünden für 40 Millionen Franken einen Entwässerungsstollen, von dem das Dorf vielleicht nicht mehr profitieren kann. Er sei auch bei einer Umsiedelung wichtig, denn durch die Rutschung seien auch die Zuglinie der Rhätischen Bahn, diverse Strassen sowie Starkstromleitungen bedroht, wird argumentiert.
Das mag zutreffen, doch es gibt keine Garantie, dass die 40 Millionen am Ende nicht sinnlos «verlocht» werden. Und was passiert, wenn es weitere solche Fälle gibt? Und die wird es geben, immer öfter. Solche Fragen werden heute verdrängt. Lieber sucht man nach Schuldigen und setzt auf das Prinzip Hoffnung, dass man verschont bleiben möge.
Klar, die Klimakrise ist ein globales Problem. Aber mit den Folgen müssen wir klarkommen, menschlich und finanziell. Das doppelte Brienz erinnert uns daran.
Im zuge des extremen Wachstums durch Zweitwohnungen usw. aber erweiterte sich Brienz immer stärker an den Nordhang (um den See herum) und das ist der, der nun bereits vielfach von Schlammlawinen, Bergstürzen, lawinen, usw betroffen war.
Fazit: eifnach nicht in gefährdeten Gebieten bauen und diese bauten dann nicht noch durch extrem teure Schutzbauten subventionieren.
Grund sind die zu erwartenden Klimaflüchtlinge.
Bangladesh alleine hat um die 200 Mio Einwohner, ein Teil Indiens wird überschwemmt (1.3Mia), Südsee ade usw.
Ich rechne so mit ca. 1-2 Mia Menschen auf Wanderung, da durch die Gletscherschmelze je nach Region Trinkwasser knapp wird, die Wüste vorrückt usw werden viele kommen.
Das ist nichts gegen die Massen, wogegen die 10 Mio Initiative lanciert wurde.
Also SVP, wenn Ihr schon keine Ausländer mögt dann tut etwas gegen den Klimawandel!