Alle Jahre wieder (mit Ausnahme der Corona-Pause) «chlöpfts» in Zürich: Am Montag, dem 17. April 2023, findet das Sechseläuten statt. Hier findest du die Geschichte von zehn kuriosen Sechseläuten sowie die wichtigsten Infos zu diesem Jahr – damit du weisst, wo du wann fürs Spektakel bereitstehen musst.
Zu Gast ist dieses Jahr der Kanton Schwyz. Dieser hat während des ganzen Wochenendes Zeit, den Zürchern seine Kultur etwas näherzubringen. Auf dem Lindenhof gibts eine Ausstellung, ein Unterhaltungsprogramm und selbstverständlich auch etwas zu Essen. Das genaue Programm des Lindenhofs kannst du dir hier ansehen. Am Samstagabend finden die Bälle statt – dort kannst du aber nur als Mitglied oder Begleitung eines Mitglieds einer Zunft hingehen. Am Sonntag folgt dann der Kinderumzug, an dem alle teilnehmen dürfen.
Seinen Höhepunkt erreicht das viertägige Fest dann aber am Montag. Der Umzug startet um 15.00 Uhr mit rund 3'500 Zünftern, mehr als 350 Reitern und etwa 50 Wagen, die von Pferden gezogen werden. Der Star der Show – der «Böögg» – wird traditionsgemäss (und wie es der Name des Festes bereits verrät) um 18.00 Uhr auf dem Sechseläutenplatz am Bellevue angezündet. Je kürzer die Brenndauer des «Bööggs», desto schöner wird der Sommer – so lautet zumindest die Interpretation. All jene, die nicht vor Ort mit dabei sein können, müssen nicht traurig sein, denn: Das SRF wird live vom Sechseläutenplatz aus berichten.
Weil du jetzt mit allen nötigen Infos versorgt bist, kommen wir nun zum historischen Rückblick. Immer wieder kam es am Sechseläuten-Montag zu kuriosen, lustigen, aber auch traurigen Szenen. Wir haben euch die interessantesten Begebenheiten herausgepickt.
1921 brannte der Böögg bereits um halb zwei Uhr. Eine Gruppe von Kommunisten hatte einen Knaben angestiftet, das Feuer zu legen. Sie wollten damit gegen die hohe Zahl von Arbeitslosen protestieren. In Windeseile wurde der Ersatzböögg auf der Brandstätte aufgerichtet. Und Punkt sechs Uhr brannte er ein zweites Mal. Als Zeichen des zünftischen Protestes war ihm eine rote Fahne mitgegeben worden, die mit in den Flammen unterging.
Noch schlimmer kam es im Jahr 2006 – damals wurde der Böögg noch bevor er auf den Scheiterhaufen gestellt werden konnte, geklaut. Am Tatort wurde ein Schreiben hinterlegt, die Gruppe «1. Mai – Strasse frei» bekannte sich zur Tat. Am Sechseläuten selbst kam ein Ersatzböögg zum Einsatz, der eigentlich für den Kinderumzug vorgesehen war.
Ein eher lustiger Fauxpas passierte einst Alt-Bundesrat Christoph Blocher. Der fiel nämlich während Gillis-Talkshow vom Podest – und das wurde live im Fernsehen von Tele Züri aufgezeichnet.
2015 kam es zu einem tragischen Todesfall: Ein Pferd starb während der Verbrennung des Bööggs. Der Tierschutzbund Zürich kritisierte den Anlass darauf als zu stressig für die Tiere. Die anschliessende Obduktion ergab aber, dass nicht Stress zum Tod des 24 Jahre alten Pferdes geführt hatte, sondern eine Herzrhythmusstörung.
Die Teilnahme eines Pferdes am Zürcher Sechseläuten ist für das Tier aber nicht stressiger als eine Spring- oder Dressurprüfung. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, die später veröffentlicht wurde.
Egal was behauptet wird – Tradition hin oder her. Eigentlich strömen die Besucher des Sechseläuten nur zum Böögg, weil sie nach dessen Explosion ihre Würstchen bräteln wollen. Denn auf der Glut des Scheiterhaufens lässt sich's wunderbar grillieren.
Lange waren Frauen vom Sechseläuten-Umzug ausgeschlossen. Dank eines Kniffs dürfen sie nun aber doch mitlaufen – die Frauenzunft wird zum Dauergast der «Gesellschaft zur Constaffel». Mitmarschieren dürfen die Damen aber nur tagsüber – am Abend sind die Zunft-Aktivitäten weiterhin nur den Männern vorbehalten.
Kuriose Verkleidungen gehören zu den Zünften dazu. Auch, dass sich ab und an Politiker in «Schale» werfen und am Umzug als Ehrengäste mitmarschieren, gehört dazu. Manchmal findet sich aber auch der eine oder andere modische Fehltritt – wie damals, als sich Roger Köppel etwas braune Farbe ins Gesicht schmierte, um als Kameltreiber noch authentischer zu wirken.
Dramatische Szenen ereigneten sich im Jahr 1993: Damals wollten weder Böögg noch Scheiterhaufen so richtig. Letzterer fiel nämlich mitsamt Schneemann auf den Platz und brannte dort munter weiter. Der Kopf des Bööggs musste anschliessend von Hand wieder ins Feuer geworfen werden, damit er überhaupt explodierte.
Die Zunft zur Schiffleuten pflegte einen ganz besonderen Brauch. Die Jungzünfter warfen nämlich tote Fische ins Publikum – an der Bahnhofstrasse gerne auch in geöffnete Fenster in den oberen Etagen oder auf Balkone.
Doch das ist nun vorbei, seit 2016 werden keine echten Fische mehr geworfen. Die Zunft reagiert auf Kritik von Tierschützern und Berufssfischern. Der Fischwurf war ein Zeichen für die Ernährung des Volkes in vorreformatorischen Zeiten. Damals wurden die Bewohner nämlich freitags und in der Fastenzeit mit Fischen versorgt.
1956 jagte es dem Böögg den Kopf schon nach weniger als 4 Minuten weg. Das ist die kürzeste Brennzeit seit es die Tradition gibt. Am längsten brannte er 2016 – nach qualvollen 43 Minuten war es dann endlich um den Schneemann geschehen.
Obwohl im Volksmund behauptet wird, dass die Brennzeit des Bööggs einen direkten Einfluss auf die Anzahl Sommertage hat, gibt es statistisch gesehen keinen signifikanten Zusammenhang. Die Prognosen stimmen folglich nicht immer – ausser im Jahr 2003. Damals explodierte das Haupt des Bööggs schon nach 5 Minuten und 42 Sekunden und die Schweiz wurde mit sagenhaften 65 Sommertagen beschenkt.
Während der Anbauschlacht 1944 fand das Sechseläuten im Hafen Enge statt, da auf der Sechseläutenwiese Gemüse angepflanzt wurde. Dabei kippte der «Böögg» in den Zürichsee.
Garp
In der Pubertät war ich einmal an vorderster Front dabei (soweit das Frauen dürfen 😉) mein Partner und seine Familie waren in der Zunft (zwar Berner aber stinkreich) .
Ich fand das alles so hochnotpeinlich, was da abging, ich habe kaum je etwas beschämenderes erlebt, die schämten sich aber nicht.
Es ist ein reines Fest um Vetterliwirtschaft zu pflegen.
Bögg verbrennen und Würstli braten reicht vollkommen.
fabsli
TanookiStormtrooper
Den Ausdruck habe ich von einem Zürcher gelernt und finde ihn ganz passend. Mich nervt es, dass einmal pro Jahr diese eigentlich extrem lahme Veranstaltung Thema in den Medien ist. Zeigt eben sehr gut, wie Zürich-Zentriert unsere Medienhäuser sind und leider wird es ja nicht besser. In der Schweiz gibt es viele interessante Bräuche, nur sind die wohl keinen Artikel wert wenn es nicht ein bisschen "Bumm" macht und etwas explodiert. 🤷♂️