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Wappen, Flagge, Fahne – was ist der Unterschied?

Le drapeau suisse flotte dans la Rade le jeudi 15 octobre 2020 a Geneve. Face a l'augmentation des nouveaux cas, les cantons sont en train de reevaluer leurs mesures sanitaires. Une rencontre ave ...
Die Schweiz ist neben dem Vatikanstaat das einzige Land, dessen Flagge quadratisch ist. Bild: KEYSTONE

Wappen, Flagge, Fahne – was ist der Unterschied?

13.03.2024, 21:29
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Die Trikots der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft geben zu reden: Möglicherweise verstossen sie gegen das Wappenschutzgesetz, das den Gebrauch des Schweizer Wappens regelt. Dieses darf – ebenso wie Kantons- und Gemeindewappen – nur mit Bewilligung der Behörden verwendet werden.

«Das Schweizerwappen, die Wappen der Kantone, Bezirke, Kreise und Gemeinden, die charakteristischen Bestandteile der Kantonswappen im Zusammenhang mit einem Wappenschild sowie mit ihnen verwechselbare Zeichen dürfen nur von dem Gemeinwesen, zu dem sie gehören, gebraucht werden.»

Die Schweizer Flagge hingegen darf ohne Bewilligung genutzt werden, was dem Schweizer Fussball-Nationalteam zugutekommt, auf dessen Leibchen die Flagge prangt. In Abschnitt 2, Artikel 10 des Wappenschutzgesetzes steht dazu:

«Die Fahnen und die andern Hoheitszeichen der Eidgenossenschaft, der Kantone, Bezirke, Kreise und Gemeinden sowie mit ihnen verwechselbare Zeichen dürfen gebraucht werden, es sei denn der Gebrauch ist irreführend oder verstösst gegen die öffentliche Ordnung, die guten Sitten oder geltendes Recht.»

Wappen und Flagge – worin liegt da der Unterschied? Und ist eine Flagge dasselbe wie eine Fahne? Eine kurze Übersicht über diese oft verwechselten Begriffe schafft Klarheit:

Wappen

Wappen sind staatliche Hoheitszeichen, die von vielen Staaten geführt werden. Auch Gliedstaaten – so die Schweizer Kantone oder die deutschen Bundesländer – können eigene Wappen führen. Der Begriff stammt aus dem Mittelniederländischen («wâpen») und war ursprünglich bedeutungsgleich mit dem mittelhochdeutschen Wort «wâfen» («Waffe», «Rüstung»).

Die an einen Schild angelehnte Form der Wappen erinnert an ihre Herkunft: Sie dürften aus der Bemalung von Schildern hervorgegangen sein, die es erlaubte, im Kampfgetümmel Freund und Feind auseinanderzuhalten. Besonders die Kreuzzüge im Hochmittelalter sorgten für eine weite Verbreitung der in Nordwesteuropa entstandenen Wappen über ganz Europa.

Das Schweizer Wappen verwendet dasselbe Symbol wie die Flagge, jedoch auf einem Schild.
Das Schweizer Wappen verwendet dasselbe Symbol mit denselben Farben wie die Flagge, jedoch auf einem Schild. Darstellungen des Wappens, mit variierenden Formen des Schildes, finden sich etwa auf den Schweizer Münzen, auf einigen SBB-Lokomotiven oder den Kontrollschildern von Autos.Bild: Shutterstock

Bald trat der repräsentative Charakter der Wappen in den Vordergrund und ihre Nutzung verbreitete sich über den Adelsstand hinaus auf weitere Gesellschaftsschichten. Auch Bürger und Handwerker legten sich Wappen zu, die meist aus Siegelbildern entstanden. Auch Institutionen und Gemeinwesen wie Städte begannen, Wappen zu führen. Deren Gestaltung unterlag strengen Regeln, mit denen sich die Lehre der Heraldik befasst. Sie verwendet bei der Blasonierung, also der Wappenbeschreibung, ein eigenes Vokabular, das für Laien wenig verständlich ist.

Die hoheitliche Funktion der Wappen schränkt ihre Nutzung ein: Lediglich staatliche Einrichtungen wie Landesregierungen, Behörden und öffentliche Institutionen dürfen sie führen und damit ihren Dokumenten einen amtlichen Charakter verschaffen. Ein Beispiel dafür sind Reisepässe, auf denen meist das Staatswappen angebracht ist – der Schweizer Pass enthält auf seinen Seiten etwa sämtliche Kantonswappen.

Flagge und Wappen der Kantone Luzern und Tessin.
https://www.lu.ch/-/media/Kanton/Dokumente/SK/Vortrag/Flagge_Fahne_Wappen_des_Kantons_Luzern.pdf
Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führen die Schweizer Kantone ihr Hoheitszeichen sowohl in Fahnen- als auch in Wappenform, wobei die Darstellung identisch ist. Eine Ausnahme bilden Luzern und Tessin, deren Wappen senkrecht geteilt ist, während die Fahne (Flagge) horizontal geteilt ist. Bild: Lu.ch
Fahne (Flagge) und Wappen des Kantons (und der Gemeinde) Schwyz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahne_und_Wappen_des_Kantons_und_der_Gemeinde_Schwyz
Bei Fahne (Flagge) und Wappen von Kanton und Gemeinde Schwyz unterscheidet sich die Position des Kreuzes. Bild: Wikmedia

Fahne oder Flagge?

Die Wissenschaft, die sich mit Fahnen und Flaggen beschäftigt, wird Vexillo­logie (von lat. vexillum für «Fahne») genannt, sie ist ein Teilgebiet der Heraldik. Die Begriffe «Fahne» und «Flagge» werden im Alltag oft durcheinandergebracht; dabei wird oft «Fahne» für beide Bedeutungen verwendet. Fahne und Flagge sind jedoch mitnichten bedeutungsgleich. In der Schweiz ist die Bezeichnung «Flagge» allerdings nicht üblich.

Im Grundsatz gilt: Fahnen werden getragen, Flaggen werden gehisst. Flaggen sind zudem ein einfach gestaltetes Massenprodukt, das ohne Weiteres ersetzbar ist, während Fahnen in der Regel fest und dauerhaft mit einer Stange verbunden sind. Es handelt sich um oft aufwendig gestaltete, tragbare Einzelstücke, die nicht einfach durch ein anderes Stück Tuch ersetzt werden können. Beispiele dafür sind etwa Vereinsfahnen oder Regimentsfahnen. Fahnen wurden im militärischen Bereich von verdienten Soldaten getragen, dem Fähnrich; ihr Verlust galt als Schmach.

Truppenfahne: Ein Fähnrich (Ensign) der Grenadier Guards beim Tragen der Queen’s Colour.
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=26706698
Truppenfahnen sind Unikate: Ein Fähnrich der britischen Grenadier Guards trägt die Queen’s Colour.Bild: Wikimedia/Carfax2

Fahnen – das Wort geht auf althochdeutsch «fano» und mittelhochdeutsch «vane» («Tuch») zurück – sind historisch älter als Flaggen. In China dürften sie bereits vor etwa 2000 Jahren in Gebrauch gewesen sein. Darauf weist der Grabstein eines Kaisers aus der Han-Dynastie hin, auf dem ein farbiges Tuch an einer Stange abgebildet ist. Die Römer verwendeten Standarten zur Unterscheidung ihrer Regimenter.

Flaggen entstanden als vereinfachte Version der Fahnen. Sie kamen wohl zuerst in der Seefahrt und deutlich später als Fahnen auf; im 12. Jahrhundert im Mittelmeerraum und Mitte des 13. Jahrhunderts in der Nordsee. So verlangte ein 1270 geschlossenes Abkommen zwischen England und den Grafen von Flandern, dass Schiffe korrekte Flaggen zur Kennzeichnung führen mussten. Das Fahren unter falscher Flagge war verpönt.

The Swedish flag is tied to a flagpole and surrounded by the flags of other NATO nations, as protocol prepare for a flag raising ceremony to mark the accession of Sweden at NATO headquarters in Brusse ...
Flaggen sind keine Unikate, sondern simpel gestaltete Massenprodukte. Bild: keystone

Der Begriff «Flagge» selbst geht vermutlich auf das altnordische «flogra» («flattern») zurück und wurde erst ab dem 17. Jahrhundert, vermutlich in England, in der modernen Bedeutung verwendet. Die Verwendung der Nationalflagge als Erkennungszeichen auf See wurde ab dem 16. Jahrhundert üblich, als die Vereinigten Niederlande ihre Schiffe damit kennzeichneten.

Banner, Wimpel und Co.

Neben Fahnen und Flaggen gibt es noch zahlreiche Sonderformen. Eine Auswahl der wichtigsten:

  • Banner: Als «Banner» wurde früher eine Fahne mit einem Hoheitszeichen oder Wappen eines Adligen bezeichnet. Heute bezeichnet der Begriff eine Befestigungsart des Tuches. Meist handelt es sich um eine hochrechteckige Flagge, die an einem waagrechten Querstab befestigt ist, also nicht direkt an einem senkrechten Mast.
  • Wimpel: Es handelt sich um kleine, dreieckige oder länglich-trapezförmige Flaggen, die oft in grosser Zahl nebeneinander aufgehängt werden. Im militärischen Bereich dienen sie als Kennzeichen von Einheiten. In der Schifffahrt gibt es ebenfalls Wimpel, beispielsweise Topp-Wimpel, die sehr lang und schmal sind.
  • Stander: Diese Flaggenform ist üblicherweise dreieckig und wird an einer vertikalen Befestigung gehisst. Bei den Seestreitkräften dienen sie als Rangabzeichen oder Kommandozeichen. Überdies werden sie als Hoheitszeichen an Fahrzeugen verwendet, beispielsweise bei Staatsbesuchen.
  • Standarte: Sie sind meist quadratisch und dienen heutzutage in der Regel als Hoheitsabzeichen, oft an Fahrzeugen. , Auch Flaggen, die nicht seitlich an einem Mast oder Ständer befestigt sind, sondern mit einem Querträger mittig vor dem Mast hängen, werden mitunter als Standarten bezeichnet.

(dhr)

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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HugiHans
13.03.2024 22:37registriert Juli 2018
Dafür sind die Fans gesetzeskonform und tragen auf dem Heimweg ihre Fahne mit stolz … so ein Spiel macht schliesslich durstig 😄
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