Aus welchen Ländern kommen eigentlich die Gäste in den Schweizer Tourismusorten? Das Bundesamt für Statistik kann auch hier Auskunft geben. Mit einer Einschränkung: Es braucht aus Datenschutzgründen mindestens drei Hotels in der jeweiligen Gemeinde. Dies ist in 374 Gemeinden der Fall. Das hört sich bei 2121 Gemeinden auf den ersten Blick nach wenig an, deckt aber alle touristisch relevanten Gemeinden ab.
Blicken wir also etwas genauer hin. Welche Gästegruppe macht jeweils – abgesehen von Schweizer Gästen – den grössten Anteil aus? Wo sind die Hotspots für Amerikaner, Inder oder Ungarn? Das ist der Überblick:
Wichtig noch zu erwähnen: Wir sprechen hier von Ankünften (also grob von der Anzahl Touristinnen und Touristen), nicht etwa von Logiernächten.
Wenig überraschend dominieren in vielen Gemeinden unsere Nachbarländer Deutschland und Frankreich. Auch dass die Amerikaner, Chinesen oder Italiener in einigen Gemeinden die jeweils grössten Touristengruppen stellen, erstaunt wenig.
Warum die Niederländer in sieben Gemeinden die grösste Anzahl der Ankünfte stellen, hat zwei Gründe. In Egerkingen und Faido steht die geographische Lage im Vordergrund. Denn die Ankünfte decken sich hier praktisch mit den Logiernächten. In Valsot oder Brigels sind die Logiernächte der Niederländer dagegen rund sechsmal höher als die Ankünfte: Das deutet meist auf eine (knappe) Woche Ferien im Ort hin.
Und dann gibt es noch Nationen, welche praktisch nur in einer Gemeinde die grösste Touristengruppe stellen. Wir sind einigen dieser «Ausreisser» nachgegangen:
Feriengäste aus Belgien im Val d'Anniviers haben eine lange Tradition. «Die Region ist seit Jahrzehnten Ziel belgischer Schulklassen und Winterferiengäste. Institutionen wie das Hotel Les Diablons in Zinal sowie belgische Vereinigungen wie ‹Val d’Uccle› haben zur starken Bindung beigetragen», weiss auf Anfrage Roger Brunner, Head of Corporate Communication bei Valais/Wallis Tourismus. Viele Familien kehren immer wieder zurück ins authentische alpine Ambiente.
Die britischen Gäste sind im Walliser Val de Bagnes und im Val d'Illiez die Hauptgästegruppe. Im Val de Bagnes hängt dies mit Verbier zusammen. Der Ferienort gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Wintersportdestinationen der Briten. Viele Gäste von der Insel besitzen hier auch eine Zweitwohnung.
Das Val d'Illiez profitiert von der gezielten Vermarktung im britischen Markt der Matterhorn Region AG (MRAG), wie Brunner schreibt, und die Gäste finden hier zudem ein nicht so überlaufenes Skigebiet vor.
Dass viele Gäste aus Hongkong in Mörel-Filet übernachten, hängt mit dem Zugangspunkt zum Aletschgebiet zusammen. Oben auf der Riederalp und Bettmeralp sind die Hotelkapazitäten beschränkt, weshalb viele im Tal übernachten.
Brunner schreibt dazu: «Besonders asiatische Gäste – darunter auch viele aus Hongkong – planen diesen Ausflug gezielt.» Auch hier wurde von der MRAG seit Jahren in entsprechende Marketinganstrengungen investiert.
In Engelberg sind Gäste aus Indien top. André Wolfensberger, Marketingleiter von Engelberg-Titlis Tourismus erklärt die Beliebtheit so: «Die Popularität des Titlis bei den indischen Gästen ist vor allem auf eine frühe Vermarktung vor Ort zurückzuführen. Zudem auf Grössen aus Sport und Showbusiness, die den Titlis besuchten und auf Bollywood-Produktionen, für die hier gedreht wurde. Der bekannteste Movie ist Dilwale Dulhania Le Jayenge.»
In Vilters-Wangs ist die Lage etwas anders. Hier dürfte es sich bei den vielen polnischen Gästen nicht um klassische Touristen handeln. Denn in einem der wenigen grösseren Hotels waren im letzten Jahr aufgrund der günstigen Lage an der Achse Zürich – Chur – St.Gallen immer wieder Arbeiter untergebracht. Auch ein Anruf auf der Gemeindeverwaltung kann dies nicht ganz bestätigen, widerlegt wird die Vermutung da aber auch nicht.
Allerdings liegen die Logiernächte nur rund doppelt so hoch wie die Ankünfte. Was eher für viele Kurzaufenthalte spricht. So habe es im letzten Jahr immer wieder Carreisen aus Polen gegeben – allerdings gemäss verschiedenen Quellen nicht im Übermass. Das polnische Unternehmen Funpark bietet beispielsweise diverse Reisen in die Schweiz an – auch hier könnte Wangs vor allem gut liegen.
Eines der wenigen grossen Hotels in Vilters-Wangs ist das Parkhotel Wangs. Der Hotelbetrieb wurde Ende Februar 2025 allerdings eingestellt (Restaurant noch in Betrieb) und von einem neuen Besitzer durch möblierte Appartments zur längeren Vermietung ersetzt. Dort ist auf Anfrage nicht bekannt, ob früher (oder jetzt) übermässig viele Gäste aus Polen übernachteten.
Warum die meisten Gäste in Martigny aus Spanien kommen, lässt sich nicht eindeutig erklären, zumindest gibt es keine konkreten Kampagnen oder Partnerverträge in Spanien. Was sich aber sagen lässt: «Martigny hat in den letzten Jahren die Hotelkapazitäten im preiswerteren Segment erweitert», so Brunner.
Das macht die Stadt als Transit- und Übernachtungsort attraktiv. Dafür sprechen die Daten, dass die 4459 Ankünfte «nur» 4911 Übernachtungen generierten.
Eindeutiger ist die Situation in Leukerbad. Hier gab es 2024 eine deutliche Zunahme der Ankünfte aus Südkorea gegenüber den Vorjahren. Brunner erklärt dazu: «Das ist das Ergebnis einer langfristigen Marktbearbeitung durch unsere Partner.»
Man habe gezielt in Fernmärkte investiert – darunter auch Südkorea. Leukerbad habe sich so zur Destination mit hohem Erlebniswert gemausert.
Eine spezielle Situation haben wir in Bürglen UR. Im Schächental sind seit rund 30 Jahren immer wieder Ungarn im Hotel Waldhof zu Gast. 2024 waren es rund 40 Gruppen. Dies entstand damals mit einem ungarischen Reisebüro-Vertreter, der in der Region Ferien machte. Später machte sich dieser selbstständig und bot Reisen nach Bürglen an.
Übrigens: Das Hotel verkauft auch noch Akkordeons und Motorsägen. Das hat gemäss der aktuellen Besitzerin aber nichts mit den Ungarn zu tun, sondern mit Restbeständen aus der Sammlung ihres verstorbenen Partners Hermann Müller.
Zurück ins Wallis: In der Gemeinde Riddes kommen die meisten Gäste aus den Vereinigten Arabischen Emirate. Grund dafür ist eines der international stark nachgefragten Jugendcamps von «Les Elfes Switzerland» im Dorf La Tzoumaz. Diese richten sich insbesondere an wohlhabende Familien aus den Golfstaaten.
Sie kommen nicht in Cars für 20min, sondern übernachten und bleiben da, wollen Ortschaft und Leute entdecken. Dagegen hat kein Luzerner etwas.
Aber die ganzen Chinesen und seit neustem auch Inder🫣
Mit weiss nicht wie vielen Cars die Strassen verstopfen, 20 min den Grendel überfallen und dann sind sie wieder weg. Touristische Nachhaltigkeit ist hierbei bei <0.
Luzern hat als einzige Stadt der Welt eine Einkaufsmeile nur für Touristen! Das sollte zu denken geben!