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Zürich

Stadt Zürich zieht wegen Tempo 30 vor Bundesgericht

Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart montiert die erste Tempo 30 nachts (22 bis 6 Uhr) Laermschutztafel an der Hoeschgasse, aufgenommen am Donnerstag, 13. August 2020 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza ...
Zwischen Stadt und Kanton Zürich gibt es immer wieder Streit um Verkehrsberuhigung.Bild: keystone

Stadt Zürich zieht wegen Tempo 30 vor Bundesgericht

17.09.2025, 14:5517.09.2025, 14:55

Zwischen der Stadt Zürich und dem Kanton hängt der Haussegen einmal mehr schief. Der Stadtrat hat am Mittwoch mitgeteilt, dass er gegen den Kanton vor Bundesgericht zieht. Grund ist einmal mehr das Thema Verkehr. Die Bürgerlichen reagieren konsterniert.

Jüngster Streitpunkt ist der Gegenvorschlag zur «ÖV-Initiative» von SVP, FDP und Mitte. Der Kantonsrat hatte diesen Gegenvorschlag am 14. April an seiner Nachmittagssitzung gutgeheissen. Die Initianten zeigten sich zufrieden und zogen ihre Initiative zurück. Damit würde automatisch der Gegenvorschlag in Kraft treten.

Gemeinden müssten Busspur bauen

Der Gegenvorschlag beinhaltet, dass Gemeinden selber bauliche Massnahmen zahlen müssen, um den ÖV in Tempo-30-Zonen flüssig zu halten. Eine Gemeinde müsste also etwa eine separate Busspur bauen, wenn der Bus nicht mehr gemäss Fahrplan vorwärts kommt.

Sollte dies nicht möglich sein, müsste die Gemeinde für zusätzliche Verbindungen aufkommen. In einem letzten Schritt sollen die Gemeinden den Verkehrsverbund für den stockenden ÖV entschädigen.

Stadtrat hält Gegenvorschlag für illegal

Der Zürcher Stadtrat kritisiert nun, dass es zu diesem Gegenvorschlag gar keine Vernehmlassung bei den Gemeinden gegeben habe. Eine solche sei gemäss Kantonsverfassung aber vorgeschrieben.

Auch inhaltlich hält der Stadtrat den bereits beschlossenen Gegenvorschlag für illegal. Dieser verstosse gegen Bundesrecht, so die Stadtregierung. Der Bund schreibe Lärmschutzmassnahmen vor. Weil Gemeinden nicht für Mehrkosten zur Kasse gebeten werden wollen, würden sie nun aber auf die Einführung von Tempo 30 verzichten.

«Angst vor einer Abstimmung?»

Dass die Stadt nun vor Bundesgericht zieht, sorgt bei FDP, SVP und Mitte für Ratlosigkeit. Die Stadt Zürich hätte alleine das Referendum gegen den Kantonsratsentscheid ergreifen können, teilten sie gemeinsam mit. Dann wäre die Sache vors Volk gekommen. «Es scheint, als habe die Stadt Angst vor einem Volksentscheid.»

FDP, SVP und Mitte kritisieren den Stadtrat ausserdem, dass er «blockiere und verzögere», um seine eigene, politische Ideologie durchzudrücken. «Notfalls auch mit der Brechstange.»

Schon mehrmals gab es zwischen Stadt und Kanton Zürich Streit, weil die Stadt gegen den Willen des Kantons den Verkehr beruhigen wollte. Andere Beispiele waren die stark befahrene Rosengartenstrasse oder der Spurabbau am Bellevue. (sda)

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bild: reddit
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In Zürich fährt man nachts nur noch mit Tempo 30
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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fred_64
17.09.2025 16:10registriert Dezember 2021
FDP, SVP und Mitte kritisieren den Stadtrat ausserdem, dass er «blockiere und verzögere», um seine eigene, politische Ideologie durchzudrücken. «Notfalls auch mit der Brechstange.»
Auch wenn es stimmen mag, FDP, SVP und Mitte drücken auch überall mit der Brechstange ihre Ideologie durch (siehe Kartoffelentscheid von Tempo 30).
Die Zürcher Kantonsregierung ist ja schon länger für ihr arrogantes Verhalten bekannt, da ist klar dass die Stadt sich mit allen Mitteln dagegen wehrt.
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Wat Sohn
17.09.2025 16:55registriert Juni 2017
Seit wann ist ein Gerichtsentscheid eine „Brechstange“???
30er-Zonen werden ja kaum wirklich „flächendeckend“ eingeführt. Und in den Städten kann (oder sollte) man sowieso selten viel schneller als 30 fahren. Ich verstehe diese Aufregung der Gegner wirklich nicht…
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Rethinking
17.09.2025 17:23registriert Oktober 2018
Da Auto hat aktuell viel zu viel Gewicht und reduziert dadurch unser aller Lebensqualität
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