Mit Fäusten, Messern und Baseballschlägern trainieren die muskelbepackten Männer im Werbevideo von «White Rex» ihre Schläge. White Rex ist eine russische Modemarke, die neben Klamotten auch Kampfsportartikel anbietet. Das Design: Rechtsextremistische Symbole, Wikinger-Look und Gewaltästhetik.
Die Marke organisiert Kampfsporttuniere und Trainings und will, dass «die weissen Völker Europas» ihren «Kampfgeist wiederentdecken». Gründer dieses Modelabels und selber Kampfsportler ist Denis Nikitin. Er ist morgen in der Schweiz, um Mitgliedern und Sympathisanten der Pnos schon zum zweiten Mal seine Kniffs beizubringen. «Wort und Tat 2», heisst der fragwürdige Workshop. Der Ort ist geheim, auf dem Flyer ist lediglich der Hinweis auf die Region Zürich gegeben.
Wie schon letztes Jahr hat die Pnos einen zweitägigen Workshop mit Nikitin geplant. Während die Mitglieder am Samstag in Selbstverteidigung geschult werden, steht am Sonntag ein russischer Kulturtag auf dem Programm: Ein russischer Liedermacher soll auftreten, anschliessend gibt es einen Vortrag über «die Verwurzelung zur zaristischen Familie im antikommunistischen Kampf der Neuzeit».
Wovor sich die Pnos mit Selbstverteidigung schützen will, erklärt Parteichef Dominic Lüthard. «Wir wollen gewappnet sein. Was die Zukunft bringt, kann man nie wissen», sagt er. Seit mehreren Jahren gehe aber keine Gefahr mehr von der Antifa aus. Deren Angriffe beschränken sich hauptsächlich auf Internetspionage, erklärt er weiter.
Wieso die Pnos dann erst im Sommer 2015 den «Ahnensturm», den parteieigenen Sicherheitsdienst gegründet hat, bleibt offen. Samuel Althof, Leiter der Fachstelle für Rassismus und Gewaltprävention, hat eine einfache Erklärung: «Die Pnos glaubt sich vor der Wirkung ihrer rassistischen Provokation verteidigen zu müssen. Man muss dies aus der Perspektive einer Kampfgruppe sehen, die sie ja selbsterklärt sind. Eines der Hauptziele der Pnos ist es deshalb, sich verteidigen zu können.»
Althof erklärt, dass der Ahnensturm vornehmlich ein Propagandamittel der Pnos sei. Weiter soll er in der Partei zusätzlich Sinn stiften: «Mitglieder der Pnos, die sich weniger politisch beteiligen wollen, können so mit ihren Muckis dabei sein. Fakt aber ist, dass der Ahnensturm (AS) als Sicherheitsinstrument komplett nutzlos ist», sagt Althof.
Wenn es eine Auseinandersetzung zwischen der Antifa und der Pnos gäbe, wäre die Polizei die effizientere und richtige Lösung, um zu deeskalieren. «Selbstjustiz ist strafbar. Auch bei einem Konzert engagiert man gescheiter die Securitas Sicherheitsfirmen mit den nötigen Bewilligungen und Erfahrungen, die über eine solide Ausbildung verfügen, anstatt des Laien-Kampftrupps AS», so Althof.
Der Ahnensturm AS spielt auf die Sturmabteilung SA, der paramilitärischen Kampforganisation der NSDAP an. Eine bewusste Provokation? Althof hält dies für keinen Zufall. Einschüchterung und Provokation seien ‹die› Mittel der Rechtsextremen. «Die Pnos ist nicht mehr als eine Spielzeugpartei, die in der Schweiz keine, ja null, politische Bedeutung hat.»
Auf Bildern von Parteiversammlungen sehe man immer wieder, dass die Bilder zugeschnitten sind, so dass man die leeren Plätze nicht sieht. Weiter verfüge die Pnos über keinerlei Mandate, weder in einem komunalen, kantonalen oder im nationalen Parlament. «Die einzige Möglichkeit der Pnos, Aufmerksamkeit zu erregen, ist die Provokation. Dazu gehören üble Wortspielereien wie der AS, die an die SA erinnern soll, aber auch solche Veranstaltungen», sagt er gegenüber watson.
Die Kantonspolizei Zürich weiss von der bevorstehenden Veranstaltung. «Wir wollen grundsätzlich keine Anlässe links- oder rechtsradikaler Gruppierungen im Kanton Zürich. Daher verfolgen wir das Geschehen in den Szenen aufmerksam. Zum konkreten Vorgehen geben wir keine Auskunft.», sagt Carmen Surber von der Medienstelle der Kantonspolizei Zürich.
Auf Nachfrage, wieso die Pnos einen deklarierten Neonazi einlädt, um einen Selbstverteidigungskurs abzuhalten, erklärt Pnos-Chef Lüthard: «In den Medien wird man schnell als Nazi abgestempelt. Für mich ist einer, der einen Hitlergruss macht ein Nazi.»
Im Jahr 2010 hatte die Pnos Schlagzeilen gemacht, nachdem ein Mann auf einer Pnos-Feier auf der Rütliwiese den Hitlergruss gezeigt hatte und auf der Facebookseite von White Rex waren laut Blick letztes Jahr noch Bilder von Hitlergrüssen gepostet worden.
Auch Lüthard selbst ist kein unbeschriebenes Blatt. Lüthard sang mit seiner Band an mehreren Gedenkfeiern des Blood-and-Honour-Gründers Ian Stuart. In seinen Texten geht es um «Rassenschande» und die «reine Schweiz», befreit von der «fremden Brut». Daneben wurde er auch wegen Körperverletzung verurteilt.