Schweiz
Zürich

So wollen die SBB den Zürcher HB aufwerten

Teurere Angebote floppten am Zürcher HB – so sehen die neuen Pläne aus

Die SBB wollten den Zürcher Hauptbahnhof aufwerten. Das hat nur mittelmässig funktioniert, wie aktuelle Entwicklungen zeigen. Dafür ziehen neue Mieter in den Knotenpunkt ein.
03.10.2025, 07:4903.10.2025, 09:15
Stefan Ehrbar / ch media

Die SBB müssen einen Rückschlag einstecken beim Versuch, ihre Bahnhöfe zu gentrifizieren. Vor zwei Jahren berichtete CH Media, dass die Bahn sie aufmöbeln will – und dass günstige Anbieter im Laden- und Gastrobereich oft zugunsten von teureren Konzepten Platz machen müssen. Die SBB begründeten diese Strategie mit der Steigerung der Aufenthaltsqualität. Nun zeigt sich am grössten Schweizer Bahnhof, dem Hauptbahnhof Zürich mit seinen 411'000 Ein- und Aussteigern täglich: Die Pendlerinnen und Pendler machen nicht mit.

Hier gibt es bald günstigeres, italienisches Essen: Die «Brasserie Süd» (künftig: «Süd») am Hauptbahnhof Zürich.
Hier gibt es bald günstigeres, italienisches Essen: Die «Brasserie Süd» (künftig: «Süd») am Hauptbahnhof Zürich.Bild: Ch Media

Die 2023 im renovierten Südflügel neu eröffnete «Brasserie Süd», die einen Optiker-Laden ersetzt hatte und bei ihrer Eröffnung Kaviargerichte zum Apéro und Rindsfilet für 65 Franken auf der Menukarte stehen hatte, musste zuerst ihre Öffnungszeiten verkürzen und nun das Konzept ändern. «Es hat nicht funktioniert», sagen die Macher zum Portal Gault Millau. Ab Montag soll es im Restaurant italienisches Essen geben.

In der Zwischenzeit hat auch das Fried-Chicken-Konzept Yardbird, das einen Burger King ersetzt hatte, seine Preise gesenkt. Darüber hinaus kommt es im Hauptbahnhof zu weiteren Mieterwechseln:

  • Der britische Händler SSP hat Ende September seine Filiale des Formats Pret A Manger geschlossen. SSP betreibt die Pret-Filialen in Zürich und Genf sowie an den Flughäfen der beiden Städte und hatte im Juni 2023 drei Innenstadt-Filialen in Zürich vom damaligen Lizenznehmer P-Star übernommen. Neben der Filiale im Hauptbahnhof hat SSP auch jene am Löwenplatz geschlossen, womit in Zürich nur noch eine am Rennweg übrig bleibt. Die SBB wollen noch nicht verraten, wer die Fläche im Hauptbahnhof übernimmt. Laut Informationen von CH Media ist es der französische Tee-Verkäufer Palais des Thés, der im August seinen ersten Schweizer Laden in Basel eröffnet hat.
  • Auf der Fläche, auf der bisher die dänische Bestseller-Gruppe einen Kleiderladen betrieb, wird die Migros eine «Mio»-Filiale eröffnen. Dabei handelt es sich um einen Migrolino im Kleinformat. Es wird der zehnte Ableger der Migros im Hauptbahnhof. Bisher ist der Händler mit drei Supermärkten, einem Migrolino, je einer Filiale der Gastro-Formate Kaimug und Hitzberger, einer Medbase-Apotheke, einer Medbase-Praxis sowie einer Alnatura-Filiale präsent. Letztere wird nach dem Aus von Alnatura in der Schweiz per Ende Jahr für die Erweiterung des bestehenden Supermarkts verwendet. Migros schliesst zu Coop mit elf Ablegern auf (drei Filialen von Interdiscount und ein Supermarkt sowie je ein Laden der Formate Coop To Go, Fust, Import, Rice Up, Sapori d'Italia, Yooji's und Zopf & Zöpfli).
  • Die Valora-Gruppe stellt ihr Format Superguud ein. Ersetzt wird die Filiale mit Sandwiches und Kaffee im Hauptbahnhof mit einer des Formats Backwerk, das ebenfalls zu Valora gehört. Die zweite Superguud-Filiale im Bahnhof Basel SBB wird ebenfalls durch Backwerk ersetzt.
  • Auf der Fläche des Deko-Händlers Depot, dessen Schweizer Geschäft in Konkurs gegangen ist, wird der für Wohnaccessoires bekannte dänische Händler Søstrene Grene einen Laden seines neuen Formats Lillesøster eröffnen, das für kleinere Flächen konzipiert ist.
  • Das Gastronomie-Unternehmen Candrian eröffnet am 20. November das Restaurant und die Bar «Au Premier» im ersten Stock des Südflügels. Es ist eine Rückkehr, denn vor dem Umbau war dieses Konzept lange Jahre Bestandteil des Bahnhofs.

(aargauerzeitung.ch)

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108 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ELMatador
03.10.2025 08:08registriert Februar 2020
Ich weiss ja nicht, aber am Bahnhof möchten die wenigsten wirklich verweilen. Es ist ja nicht wie am Flughafen, wo man oft lange vor dem Flug dort sein muss und deshalb das Angebot nutzt.

Die Dienstleistungen am Bahnhof müssen funktionieren, wenn man vorbeigeht oder sogar vorbeirannt. Darum sind Konzepte wie Nordsee, RiceUp oder Burger King am Bahnhof erfolgreicher als kulinarische Hochklasse.

Aber vermutlich wurde da, von einer teuren Beratungsfirma, ein Konzept gemacht.....
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Kilian Fischer (1)
03.10.2025 08:12registriert Juni 2024
Wie kann man nur derart an Standort- und Kundenbedürfnissen vorbei managen? Kaviar für Pendler?
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Muess das jetzt si?
03.10.2025 08:06registriert September 2025
Ob der HB einer der besseren Bahnhöfe ist, aber freiwillig dort Zeit verbringen? Der durchschnittliche Bahnhofhänger ist vielleicht nicht so der Brasserie Kunde.
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