«Nein.»
So die Antwort meines Pultnachbarn hier im watson Tower.
«Subaru ist der Bauern-Porsche. Mit Agrarsubventionen gekauft.»
Klar, das ist das gängige Image der japanischen Automarke in der Schweiz. Aber dann ist mir folgendes Buch kürzlich in die Hände gerutscht:
Nun, natürlich ist dies ein selbstbeweihräucherndes Promo-Ding des Schweizer Importeurs. Werbung und so. Aber ... schaut mal wie geil:
Bernhard.
F***ing.
Russi!!
💪💪💪
Und immer wieder Bernhard Russi (grossartige Frisur übrigens)! Ich mag mich noch erinnern: Ich war eben in der Schweiz angekommen und fragte mich, was das für ein Typ war, der da im Fernsehen Autos anpries. «Ein berühmter Skifahrer», hiess es – was in meinem Kinderhirn freilich keinen Sinn machte, denn aus England kannte ich die Motorenöl-Werbungen mit Formel-1-Rennfahrer James Hunt, was irgendwie nachvollziehbarer war. Doch alsbald merkte ich, dass in diesem kleinen Land Skifahrer die wahren Helden waren, und dass sich mit ihnen Ovomaltine, Mars-Riegel, Ländlermusik-Kassetten und eben auch Autos verkaufen liessen.
Hahahaha: Die Milchkanne als Verkaufsargument! «Endlich än ächte Allzweckwage. De Subaru.» Wenn das kein Stück Schweizer Populärkulturgeschichte ist!
Heute mag man über den etwas behäbigen Werbefilm von 1979 schmunzeln, doch geklappt hat es. Irgendwie konnte man Herrn und Frau Bünzli die Idee einbetten, dass dieses hochbeinige 4x4-Ding aus dem fernen Asien das schweizerischste Auto ever sei.
In anderen Ländern wählte man andere Marketingstrategien: «Billig und hässlich genügt!», ...
... und war logischerweise weniger erfolgreich.
Und das ist genug, um «kultig» zu sein? Nun, vielleicht nicht, doch nach weiterer Überlegung wird einem bewusst: Da sind eine ganze Schwette ikonischer Fahrzeuge dabei. Hier meine Auswahl der denkwürdigeren:
Ebendieser erste Subaru, den der Russi da bewarb; der erste 4x4 auf Schweizer Strassen, der kein Geländewagen war. Das muss man sich erst mal vor Augen führen: Vierradantrieb gab es anno dazumal nur bei Nutz- und Militärfahrzeugen – Land Rover, Jeep, Pinzgauer und Co. – und noch beim teuren Range Rover (der zwar innen als Limo konzipiert, aussen immer noch durch und durch Geländewagen war). Dass ein Strassenauto mit zuschaltbarem 4x4 und leicht grösserer Bodenfreiheit in der verschneiten Schweiz Sinn machte, war ein Geniestreich. Hier war der Subaru Leone zur Stelle. Und zwar meinen wir hier selbstverständlich den Kombi – kein Schönling, aber unvergesslich.
Ein paar Jahre später war es eine ordentlich doofe Komödie mit einem Schaulaufen alt-ehrwürdiger Hollywoodstars, die Subaru weiter in unser aller Bewusstsein prägte: «Cannonball Run» (auf gut Deutsch «Auf dem Highway ist die Hölle los»)! Mit dabei: Ein junger Jackie Chan in einem Hightech-Leone-GL mit Raketenantrieb. Die Message war klar: Technisch sind uns die Japaner uneinholbar voraus.
Ja, «Japaner». Obwohl Jackie Chan ... Hong Kong ... ja, ich weiss. Hollywood anno 1981 halt.
Obwohl die eigentlich wichtigste Szene mit Jackie Chan war dieser Doppelkick hier:
Eines der grossartigsten Subara-Modelle ever war in der Schweiz gar nie erhältlich: «Bi-drive Recreational All-terrain Transporter» – kurz BRAT. Was gäbigerweise auf Englisch soviel wie «Rotzbengel» bedeutet und damit ziemlich passend für einen Pickup ist, der, wie es scheint, weniger für Handwerker als für Fun, Fun und nochmals Fun gebaut wurde (weshalb er wohl nicht in der Schweiz zugelassen war).
Um die Einfuhrzölle für leichte Nutzfahrzeuge in den USA zu vermeiden, wurden kurzerhand zwei Passagiersitze auf der Ladepritsche eingebaut.
Safety first.
Or second.
Or not all.
Wa-HEY! Die Eltern meines besten Kumpels hatten so einen! Mit seinen knapp über 3 Meter Länge und 1,4 Meter Breite konnte er bequem 6 Personen transportieren. Obwohl «bequem» sich höchstens auf die Sitzposition bezog, denn mit seiner grossen, flachen Seitenfläche war das Ding bei Querwind auf der Autobahn nur mit krassem Gegensteuern zu fahren. Scary shit. Aber selbstverständlich auch mit zuschaltbarem 4x4-Antrieb. Irgendwie kult.
Aber wenn es aber ein Modell gäbe, das seinen unangefochtenen Platz in der Ikonografie der Automobilgeschichte einnimmt, dann dieses hier:
Und das eigentlich einzig wegen einem Mann: Colin McRae, der rasende Schotte, zweifacher britischer Rallye-Champion und jüngster Rallye-Weltmeister aller Zeiten. Dank ihm gewann Subaru den Konstrukteuren-Weltmeistertitel drei Mal in Folge von 1995 bis 1997.
Kaum zu glauben, aber selbst diese legendäre sportliche Leistung verblasst angesichts des Fames, der mit den Schlagworten «Colin», «McRae», «Subaru» und «Rallye» erreicht wurde – und zwar in Form eines der erfolgreichsten Videogames aller Zeiten: «Colin McRae Rallye»!
Bernhard Russi, US-Pickups, Minivans und ein halsbrecherischer Schotte – irgendwie eben doch noch kultig. Ich zumindest wäre dabei.
Bei einem Subaru BRAT.
Jahrgang 1982.
Oder? Jap. Ich geh' mal auf Hemmings gucken – bis bald!