«Bridget Jones's Baby» ist wie Heimkommen!
Oh, danke! «Bridget Jones» ist grossartig, oder? So lustig, und man muss nicht nach einer tieferen Bedeutung suchen.
Das würde ich nicht sagen. Teil eins fühlte sich vor 15 Jahren total vertraut an, Teil drei fühlt sich jetzt sehr vertraut an, und das, obwohl ich überhaupt nichts mit Babys anfangen kann. Woran liegt das?
Bridget ist jetzt über 40. Da wird das Leben doch erst richtig aufregend! Da passieren die richtig tollen Dinge! Menschen um dich herum beginnen zu sterben, deine biologische Uhr stirbt ...
Das klingt wirklich alles ganz toll.
Was ich sagen will: Nach 40 stellt man sich heute die grossen Fragen, fällt die grossen Entscheidungen, macht Kinder ... Mir ist es auch so ergangen. In meinen Dreissigern wollte ich mich über meine Karriere definieren, Beziehungen waren mir egal, in meiner Freizeit war ich vor allem betrunken. Nach 40 wars dann plötzlich so «Hey, Vermehrung!» und alles begann, auf einfache Weise Sinn zu machen.
Sie drehten 2001 den ersten und jetzt den dritten «Bridget Jones»-Film. Machten Sie beim zweiten Babypause?
Genau, da habe ich mich gerade vermehrt.
Und vorher haben sie getrunken?
Ja, bis zum Umfallen. Und ich hab sehr viel geflucht.
Sie haben vorwiegend zusammen mit «Bridget Jones»-Autorin Helen Fielding getrunken.
Wir waren jung und haben gemeinsam im Alkohol nach dem Sinn des Lebens gesucht. Die ganze «Bridget Jones»-Welt ist aus unserem Freundeskreis heraus entstanden. Helen hat uns alle sehr clever miteinander verschmolzen.
Mit dem Roman «Mad About the Boy» hat Helen Fielding bereits die Fortsetzung von «Bridget Jones's Baby» geschrieben. Wird es auch weitere Filme geben?
Klar, wir denken an sowas wie die «Bourne»-Reihe. Reloaded, Legacy, Menopause ... Nein, mal sehen, wie dieser Film läuft.
Als ich sah, wie sich Bridget schon wieder nicht zwischen zwei Männern entscheiden kann, dachte ich: Sie ist ja wie Hugh Grant! Der kann sich auch nicht zwischen zwei Frauen entscheiden.
Ja, vielleicht! Ihre Beziehungsangst ist allerdings noch viel grösser als seine, das weiss ich. Aber genau diese Beziehungsangst war damals prägend für unseren Kreis. Wir dachten immer, es kommt noch was Besseres. Im Job und in der Liebe.
Haben Sie einen Kommentar zu den Hunderten von Artikeln, die sich fragten, ob Renée Zellweger ihr Gesicht operiert hat oder nicht?
Ich hab das alles nicht richtig verstanden. Als wir uns zu den Dreharbeiten trafen, begegnete ich einer Frau, die älter geworden ist, sonst nichts. Und genau das wollte ich. Aber Renée ist immer noch wunderschön und besitzt noch immer dieses Fähigkeit, ihr Gesicht und ihren Körper wie Knetmasse zu benutzen. Das macht sie zu einer so guten Komödiantin.
Und wie war es, wieder mit Colin Firth zu arbeiten? Inzwischen hat er ja einen Oscar gewonnen und in «A Single Man» die Regiekarriere von Modedesigner Tom Ford mit begründet ...
Es ist schrecklich! Schrecklich! Den ganzen Tag über musste ich mir anhören, wie genial und grossartig Tom Ford ist. Ich hab ihm dann mal gesagt: «Ja, Tom Ford ist ein Genie, aber ich hab jetzt genug! Auch keine Zitate mehr, fertig. Und was ist legendärer? Toms dezente Mode oder dein Rentier-Pulli aus ‹Bridget Jones›?» Aber sonst ist Colin Firth der liebenswürdigste und wunderbarste Mensch, den's gibt.
Gut, das wollte ich hören.
Das Schöne ist, dass wir alle in einem gewissen Alter sind und es nicht mehr nötig haben, uns wie vergiftet zu beweisen. Wenn wir wissen, dass ein Arbeitsplatz schlecht ist, gehen wir da nicht hin. Wir wollen eine gute Zeit miteinander verbringen und Spass haben. Wir sind eine kleine, dysfunktionale Familie, die sich seit 15 Jahren die gleichen Witze erzählt. Ich versuche auch immer, alles zu tun, um Renée den Drehstress mit irgendeinem komischen Mist zu erleichtern. Wir sind zum Beispiel beide enorm schlecht mit Sexszenen.
Aha?
Ja. Aber viel Technik hilft viel! Als sie und Colin miteinander schlafen mussten, liess ich einen extra riesigen, extra lärmigen Kamerakran auffahren, damit die Intimität der Szene gebrochen wurde. Wir waren oft sehr kindisch.
Patrick Dempsey löst in diesem Film Hugh Grant ab. Wie war das für ihn, in die dysfunktionale Familie reinzukommen?
Ich hab mir natürlich Sorgen gemacht. Einmal drehten wir eine Szene mit René, Colin und Emma Thompson und ich dachte: «Fuck, hier stehen drei Oscar-Gewinner, wie um Himmels Willen schaffen wir das!»
Und?
Patrick ist Buddhist. Er sagte also eins seiner kleinen buddhistischen Gebete auf und war ganz locker. Ich muss schon sagen, es ist überhaupt keine Anstrengung, Regie zu führen, wenn Patrick und Colin dabei sind. Und in einem früheren Leben Hugh. Ich verpasse Hugh leider hier am Festival. Sehen Sie ihn?
Ich hoffe!
Warten Sie, ich schreib ihm einen Brief!
To be continued ...
«Bridget Jones's Baby» läuft ab 20. Oktober im Kino.