Nun hat es also doch noch geklappt: Manuel Akanji verlässt Borussia Dortmund am vorletzten Tag der Transferperiode. Der 27-jährige Innenverteidiger wechselt für fünf Jahre zu Manchester City – dem qualitativ aktuell wohl besten Team der Welt. Es ist ein Erfolg für Akanji, der lange gepokert – manche dachten schon, zu lange –, verschiedene Angebote abgelehnt und dann doch bekommen hat, was er wollte. Einen Platz im Kader eines absoluten Topteams.
«Ich bin erfreut, hier zu sein und kann nicht darauf warten, loszulegen», sagt Akanji. City spiele sehr aufregenden Fussball und es sei der perfekte nächste Schritt für seine Karriere. Auch der Trainer habe eine entscheidende Rolle gespielt: «Pep Guardiola ist ein aussergewöhnlicher Trainer, es ist also eine tolle Möglichkeit für mich.»
We are delighted to announce we have completed the signing of Manuel Akanji from Borussia Dortmund! ✍️
— Manchester City (@ManCity) September 1, 2022
Read more ⤵️
Doch es ist auch ein Erfolg für seinen neuen Arbeitgeber. Ein Blick auf das Kader zeigt, dass Manchester City aktuell nur sechs Verteidiger auf Premier-League-Niveau hat. Neuzugang Sergio Gomez wäre der siebte, doch er soll langsam an das Team herangeführt werden und noch keine Stütze sein. Dazu kommt, dass Aymeric Laporte noch mindestens bis Ende September verletzt ist. So hat Pep Guardiola aktuell nur fünf einsatzfähige Verteidiger für vier Positionen.
Verletzt sich dann noch ein Spieler, wie zuletzt Nathan Aké, stellt sich das Team von selbst auf. Das ist für jede Mannschaft ein Problem. Noch grösser wird es aber für einen Klub, der in vier Wettbewerben um Titel spielen will – und deshalb über 50 Spiele zu absolvieren hat. Da viele der Spieler auch bei ihren Nationalteams absolutes Stammpersonal sind, kommen mit WM und Qualifikationsspielen zwischen August und dem nächsten Juni über 60 Spiele zusammen. Ein kaum zu bewältigendes Programm.
So suchten die «Citizens» dringend nach Verstärkung für die Defensive. Und in Akanji haben sie den perfekten Kandidaten gefunden. Der 41-fache Schweizer Nationalspieler bringt Erfahrung auf dem höchsten Niveau mit. Für Basel und den BVB stand er in 29 Champions-League-Partien auf dem Platz. Dazu kommen über 100 Bundesliga-Einsätze und neun Spiele bei Welt- und Europameisterschaften. Zudem war er auf dem Markt, weil er seinen Vertrag in Dortmund nicht über die laufende Saison hinaus verlängern wollte. «Er hat alles, was wir von einem Innenverteidiger wollen», sagt Sportdirektor Txiki Begiristain.
Eine bessere Option gab es für City so kurzfristig wohl kaum. Vor allem nicht zu diesem Preis. Gerade einmal rund 17,5 Millionen Euro soll der Transfer kosten. Für einen Spieler, der laut Transfermarkt einen Marktwert von 30 Mio. Euro besitzt. Nur fünf Millionen weniger als Antony, der vor Kurzem für 95 Mio. Euro von Ajax zu Manchester United gewechselt ist. Dass Akanji verhältnismässig so günstig zu haben war, liegt daran, dass sein Vertrag Ende Saison ausgelaufen wäre, und dass Dortmund die Zeit davonlief.
Was zudem für Akanji spricht, ist seine Flexibilität. Bereits beim BVB bewies er, dass er, wenn nötig, auch als Aussenverteidiger eingesetzt werden kann. In der Jugend spielte er gar auf dem Flügel. So könnte Akanji bei Manchester auch mal als Links- oder Rechtsverteidiger eingesetzt werden. Dennoch bleibt sein zu Hause natürlich die Innenverteidigung. Und obwohl er als Ergänzung zu einer ohnehin bereits starken Defensive kommt, dürfte er regelmässig zum Einsatz kommen.
Letzte Saison setzte Guardiola in Laporte (44 Spiele), Ruben Dias (40), John Stones (27) und Aké (27) auf vier Innenverteidiger. Gemäss Smarterscout ähnelt Akanji am ehesten dem Portugiesen Dias. Gegenüber Stones und Aké könnte er gerade mit seiner Passstärke, vor allem im Spielaufbau, punkten. Zumal der spanische Trainer gerne spielstarke Spieler im Team hat. Wie The Athletic schreibt, passe Akanji aus diesem Grund hervorragend in Guardiolas System. Dem stimmt auch Sportdirektor Begiristain zu: «Er ist stark, schnell, spielt exzellente Pässe und wird die anderen Verteidiger sowie unseren Spielstil ergänzen.»
Es bleibt abzuwarten, wie schnell der frühere Winterthur-Junior sich an das Niveau der Premier League gewöhnt, aber er wird definitiv zu seinen Chancen kommen. Vor allem, solange Laporte noch verletzt fehlt, und wenn Dias mal eine Pause braucht. Präsentiert er sich bei seinen Einsätzen in starker Form, könnte er in der Hierarchie der Verteidiger schnell einmal nach oben klettern und zumindest als starke Alternative zum Innenverteidiger-Duo Dias-Laporte werden.
So dürfte der BVB am Ende der einzige «Verlierer» bei diesem Wechsel sein. Denn wäre Akanji früher mit einem neuen Verein einig geworden, wäre die Ablösesumme wohl höher ausgefallen. Dennoch wird der Bundesligist froh sein, die rund sechs Millionen Euro an Gehalt einzusparen.