Die Nationalmannschaftspause ist vorbei. Nun nimmt am Mittwoch mit dem Spitzenkampf zwischen Zug und Fribourg auch die National League ihren Betrieb wieder auf. Am Freitag steht dann wieder eine Vollrunde an. Die Teams hatten die Chance, in der Pause an ihren grössten Schwächen zu arbeiten. Wir sagen dir, welche das sind.
Grosse Sorgen gibt es bei Fribourg-Gottéron derzeit wenige. Die Drachen sind Tabellenführer in der National League. Von Beginn weg marschieren sie scheinbar mühelos durch die Liga. Zudem war jedes einzelne der bislang elf Heimspiele ausverkauft. Bei Gottéron läuft fast alles rund.
Für Fribourg schien die Nationalmannschaftspause zur rechten Zeit zu kommen, geriet die Mannschaft doch in ein kleines Formtief. Die letzten drei Spiele (1:3 gegen den ZSC, 1:2 nach Verlängerung gegen Biel und 2:3 nach Penaltys gegen Langnau) gingen allesamt verloren. Der letzte Sieg nach 60 Minuten datiert vom 24. Oktober (7:4 gegen Ambri).
Das Problem bei den drei Niederlagen? Bei der Torproduktion hing praktisch alles von Marcus Sörensen ab. Der schwedische Stürmer überzeugte zwar mit zwei Toren und einem Assist aus diesen drei Partien. Doch vom Rest des Teams kam wenig – insbesondere von den Schweizer Stürmern. Christoph Bertschy ist merklich abgekühlt und Killian Mottet spielt seine statistisch schlechteste Saison überhaupt in der National League. Will Gottéron am Mittwoch im Spitzenkampf gegen Zug bestehen, braucht es diesbezüglich eine Steigerung.
Auch bei den ZSC Lions gibt es eigentlich wenig zu beklagen. Man ist in der Spitzengruppe vertreten und liegt nur einen Punkt hinter Leader Gottéron. Die Offensive läuft wie geschmiert und auch die Verteidigung hält.
Wenn es bei den Zürchern eine leise Enttäuschung gibt, dann ist das die bisherige Saison von Denis Malgin. Wobei, das ist ein wenig übertrieben. Schliesslich sammelt der NHL-Rückkehrer immer noch fast einen Punkt pro Spiel. Aber irgendwie hat man das Gefühl, dass der 26-jährige Stürmer noch Luft nach oben hat.
Malgin schiesst bei nummerischem Gleichstand noch ähnlich viele Tore wie 2021/22, als er vor dem zweiten Nordamerika-Abstecher für den ZSC auflief. Aber die Assist-Quote des Mittelstürmers ist klar zurückgegangen. Liegt es an den Sturmpartnern? ZSC-Trainer Marc Crawford würfelt während des Spiels die Linien gerne durcheinander. Vielleicht sollte er mal versuchen, die Traumlinie von 2022 mit Malgin, Sven Andrighetto und Denis Hollenstein wieder zu vereinen.
Der EVZ befindet sich auf steilem Weg nach oben. Von den letzten zehn Spielen haben die Zentralschweizer neun gewonnen. Am Mittwoch kann man im Spitzenkampf Fribourg-Gottéron weiter auf die Pelle rücken.
Dementsprechend gibt es im Zuger Spiel wenige Baustellen, eine ist dafür ganz gross: das Überzahlspiel. Der Fall mutet äusserst kurios an. Kein Klub in der National League schiesst mehr Tore als der EVZ. Bei 5-gegen-5 fliegen die Zuger ihren Gegnern um die Ohren und erzielen Tor um Tor. Doch sobald sie den vermeintlichen Vorteil von einem oder zwei Männern mehr haben, ist es vorbei mit der Torgefährlichkeit.
Zug münzt nur etwas mehr als 13 Prozent seiner Überzahlgelegenheiten in Tore um – das ist der viertschlechteste Wert der Liga vor Kloten, Langnau und Lausanne. Schaut man sich die Torgefährlichkeit im Powerplay an, so ist der EVZ mit 6,33 Expected Goals pro 60 Minuten Überzahlspiel ebenfalls auf dem viertletzten Platz. Nur das Trio Kloten, Langnau und Ajoie ist noch schlechter.
Der SCB ist auf dem vierten Platz aktuell der erste Verfolger der Spitzengruppe. Mit zehn Punkten Rückstand auf Leader Gottéron und nur zwei Punkten Vorsprung auf den ersten Strich ist man mitten im Kampf um die Playoffs.
Die aktuelle Ausgabe des SC Bern ist insofern interessant, als sie statistisch weder grosse Schwächen noch überragende Stärken ausweist. Kreierte Chancen? Platz 8. Zugelassene Chancen? Platz 5. Powerplay-Effizienz? Platz 8. Unterzahlspiel? Platz 8. Schuss-Effizienz? Platz 7.
Statistisch gesehen ist der SCB also absolutes Mittelmass. Dass die Berner derzeit in der Tabelle auf Platz 4 liegen, haben sie auch dem starken Rückhalt von Goalie Adam Reideborn zu verdanken. Realistischerweise sind die Mutzen ein Pre-Playoff-Team mit Chancen auf die direkte Playoff-Qualifikation. Nach sportlich teils schwierigen Jahren dürften die SCB-Fans mit gutem Durchschnitt allerdings einigermassen zufrieden sein.
Der HCAP ist in der Tablle überraschend weit vorne zu finden. Mit 32 Punkten befinden sich die Leventiner auf Rang 5 und haben noch ein Spiel weniger absolviert als die meiste Konkurrenz. Einmal mehr zeigt Ambri, dass es in der Lage ist, im Herbst wichtige Punkte zu holen, um im harten Winter davon zu zehren.
Platz 5 hört sich super an, doch die Datengrundlage deutet auf eine baldige Regression bei Ambri hin. Soll heissen: Das Spiel der Tessiner ist eigentlich nicht so gut, wie es die Resultate vermuten lassen. Pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey kreiert die Mannschaft von Luca Cereda Chancen für 2,27 Tore und lässt auf der anderen Seite Chancen für 2,65 Gegentore zu. Ambri kontrolliert in seinen Spielen also nur knapp 45,49 Prozent der Chancen. Eigentlich keine gute Ausgangslage.
Aktuell wird Ambri von guten Goalieleistungen und starken Special Teams über Wasser gehalten. Sollten dort plötzlich Schwächen auftreten, ist ein Absturz in der Tabelle vorprogrammiert.
Auf dem Papier ist Lausanne jedes Jahr eine der besten National-League-Mannschaften. Die Realität auf dem Eis sieht dann manchmal anders aus. Aktuell sind die Waadtländer im Mittelfeld zu finden. Doch eigentlich müsste der LHC noch weiter vorne zu finden sein.
Lausanne spielt bislang eigentlich eine gute, teilweise fast dominante Saison. Kein National-League-Team spielt sich bei 5-gegen-5 mehr Chancen heraus. Da der LHC auch defensiv ordentlich steht, kontrollieren die Waadtländer in ihren Spielen 55,47 Prozent der Chancen – nur der ZSC ist in dieser Sparte noch besser.
Doch Lausanne schlägt aus seinen Chancen auch deutlich zu wenig Kapital. Die Schusseffizienz liegt derzeit nur hauchdünn über sieben Prozent. Nur Kloten und Langnau sind noch schlechter. Wäre Lausanne so effizient wie der Ligadurchschnitt von 8,85 Prozent, würde man in der Tabelle wohl noch weiter vorne stehen.
Mitte Oktober befand sich der HC Lugano noch im Tabellenkeller. Damals analysierten wir die Formschwäche der ausländischen Stürmer als grosse Schwäche. Nun ist das anders. Michael Joly, Daniel Carr und Mark Arcobello haben sich klar gesteigert und Lugano ist bis auf den siebten Platz geklettert.
Dennoch hat Lugano weiterhin ein Problem mit einem seiner ausländischen Spieler. Der finnische Goalie Mikko Koskinen enttäuscht. Er kassiert pro Spiel durchschnittlich mehr als drei Tore und wehrt nur 87,96 Prozent aller Schüsse ab. Der 35-Jährige kassierte bislang in elf Spielen auch 2,7 Tore mehr als gemäss der von Lugano zugelassenen Chancen erwartbar gewesen wären. Immerhin spielt Luganos Nummer 2 Niklas Schlegel derzeit etwas besser.
Der amtierende Meister ist in der Tabelle deutlich weiter hinten zu finden, als man das vor der Saison erwartet hätte. Ist es der Meisterblues? Oder der schlicht kaum kompensierbare Abgang von Abwehrchef Henrik Tömmernes? Oder doch die bislang eher enttäuschenden Auftritte der ausländischen Stürmer?
Vermutlich eine Kombination von alledem. Was aber ebenfalls nicht hilft, ist Meistergoalie Robert Mayers bislang unterdurchschnittliche Saison. Sein Statistikblatt liest sich noch schlechter jenes von Koskinen: 3,39 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von nur 87,16 Prozent. Rund 36 Tore hätte Mayer bislang aufgrund der zugelassenen Chancen seiner Vorderleute erhalten sollen. 42 waren es tatsächlich. Von seiner Meisterform ist der Bündner weit entfernt.
Die grösste Konstanz in der bisherigen Saison des HC Davos ist die Inkonstanz. Siege und Niederlagen wechseln sich regelmässig ab. In den letzten beiden Spielen vor der Nati-Pause dominierten wieder die Niederlagen.
Das grösste Davoser Problem hat sich in den letzten zwei Niederlagen vor der Länderspielpause manifestiert: Zwei Mal verlor die Mannschaft von Josh Holden, ohne selbst ein Tor zu erzielen. Das ist insofern erstaunlich, als Holden in seiner Zeit als Spieler bei Zug ein offensiver Leader war.
Der HCD hat keinen Spieler, der auch nur in der Nähe von einem Skorerpunkt pro Spiel ist. Enzo Corvi hat nach zwölf Spielen fünf Punkte auf dem Konto, bei Andres Ambühl sind es sieben Punkte nach 21 Partien. Und auch die Ausländer können nicht für die Differenz sorgen. Ist es ein Effizienzproblem? Nein, bei Davos hapert es schon bei der Chancenkreation. Mit 2,29 Expected Goals pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey landen die Bündner nur auf Platz 10.
Der bisherige Saisonverlauf darf als Erfolg für die SCL Tigers gewertet werden. Kurz vor Halbzeit stehen die Langnauer mit vier Punkten Vorsprung auf dem letzten Pre-Playoff-Platz.
Das ist insofern erstaunlich, als die Tigers am drittwenigsten Tore geschossen und die meisten Gegentreffer kassiert haben. Die grösste Baustelle ist ziemlich offensichtlich: Wer in 21 Spielen 68 Gegentore kassiert, hat ein Problem in der Verteidigung und zwischen den Pfosten. Mit 2,57 Expected Goals Against pro 60 Minuten 5-gegen-5-Hockey lassen die Tigers rund neun Prozent mehr gegnerische Chancen zu als der Ligadurchschnitt.
In den letzten Jahren haben sich die Rapperswil-Jona Lakers eigentlich in der oberen Tabellenhälfte etabliert. Dieses Jahr sieht das wieder etwas anders aus. Die St.Galler bekunden schon die ganze Saison über grosse Mühe und haben zuletzt wieder vier Mal in Serie verloren.
Dass die Lakers in dieser Saison erst 48 Tore geschossen haben, liegt auch an den schwachen Leistungen der ausländischen Spieler. MVP Roman Cervenka kommt nicht mehr an seine bisherigen Leistungen heran (11 Skorerpunkte aus 17 Spielen), ist aber noch einer der besseren Imports.
Auch von Nicklas Jensen (16 Spiele, 9 Punkte), Maxim Noreau (21 Spiele, 9 Punkte), Victor Rask (16 Spiele, 8 Punkte) und Jordan Schroeder (20 Spiele, 8 Punkte) kommt deutlich zu wenig. Transferflop Brett Connolly (9 Spiele, 1 Punkt) hat Rapperswil bereits wieder verlassen. Nun soll der Tscheche Martin Frk, der vom SC Bern kommt, für Furore sorgen.
Der letztjährige Playoff-Finalist Biel ist gar noch etwas tiefer gefallen als Meister Servette und Rapperswil. Bei den Seeländern ging die Verletzungshexe derart stark umher, dass Verteidiger Robin Grossmann zwischenzeitlich Center der ersten Linie spielte.
Klar ist: Will der EHC Biel diese Saison noch zum Guten wenden, müssen die Spieler wieder gesund werden. Beim letzten Spiel vor der Nati-Pause fehlten Fabio Hofer, Luca Cunti, Aleksi Heponiemi, Ian Derungs, Gaëtan Haas, Damien Brunner und Mike Künzle sowie Viktor Lööv. Nun sollten zumindest Lööv und Brunner bald zurückkehren können.
Die Saison der Bestätigung ist immer die schwierigste: Nachdem Kloten letzte Saison als Aufsteiger überraschend den Sprung in die Pre-Playoffs geschafft hatte, essen die Zürcher Unterländer in dieser Saison deutlich härteres Brot.
Keine Mannschaft hat in der laufenden National-League-Saison weniger Tore geschossen als der EHC Kloten. Die Zürcher sind gar die einzige Mannschaft der Liga, die weniger als zwei Tore pro Partie macht.
Auch hier ist es eine Frage der Effizienz, aber nicht nur: Keine Mannschaft kreiert weniger Chancen als die Klotener. 1,99 Expected Goals pro 60 Minuten 5-gegen-5 Eishockey sind der klare letzte Platz hinter Biel (2,20). Nichts gegen Axel Simic, aber wenn er Team-Topskorer ist, trotz Namen wie Jonathan Ang, Miro Aaltonen oder Niko Ojamäki im Kader, dann hast du ein Problem.
Lange sah es so aus, als würde der HC Ajoie auf eine absolut desaströse Saison zusteuern. Nun haben sich die Jurassier etwa gesteigert. Trotzdem sind sie weiterhin abgeschlagen auf dem letzten Platz zu finden.
Sorry, liebe Ajoie-Fans, aber anders lässt es sich nicht beschreiben. Die Defensive ist die schlechteste der Liga, die Offensive zumindest eine der schwächsten. Die Special Teams sind unterdurchschnittlich, von den Feldspielern haben einzig Jonathan Hazen und Daniel Audette eine zweistellige Anzahl Skorerpunkte gesammelt. Für einmal kann nicht einmal eine eigentlich ordentliche Saison von Goalie Damiano Ciaccio den Karren aus dem Dreck ziehen.