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Transfer-Sommer: Die Kleinen müssen sparen, die Grossen können klotzen

Paris Saint-Germain's Achraf Hakimi, left, Georginio Wijnaldum, second left, Gianluigi Donnarumma, center, Sergio Ramos, second right, and Lionel Messi pose during players presentation before the ...
PSG hat für seine fünf prominenten Neuzugänge zwar kaum Geld ausgegeben, dafür sind die Lohnkosten förmlich explodiert.Bild: keystone
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Von Demut keine Spur – die Topklubs klotzen, als hätte es Corona nie gegeben

Die Sommer-Transferausgaben der 98 Klubs aus Europas Top-5-Ligen sind im Vergleich zum Peak vor zwei Jahren um 45 Prozent eingebrochen. Gespart wird vor allem an der Basis, die meisten Topklubs halten sich dagegen kein bisschen zurück.
01.09.2021, 18:09
Philipp Reich
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Lionel Messi zu PSG, Cristiano Ronaldo zu Manchester United, Antoine Griezmann zurück zu Atlético Madrid, dazu die beiden 100-Millionen-Transfers von Romelu Lukaku und Jack Grealish – so viele namhafte Wechsel in einer Transferperiode hat es schon lang nicht mehr gegeben. Das zweite Sommertransferfenster seit Beginn der Corona-Pandemie hatte es definitiv in sich.

Insgesamt haben die 98 Klubs der Top-5-Ligen in diesem Sommer fast drei Milliarden Euro für neue Spieler ausgegeben. Das ist zwar so wenig wie seit 2015 nicht mehr und ein Rückgang um 45 Prozent im Vergleich mit dem Top-Sommer 2019, aber angesichts der Corona-Pandemie mit den fehlenden Zuschauereinnahmen und TV-Geldern immer noch eine stolze Summe.

Angaben in Millionen Euro.

Während die kleineren Klubs deutlich auf die Sparbremse drücken mussten, ist vor allem bei den finanzstarken Riesen wie Paris St-Germain, Real Madrid oder den englischen Teams wenig von der zu Beginn der Pandemie vielerorts angekündigten Demut zu spüren. Hier wurde geklotzt, als hätte es nie Corona-Einschnitte gegeben.

Angaben in Millionen Euro.

In der Premier League beispielsweise gingen die Transferausgaben mit 1,34 Milliarden Euro im Vergleich zu den letzten beiden Rekordjahren nur geringfügig zurück. Mit Jack Grealish (für 117.5 Millionen Euro zu Manchester City) und Romelu Lukaku (für 115 Millionen Euro zu Chelsea) schafften es gar zwei Wechsel in die Top 10 der teuersten Transfers aller Zeiten. Von den Klubs, die in diesem Sommer am meisten Geld verprasst haben, kommen die ersten vier aus der Premier League – an der Spitze: der FC Arsenal.

Deutlich gespart werden musste dagegen in Italien und in Spanien. Juventus Turin und Inter Mailand haben sich trotz der Abgänge ihrer Superstars Cristiano Ronaldo und Romelu Lukaku vornehm zurückgehalten. Der FC Barcelona musste wegen des Ungleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben (Stichwort: Gehaltsobergrenze) mit Lionel Messi und Antoine Griezmann gar zwei Hochkaräter für kaum einen Gegenwert ziehen lassen.

In der Bundesliga scheint der Transfermarkt im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht angezogen zu haben. Doch auch in Deutschland wurde vielerorts nur das ausgegeben, was auch eingenommen wird. RB Leipzig gab für neue Spieler zwar 107,62 Millionen Euro ein, konnte durch Transfers aber auch 112 Millionen Euro einnehmen. Ein dickes Minus verzeichnete neben Bayern München, das sich mit Dayot Upamecano (42,5 Millionen) und Marcel Sabitzer (16 Millionen) verstärkte, lediglich der VfL Wolfsburg, der dank der Champions-League-Teilnahme über 50 Millionen Euro in die Mannschaft investieren konnte.

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In Frankreich stellte PSG einmal mehr alles in den Schatten. Zwar gab der Scheichklub aus der Hauptstadt nur 83 Millionen Euro für neue Spieler aus, doch hier täuscht die reine Zahl über die wahren Auswüchse hinweg. Lionel Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma und Georginio Wijnaldum wechselten allesamt ablösefrei an die Seine, Millionengehälter verdienen sie aber trotzdem. Dank der fragwürdigen Finanzierung spielt in Paris jetzt Woche für Woche eine atemberaubende Weltauswahl.

Die Schere zwischen arm und superreich geht so immer weiter auf. Während die Topklubs weiter klotzen können, wird an der Basis gespart, wo es nur geht. Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth beispielsweise holte zwar zehn neue Spieler, gab aber nur eine Million Euro aus. Vier Neuzugänge kamen ablösefrei, vier weitere – darunter auch der Schweizer Nationalspieler Cedric Itten – als Leihspieler.

Überhaupt setzen viele Klubs in der Corona-Zeit vermehrt auf Leihgeschäfte mit Kaufoption. So kann zunächst getestet werden, ob ein Spieler auch den Anforderungen entspricht, und erst dann wird er fest verpflichtet. Als Paradebeispiel hierfür gilt der FC Basel, der in diesem Sommer mit Darian Males, Sebastiano Esposito, Andy Pelmard, Tomas Tavares, Joelson Fernandes und Dan Ndoye gleich sechs aussichtsreiche Talente durch Leihgeschäfte ans Rheinknie gelockt hat.

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29 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frank Grimes
01.09.2021 18:33registriert Juli 2019
Ligue 1 ist keine Top5-Liga mehr. Ergo spielt Messi in einer „Farmers-League“😉
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raues Endoplasmatisches Retikulum
01.09.2021 18:14registriert Juli 2017
Was ist der Punkt dieses Artikels?
Hat sich wegen der Pandemie irgendwas in den mittel bis langfristigen Fundamentals des Fussball-Buissnes geändert?
Wenn, dann wurden nur die reichen Besitzer einiger Klubs dank dem Fluten der Märkte mit Geld durch die Banken noch ein bisschen reicher.
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