Die Schweizer Eishockey-Nati will an der WM in Herning und Stockholm wieder um die Medaillen mitspielen. Der Blick auf die Kader der Teams zeigt: Das Team von Patrick Fischer muss sich im internationalen Vergleich nicht verstecken.
Auf der Goalie-Position müssen sich die USA selten ganz grosse Sorgen machen. Selbst wenn mit Connor Hellebuyck und Jake Oettinger die beiden besten US-Torhüter noch in den Stanley-Cup-Playoffs engagiert sind, können sie auf starke Schlussmänner zählen. Joey Daccord hat sich endlich entschieden. Der US-Bürger, der auch den Schweizer Pass und kanadisches Bürgerrecht besitzt, wird künftig also für die USA auflaufen. Der Seattle-Goalie war in der vergangenen Saison auf hohem Niveau konstant. Jeremy Swayman zog mit Boston nach unglücklich verlaufenen Vertragsverhandlungen ein schwaches Jahr ein, bleibt aber ein äusserst talentierter Keeper.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐
Die ganz grossen Namen mögen beim ersten Blick auf die US-Verteidigung fehlen. Doch lass dich nicht täuschen: Talent ist in grosser Menge vorhanden. Die Welt wird beispielsweise lernen, wie gut Jackson LaCombe ist. Der 24-Jährige ist ein genialer Offensiv-Verteidiger, der diese Saison in Anaheim den Durchbruch schaffte. Brady Skjei ist der einzige US-Verteidiger, der über 30 Jahre alt ist, und bringt so etwas mehr Erfahrung mit als seine Teamkollegen. Aber etwas verbindet die US-Verteidiger (mit Ausnahme von College-Spieler Cole Hutson) allesamt: Sie sind gross, kräftig und trotzdem sehr beweglich.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Im Sturm sind Clayton Keller (90 Punkte aus 81 Spielen bei Utah) und Tage Thompson (72 Punkte aus 76 Spielen bei Buffalo) die grössten Namen. Keller ist ein starker Allrounder, Thompson ein Turm mit Torriecher und überraschend feiner Technik. Ansonsten setzen die USA wie so oft auf die Jugend. Matty Beniers, Logan Cooley, Cutter Gauthier und Will Smith sind allesamt junge, vielversprechende Stürmer. Man darf gespannt sein, wie sie mit dem grösseren Eisfeld und dem Druck, das eigene Land zu vertreten, zurechtkommen.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Die Torhüterposition dürfte bei Tschechien keine Probleme bereiten. Karel Vejmelka ist ein guter NHL-Stammtorhüter. Dan Vladar war bei Calgary nur Ersatz und konnte nicht restlos überzeugen, trotzdem ist er unbestritten talentiert. Und Josef Korenar war einer der besten Torhüter der tschechischen Liga. Nationaltrainer Radim Rulik kann also auf drei gute Optionen zurückgreifen, egal, was im Turnier passieren sollte.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Die Verteidigung wird angeführt von Filip Hronek. Bei den Vancouver Canucks spielte der 27-Jährige erneut eine gute Saison, verpasste aber auch einen Viertel davon verletzt. Er wird mit seinem harten Schuss auch im Powerplay gefährlich sein. Coach Rulik hat eine leichte Verjüngung der Hintermannschaft vorgenommen, von den alten Haudegen sind einzig Tomas Kundratek und Jakub Kreicik noch dabei. Trotzdem bleibt etwas gleich: Die tschechischen Verteidiger sind gross, physisch und ein unangenehmer Gegner.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Im Sturm wird alles über NHL-Star David Pastrnak laufen. Der Stürmer der Boston Bruins (106 Punkte in 82 Spielen) stiess vor einem Jahr im Laufe des Turniers zur tschechischen Mannschaft und führte sie vor Heimpublikum zu WM-Gold. Nach einer enttäuschenden Saison Bostons ist er nun von Beginn weg dabei – genauso wie Colorado-Stürmer Martin Necas. Unterstützt werden die beiden hauptsächlich von Spielern, die in Europa tätig sind. Darunter finden sich auch National-League-Söldner wie Matej Stransky und Filip Zadina von Davos, Zugs Daniel Vozenilek oder auch Ex-Lakers-Star Roman Cervenka.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Einmal mehr kann Patrick Fischer im Tor auf Leonardo Genoni zählen. Der EVZ-Goalie hat sich vor einem Jahr auf dem Weg zur Silbermedaille einmal mehr als Mann für die wichtigen Spiele bewiesen und konnte über das ganze Turnier eine fantastische Fangquote von 94,1 Prozent vorweisen. Dennoch wird es langsam Zeit, einen Nachfolger für den 37-Jährigen zu finden. Diese Rolle könnte dem 24-jährigen Stéphane Charlin zufallen. Der beste National-League-Goalie dieser Saison darf sich in diesem Jahr erstmals auf WM-Niveau beweisen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Zwei NHL-Verteidiger verstärken die Nati in Herning. Jonas Siegenthaler war in der NHL der vielleicht beste Defensiv-Verteidiger der Liga und soll nun auch die Nati stabilisieren. Von Janis Moser hingegen werden auch offensive Akzente – insbesondere im Powerplay – gefordert, auch wenn seine Rolle bei den Tampa Bay Lightning dieses Jahr eine defensivere war. Dean Kukan wird beweisen müssen, dass er einer der besten Verteidiger Europas ist, und Spieler wie Michael Fora oder Christian Marti werden versuchen, eine gesunde Härte ins Schweizer Spiel zu bringen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Trotz gleich fünf Debütanten ist der Schweizer Sturm extrem gut besetzt. Aus der NHL verstärken die Starstürmer Nico Hischier und Timo Meier die Nati. Beide bringen ein Gesamtpaket aus Torgefahr, Wucht und auch defensiver Schlauheit mit. Und die Chancen stehen gut, dass im Verlaufe des Turniers auch noch Kevin Fiala dazustösst.
Zu den NHL-Stars gesellen sich mit Denis Malgin, Sven Andrighetto, Damien Riat oder Tyler Moy diverse National-League-Stars. Die nominell dritte Linie von Patrick Fischer mit Gregory Hofmann, Ken Jäger und Christoph Bertschy hat an der Euro Hockey Tour bewiesen, dass sie sich gegen die besten Europäer behaupten und viele Tore schiessen kann. Und in der vierten Linie besteht das Potenzial auf eine Linie mit viel Energie, und je nachdem, ob Andres Ambühl spielt, auch mit extrem viel Erfahrung und Cleverness.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐
Auf dem Papier sehen die deutschen Torhüter nicht schlecht aus. Ein NHL-Goalie und zwei gute Torhüter aus der DEL – darauf lässt sich grundsätzlich aufbauen. Doch welchen Philipp Grubauer erhält Nationaltrainer Harry Kreis? Vor vier Jahren war der 33-Jährige noch einer der besten Goalies der NHL, die zwei vergangenen Saisons hingegen beinahe unbrauchbar und einer der schwächsten Keeper der Liga. Vielleicht täte Kreis besser daran, auf Mathias Niederberger oder gar den jungen Arno Tiefensee zu setzen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Wie jedes Jahr setzen die Deutschen auf viel bewährtes Personal. Jonas Müller, Fabio Wagner, Leon Hüttl und Maksymilian Szuber, allesamt gute DEL-Spieler, sind auch dieses Jahr wieder dabei. Der Anker in der Verteidigung wird aber einmal mehr Moritz Seider sein. Der Spieler der Detroit Red Wings hat in der NHL seit einigen Jahren auf hohem Niveau stagniert und dürfte für Deutschland in allen wichtigen Situationen zum Einsatz kommen.
Bewertung: ⭐⭐⭐
Auch im Sturm sind viele bekannte Namen zu finden: Kahun, Ehliz, Pföderl, Noebels, Tiffels, Michaelis. Doch im Vergleich zur Konkurrenz fallen die Deutschen hier etwas ab. Trainer Kreis hofft darum, dass NHL-Star Tim Stützle von den Ottawa Senators noch die Freigabe erhält, um an der WM teilzunehmen. Der 23-Jährige sammelte in der NHL 79 Punkte in 82 Spielen und wäre natürlich eine grosse Verstärkung für das deutsche Team.
Bewertung: ⭐⭐
Die Nummer 1 bei den Dänen wird Sebastian Dahm sein. Der Goalie ist zwar schon 38 Jahre alt, hat bei Klagenfurt aber immer noch eine ordentliche Saison gespielt – allerdings war das beim besten Team der österreichischen Regular Season auch etwas einfacher. Dahm bringt viel WM-Erfahrung mit. Der in Schweden spielende Frederik Dichow konnte sich bislang noch nicht aus dem Schatten der dänischen Legende spielen.
Bewertung: ⭐
Mit Philipp Bruggisser verfügen die Dänen über den viertbesten Verteidiger-Skorer der DEL. Das zeigt ein wenig, wo die Dänen stehen. Ihre Spieler gehören in den mittelklassigen europäischen Ligen zu den Leistungsträgern, aber auf internationalem Niveau sind sie nicht auf Augenhöhe. Mit genügend Disziplin ist es natürlich immer möglich, einen Gegner zur Verzweiflung zu bringen. Aber Punkte oder Siege gegen die besten Teams wären eine Überraschung.
Bewertung: ⭐⭐
Im dänischen Stürm dürften Patrick Russell und Mikkel Aagard, die beide in Schweden spielen, sowie Rapperswil-Stürmer Nicklas Jensen den Ton angeben. Aber auch hier scheint zu wenig Qualität vorhanden, um die besten Nationen dieser Gruppe ernsthaft zu gefährden. Aber immerhin genug, um vermutlich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.
Bewertung: ⭐⭐
Auch Norwegen hat im Normalfall in dieser Gruppe nichts mit dem Abstieg zu tun. Acht ihrer Spieler spielen in Schweden, aber sechs davon nur in der zweithöchsten Liga. Am Ende dürften Kasachstan und Aufsteiger Ungarn den Abstieg unter sich ausmachen. Das kasachische Team besteht aus Spielern aus der KHL, der zweitklassisgen russischen VHL und der kasachischen Liga. Die meisten Ungarn spielen in der heimischen Liga oder in Österreich.