Wenn der Schweizer Hockey-Fan derzeit frühmorgens die Resultate und Tore der NHL anschaut, kann er sich einer Sache beinahe sicher sein: Timo Meier hat sich in die Skorerliste eingetragen. Oft wenn der junge Schweizer trifft, schreit der Sharks-Kommentator: «It's Timo-Time!» Zuletzt durfte er das oft schreien.
Der Herisauer punktete in den letzten neun Spielen der San Jose Sharks immer. Noch nie konnte der 22-Jährige eine derart lange Punkteserie vorweisen. Meier ist momentan gar der beste Torschütze der Sharks. Seine neun Tore sind drei mehr als die sechs von Logan Couture, dem nächstbesten «Sniper» von San Jose.
Der junge Stürmer gibt sich bescheiden: «Es läuft nicht schlecht für mich im Moment. Das ist, was ich mir erhofft habe. Ich will weiterhin dem Team helfen zu gewinnen», sagt Meier gegenüber «Nau». Dabei hätte er allen Grund stolz zu sein, denn er spielt nicht erst seit dieser Saison überragend.
Der Ostschweizer scheint im Dezember des vergangenen Jahres den Tritt in der NHL so richtig gefunden zu haben. Von da an traf er regelmässig. Seit dem 14. Dezember 2017 hat Meier 27 Tore erzielt. Das bringt ihn auf Platz 15 in der gesamten Liga – vor Spielern wie Patrick Kane, John Tavares oder Sidney Crosby. Das Beeindruckende dabei: Der Schweizer hat von allen Spielern in der Top 30 die tiefste durchschnittliche Eiszeit erhalten.
Doch warum spielt Meier derzeit so gut auf? Und wie nachhaltig ist der Erfolg?
Ein Teil von Meiers Punkteserie hängt sicherlich mit dem Zuzug von Erik Karlsson zusammen. Dank dem schwedischen Verteidiger haben die Sharks mit ihm und Brent Burns zwei Weltklasseverteidiger, die den Puck von der blauen Linie gefährlich auf oder vor das Tor bringen können. Das kommt Meier – ein Powerstürmer, der sich im Slot und in den Ecken gut durchsetzen kann – und dessen Spielweise entgegen. Der Schweizer ist dafür prädestiniert, die Pucks abzulenken oder Abpraller noch irgendwie über die Linie zu würgen.
Doch alles nur mit Karlsson und Burns zu erklären, wäre zu einfach. Der Herisauer schafft es wie kein anderer Spieler der Sharks, sich gefährliche Abschlusspositionen zu erarbeiten. In zwölf Spielen kommt er bereits auf 26 sogenannte «High-Danger-Chancen» – Bestwert seines Teams.
Auch das Schussvolumen der Sharks spricht eine deutliche Sprache. Zwar bringen die Kalifornier auch ohne den Schweizer viele Schüsse in Richtung Tor, die von den gegnerischen Feldspielern nicht geblockt werden können. Mit Meier auf dem Eis ist das Volumen aber nochmals ein Stück grösser.
Bleibt noch die Frage nach der Nachhaltigkeit. Momentan ist Meier auf Kurs für 61 Tore in dieser Saison. Das ist natürlich eine Pace, die er so nicht über 82 Spiele aufrechterhalten wird. Zwischendurch wird der Herisauer wieder Phasen durchleben, in denen nicht jeder Puck reinfällt.
Meiers Schusseffizienz bei ausgeglichenem Spielerbestand (also fünf gegen fünf, vier gegen vier oder drei gegen drei) beträgt aktuell 20,69 Prozent. Seit vergangenem Dezember liegt sein Durchschnitt bei knapp 15 Prozent. Ein gewisser Rückgang ist also zu erwarten, allzu dramatisch dürfte er aber nicht sein.
Die Chancen stehen also sehr gut, dass der 22-Jährige als erster Schweizer in der NHL die 30-Tore-Marke knackt. Der bisherige Rekord liegt bei 25 Toren von Nino Niederreiter in der Saison 2016/17.