Die Schweizer Hockey-Fans waren sich nach dem Sieg im Viertelfinal gegen Deutschland uneinig. War das jetzt ein souveräner Auftritt? Oder doch das übliche Zittern gegen den nördlichen Nachbarn?
Klar: Es war ein knappes Spiel. Nach einem sehr guten Startdrittel mit 2:0-Führung fiel die Nati rasch etwas in den Verwaltungsmodus. Und da ist der Schweizer Hockey-Anhang ein gebranntes Kind. Zu oft hat das Team in solchen Spielen einen Vorsprung noch verspielt und den Sieg aus der Hand gegeben. Doch dieses Mal – und ganz generell an diesem Turnier – ist das anders. Klar, auch Deutschland kam zu vereinzelten Chancen, insbesondere im Powerplay. Aber die diesjährige Ausgabe der Hockey-Nati hat gelernt, einem Spiel den Riegel vorzuschieben.
Zumindest, wenn sie keine Strafen nimmt. Mittlerweile hat die Mannschaft von Patrick Fischer schon seit sechs Spielen – oder 372 Minuten und 43 Sekunden – kein Tor bei 5-gegen-5 mehr kassiert. Das letzte Gegentor bei nummerischer Gleichzahl auf dem Eis fiel im Schlussdrittel gegen Österreich.
Und es ist wirklich so, dass die Nati während der Mehrheit des Spiels kaum etwas zulässt. Auch im gestrigen Schlussdrittel, als Deutschland verzweifelt den Ausgleich suchte, wurden nur fünf Abschlüsse zugelassen. Erneut hielt die Schweiz ihren Gegner bei weniger als einem Expected Goal bei 5-gegen-5.
Tatsächlich gab es nur ein Spiel an dieser WM, bei dem die Nati nicht das Chancenplus auf der eigenen Seite hatte: die 2:3-Niederlage gegen Kanada am vergangenen Sonntag. Der Grund: Die Schweiz brauchte nach dem 8:0-Sieg gegen Dänemark am Vortag etwas Anlaufzeit, um sich an das massiv höhere Tempo zu gewöhnen. Und als Josi und Co. endlich im Spiel waren, brachte die grosse Strafe gegen Fiala sie wieder aus dem Tritt.
Auch das Kanada-Spiel ändert nichts an der Tatsache, dass die Schweiz bei 5-gegen-5 bislang die beste Verteidigung des Turniers stellt. Wobei Nationaltrainer Patrick Fischer jetzt präzisieren würde: «Das sind nicht nur die Verteidiger, sondern auch die Stürmer und die Goalies, die extrem gut mitspielen.» Das erklärte er gestern nach dem Sieg über Deutschland.
Fischers Team findet die perfekte Mischung aus aggressivem Forecheck, wenn es möglich ist, und zurückstehen und den Gegner auflaufen lassen, wenn es nötig ist. Mit dem Forecheck kann der gegnerische Aufbau immer wieder gestört werden. Durch das Zurückziehen kommt der Gegner nur selten kontrolliert und noch weniger mit Tempo in die Schweizer Zone. Das ist die Basis einer guten Verteidigung.
«Offense wins games, defense wins championships», lautet eine beliebte Eishockey-Floskel. Mit Offensive gewinnst du Spiele, mit Defensive Titel. Ein gutes Omen für die Nati, dass es endlich zum ersten WM-Titel reicht?
Theoretisch ja, wäre da nicht ein grosser Makel, der auch Teil der Verteidigung ist: das Unterzahlspiel. Auch gegen Deutschland kassiert die Schweiz das einzige Tor des Spiels in Unterzahl. Es ist schon das neunte Gegentor der Nati mit einem Mann weniger. Die Abwehrquote von weniger als 70 Prozent ist unterirdisch und der klar schlechteste Wert aller Teams im Halbfinal. Die Penalty-Killing-Formation der Schweizer ist oft sehr passiv und schafft es trotzdem nicht, die gefährlichen Pässe durch den Slot zu verhindern.
Damit ist klar, dass man sich im Halbfinal gegen Kanada keine dummen Strafen mehr erlauben darf. Der Fünfer gegen Kevin Fiala brach der Nati im Gruppenspiel das Genick. Gestern gegen Deutschland gab es eine unnötige (wenn auch kleinlich gepfiffene) Strafe gegen Sven Senteler, weil er den Puck nach der Sirene noch ins Tor beförderte, und eine wegen eines Wechselfehlers. Diese Situationen werden ab jetzt noch gnadenloser bestraft.
Wenn es die Schweiz aber schafft, diszipliniert zu bleiben, und bei 5-gegen-5 weiterhin so weltmeisterlich verteidigt, ja dann ist vieles möglich.
Aber die 2 Minuten für den Wechselfehler gestern, waren lächerlich. Die Spieler waren ganz klar in der Zone und direkt vor der Bande, waren nicht involviert oder wurden anvisiert. Das war schlicht ein mieserabler Pfiff und nichts anderes.
Halte mich wie Christoph Bertschy. Angesprochen auf den Deutschland-Komplex und ein möglicher Halbfinal- Gegner erwiderte er:Es interessiert nicht, wie oft und wann wir gegen DE verloren haben. Auch nicht, wem wir im Halbfinal begegnen könnten. Das einzige was zählt ist das hier und jetzt. Keine Statistik, kein wenn und aber. Nur hier. Und jetzt!
So gesehen - come on Boys - let‘s goooooo!🔥💯✊🏻🏁