Ein klarer Fall: Sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs war Lausanne die deutlich torgefährlichere Mannschaft. Natürlich hatte Lausanne mit den SCL Tigers auf dem Papier auch einen einfacheren Viertelfinalgegner, und Spiel 7 gegen Langnau (6:2) korrigiert die Playoff-Statistik nach oben. Trotzdem besteht kein Zweifel, dass die Waadtländer mehr offensive Feuerkraft haben.
Fribourg-Gottéron stellte in der Regular Season nach zugelassenen Chancen die zweitbeste Verteidigung der Liga hinter Bern. Lausanne war eher im Mittelmass zu finden. In den Playoff-Viertelfinals hat sich das etwas gedreht: Fribourg musste dort mehr gegnerische Chancen zulassen als Lausanne. Allerdings waren die Tigers auch nicht gerade dafür bekannt, offensive Feuerwerke zu zünden, im Gegensatz zu Fribourgs Gegner Bern. Im Zweifelsfall ein Punkt für die Verteidigung, die über längere Zeit überzeugt hat: Fribourg.
Lausannes Mühen in der Verteidigung haben dafür gesorgt, dass es in der Regular Season ein relativ ausgeglichenes Chancenverhältnis hatte. Fribourg kommt zwar zu weniger Möglichkeiten, lässt aber, wie wir wissen, auch weniger zu. So haben die Drachen in der Regular Season in ihren Spielen durchschnittlich mehr Spielanteile. In den vier Direktduellen hatte Lausanne zwei Mal mehr Spielanteile, einmal war es ausgeglichen und einmal waren die Waadtländer unterlegen. Punkt für beide.
Auch hier ein Duell auf Augenhöhe. Beide Teams haben ähnliche Stärken und Schwächen. Fribourgs Rush-Angriffe könnten zum grössten Problem für Lausannes Verteidigung werden. Auf der Gegenseite kann die Mannschaft von Geoff Ward vielleicht eine leichte Schwäche von Gottéron finden, wenn sie längeren Scheibenbesitz in der Freiburger Zone hat.
In der Regular Season war Lausannes Kevin Pasche einer der besten Torhüter der Liga. Doch in seinen ersten National-League-Playoffs konnte der 22-Jährige diese Leistungen bislang noch nicht ganz bestätigen. Er trug eine Teilschuld an der Tatsache, dass die Viertelfinalserie gegen Langnau über sieben Spiele ging. Aber sein Potenzial ist unbestritten. Es ist auch möglich, dass sich Pasche im Halbfinal gegen Lausanne fängt.
Wie ein Phönix aus der Asche stieg in den Playoffs hingegen Reto Berra auf. Der 38-jährige Altmeister war einer der Hauptgründe, warum Fribourg die Viertelfinalserie für sich entscheiden konnte. Mit seiner Ruhe und seiner Erfahrung hielt er Gottéron stets im Spiel. Gut möglich, dass auch Lausannes Stars sich an Berra die Zähne ausbeissen werden. Beim Goalie steht die aktuelle Form über allen anderen, darum geht dieser Punkt an Fribourg und Reto Berra.
In der Regular Season stellte Lausanne das zweitbeste Powerplay der Liga. Gegen Langnau (das beste Unterzahlspiel der Regular Season) hatten die Waadtländer allerdings ihre Mühe. Auch Fribourgs Powerplay war in der Regular Season noch etwas besser als im Viertelfinal gegen Bern, der Rückgang war allerdings deutlich geringer.
In Unterzahl hat hingegen die Mannschaft von Geoff Ward die Nase vorn. Sie konnte ihr hohes Niveau halten, während Fribourg gegen den SCB doch etwas Mühe hatte. Punkt für Lausanne.
Ein Stanley-Cup-Sieger gegen den gemäss watson-Eismeister Klaus Zaugg «meistunterschätzten Trainer in der Geschichte unseres Hockeys» – Lausannes Geoff Ward gegen Gottéron-Zwischenlösung Lars Leuenberger.
Beide haben Meistererfahrung, beide wissen, was es braucht, um auf Schweizer Eis in den Playoffs weit zu kommen. Punkt für beide.
Eigentlich müsste man meinen, dass hier beide Mannschaften den Punkt erhalten. Beide mussten in ihren Viertelfinals über sieben Spiele bestreiten, beide sind vermutlich ähnlich erschöpft. Aber Fribourg hat sich gegen ein starkes Bern durchgesetzt, während Lausanne als Qualisieger gegen Langnau überraschend viel Mühe hatte. Darum geht dieser Punkt an Gottéron.
Auch wenn es das Duell zwischen dem besten Team der Regular Season und dem sechstplatzierten ist, verspricht dieser Halbfinal extrem spannend zu werden. Lausanne hat mehr offensive Feuerpower, Fribourg verteidigt besser. Wenn die Waadtländer im Powerplay ihre Form wiederfinden und Goalie Kevin Pasche sich im Vergleich zum Viertelfinal steigern kann, dann stehen die Chancen für den neuerlichen Finaleinzug gut. Schafft es hingegen Reto Berra, weiterhin so zu brillieren wie gegen Bern, dann liegen die Vorteile bei den Freiburgern.