Philipp Kurashev – von der Tribüne zum NHL-Star der Woche
Im Sport kann es manchmal schnell gehen. In den ersten Spielen der Saison sah es so aus, als würde Philipp Kurashev auch seine letzte Chance in der NHL verspielen. Der Berner Stürmer startete die Saison bei den San Jose Sharks in der ersten Linie, an der Seite von Supertalent Macklin Celebrini. Doch als die Resultate ausblieben, fand er sich rasch in den hinteren Linien und phasenweise gar auf der Tribüne als überzähliger Stürmer wieder.
Und dann kam die vergangene Woche, Kurashev rutschte wieder in die Mannschaft – und wie! Dienstag: ein Tor und ein Assist im Derby gegen die Los Angeles Kings. Donnerstag: ein Tor und ein Assist im Schweizer Duell gegen die New Jersey Devils. Samstag: zwei Tore im Duell gegen Meisterschaftsfavorit Colorado Avalanche. Und Sonntag: ein Assist im Spiel gegen die Detroit Red Wings.
SHARKS WIN 🦈
— NHL (@NHL) November 1, 2025
Philipp Kurashev wins it in @Energizer OT! pic.twitter.com/pSq18MCK9A
Dafür wurde Kurashev belohnt: Die NHL zeichnete den Schweizer Stürmer als dritten Star der Woche aus. «Ich glaube schon, dass ich momentan das beste Eishockey meiner Karriere spiele», sagte der 26-Jährige nach seinen zwei Toren gegen Colorado, darunter auch der Siegtreffer in der Verlängerung. Kurashev hob aber auch seine Mitspieler hervor: «Ich glaube, wir haben auch als Linie mittlerweile den Tritt gefunden.»
Lukas Dostal, Drake Batherson and Philipp Kurashev have been named the NHL’s “Three Stars” for the week ending Nov. 2.
— NHL Public Relations (@NHLPR) November 3, 2025
3 Stars of the Week presented by @GEICO#NHLStats: https://t.co/omhkaN9WEp pic.twitter.com/bXxoFD7tBI
Die zweite Linie besteht neben Kurashev mittlerweile aus Center Alex Wennberg und Flügel William Eklund (wobei dieser aktuell gerade ausfällt und durch Jeff Skinner ersetzt wird). Die drei scheinen zu harmonieren, neben dem guten offensiven Output lassen sie – zumindest für San-Jose-Verhältnisse – wenige gegnerische Chancen zu. Pro 60 Minuten sind es 2,6 Expected Goals Against, deutlich weniger als wenn beispielsweise Tyler Toffoli auf dem rechten Flügel von Wennberg und Eklund spielte (3,58 Expected Goals Against).
Wird eine Woche wie diese künftig zur normalen Realität für Philipp Kurashev? Das darf bezweifelt werden und wäre auch keine faire Erwartungshaltung. Aktuell gehen 20 Prozent der Schüsse des Berners auch ins Tor, seine bis dato beste Schusseffizienz lag bei 14,06 Prozent aus der Saison 2023/24. Damals skorte er für Chicago in 75 Spielen 18 Tore und 36 Assists. Es wäre also nur normal, wenn bei Kurashev irgendwann auch wieder weniger Pucks reinfallen.
Es gibt aber durchaus auch Indizien, dass die Olympiasaison für den Nati-Stürmer nach schwierigem Start zum Erfolg werden könnte. Einerseits erhält Kurashev von Coach Ryan Warsofsky mittlerweile wieder viel Eiszeit – sowohl bei 5-gegen-5 als auch in Überzahl sowie im Penalty Killing kommt er zum Einsatz. Andererseits schiesst der 26-Jährige in seinen ersten elf Saisonspielen so häufig wie noch nie zuvor in seiner NHL-Karriere. Ein Eishockey-Grundsatz lautet: «Bring die Scheibe aufs Tor und gute Dinge passieren.» Das gilt auch für Kurashev. Seine aktuelle Goal-Pace steht deutlich über allem, was er zuvor in seiner Karriere produziert hat. Und er hat auch noch nie so viele Abpraller kreiert wie in dieser Saison.
Was ebenfalls auffällig ist: Alle neun von Kurashevs Skorerpunkten in dieser Saison kamen bei numerischem Gleichbestand auf dem Eis. In der Saison 2023/24 bei Chicago kamen 19 seiner 54 Punkte aus dem Powerplay. So könnte man einerseits argumentieren, dass der Berner in dieser Saison sein Spiel bei 5-gegen-5 verbessern konnte und dass er gleichzeitig im Powerplay noch über unausgeschöpftes Potenzial verfügt.
So oder so wird Kurashev die aktuelle erfolgreiche Phase guttun. Der 26-Jährige kämpft bei San Jose auch um seinen Platz in der NHL. Nachdem Chicago für den Viertrundendraft von 2018 keine Verwendung mehr hatte, offerierten die Sharks ihm doch noch einen Vertrag. Eine Art letzte Chance, sich in der besten Eishockey-Liga der Welt zu beweisen. Nicht wenige Experten prognostizierten dem Nati-Stürmer eine schwierige Saison – darunter auch watson. Wir rechneten mit einer Rückkehr in die Schweiz im nächsten Sommer.
Aber wenn Kurashev seine erfolgreiche Phase ausbauen kann und Ende Saison im Bereich von 50 Skorerpunkten landet, dann dürfte seine Schonfrist in Nordamerika noch einmal verlängert werden.
