Zehn Spiele, sieben Tore, drei Assists. Der Saisonstart ist Nico Hischier mehr als geglückt. Im Gegensatz zu anderen Jahren ist der Walliser schon zum Saisonauftakt in Bestform – und der wichtigste Spieler der New Jersey Devils. Auch vergangene Nacht hat Hischier wieder doppelt getroffen.
Der 25-Jährige ist der beste Skorer der Devils (gleich viele Punkte, aber mehr Tore als Timo Meier) und er kommt in allen Situationen zum Einsatz. Powerplay und Unterzahl? Hischier ist da. Einen Rückstand aufholen? Hischier ist da. Eine Führung verteidigen? Du ahnst es: Hischier ist da. Er geniesst das volle Vertrauen des neuen Trainers Sheldon Keefe.
Keefe sagt über seinen Captain: «Er ist unser konstantester Spieler. Ausserordentlich auf beiden Seiten des Eises. Er hat mich extrem beeindruckt.» Der Coach zahlt Hischier die guten Leistungen mit extrem viel Verantwortung zurück. Kein Spieler bei den Devils, ja kein Spieler in der Liga spielt mehr Bullys als der Walliser. 253 Anspiele hat Hischier schon bestritten – das sind 64 mehr als der zweitaktivste Spieler im Bullykreis, ein gewisser Sidney Crosby.
Auch auf die Einsatzminuten heruntergebrochen gewinnt kein Spieler in der Liga mehr Anspiele als Hischier. Die Erfolgsquote von 58,1 Prozent ist sehr gut und in Unterzahl (59,4 Prozent) und Überzahl (62,8 Prozent) gar noch besser.
Gewonnene Bullys bringen allerdings wenig, wenn man danach mit dem Scheibenbesitz nichts anzufangen weiss. Hischier gelingt das in der bisherigen Saison allerdings sehr gut. Ja, man kann sogar sagen: Offensiv spielt Hischier zu Beginn dieser Saison so gut wie noch nie. Tatsächlich hat kein Spieler in der NHL sich in dieser Saison im Total mehr Torchancen herausgespielt als der Schweizer.
Natürlich ist diese Statistik aus Schweizer Sicht etwas geschönt. Hischier hat beispielsweise schon zwei Spiele mehr absolviert als etwa Auston Matthews oder Connor McDavid. Trotzdem zeigt sich auch hier, dass der 25-Jährige derzeit sehr gut unterwegs ist. Er selbst sagt: «Ich versuche einfach, jeden Abend mein Bestes zu geben.»
Der etwas tiefergehende Blick auf Hischiers Statistiken zeigt, dass der Erfolg nicht von ungefähr kommt. Hischier schiesst öfter und gefährlicher als jemals zuvor in seiner NHL-Karriere. Die Zahl der High-Danger-Chancen hat er gegenüber seiner besten Saison nochmals um 25 Prozent nach oben geschraubt. Der Blick auf Hischiers bisherige Schusspositionen belegt das: Die grosse Mehrheit seiner Schüsse kommen aus dem Slot direkt vor dem gegnerischen Tor.
Und wie Coach Keefe betont, stimmt beim Schweizer auch das Spiel in der defensiven Zone wieder. Mit Hischier auf dem Eis lassen die Devils pro 60 Minuten 5-gegen-5-Eishockey derzeit Chancen für 2,4 Gegentore zu. Das ist noch nicht ganz so gut wie 2022/23 (2,27 Expected Goals Against/60) wo er zum zweitbesten Defensivstürmer der Saison gewählt wurde, aber schon deutlich besser als vergangenes Jahr (2,9 Expected Goals Against/60).
Trotz Hischiers sehr gutem Saisonstart sind die Devils in der Tabelle abgerutscht. Nach Punktetotal liegen sie zwar noch auf Platz 7 der Liga, weil sie die meisten Spiele absolviert haben. Sortiert man das Klassement hingegen nach Prozentzahl der geholten Punkte, ist New Jersey hingegen nur noch auf Rang 19 zu finden.
Das Problem ist, dass neben Hischier viele wichtige Spieler eher enttäuschen. Zu den ebenfalls überzeugenden Spielern gehören übrigens die beiden anderen Schweizer. Timo Meier ist ein Aktivposten in jedem Spiel und gemeinsam mit Hischier bester Skorer des Teams. Jonas Siegenthaler ist defensiv wieder so verlässlich, wie man sich das von ihm erhofft.
Das Problem hat andere Namen: Die Starstürmer Jack Hughes und Jesper Bratt werden zu oft in der eigenen Zone eingeschnürt. Starverteidiger Dougie Hamilton ist stets ein defensives Risiko und kann dies derzeit nicht mit Toren und Assists kompensieren. Gleiches gilt für Stürmer Ondrej Palat. Daneben ist der neu geholte Goalie Jacob Markström alles andere als die stabile, erhoffte Lösung zwischen den Pfosten.
"I'm just trying my best every night." - #NJDevils Nico Hischier.
— Kristy Flannery (@InStilettos_NHL) October 25, 2024
So haben die Devils auch vergangene Nacht in Detroit ein Spiel verloren, das sie eigentlich dominierten (3:5). Von den Fans hagelt es viel Kritik, für fast das gesamte Team – ausser eben Captain Hischier. «Das ganze Team schuldet ihm eine Entschuldigung», schreibt eine New-Jersey-Anhängerin. «Wir lieben Nico und sind sauer auf alle anderen», resümiert ein anderer Fan.
Heute Nacht haben Hischiers Teamkollegen die nächste Chance, es gleich gut zu machen wie ihr Captain. Um 1 Uhr morgens (Schweizer Zeit) empfangen die Devils die New York Islanders.
Ich möchte mich bei dir bedanken für die super interessanten Berichtserstattungen, Analysen usw. über die NHL. Auch wenn das Thema etwas komplexer ist brichst du dieses jeweils für jeden verständlich runter. Vielen Dank und ich freue mich auf weitere spannende Artikel.