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Der König ist entthront – eine neue Ära hat begonnen

Swiss Alpine wrestler Matthias Sempach gets water during the Federal Alpine Wrestling Festival (Eidgenoessisches Schwing- und Aelplerfest) in Estavayer-le-Lac August 28, 2016. REUTERS/Ruben Sprich
Kalt geduscht: Matthias Sempach muss eine bittere Enttäuschung wegstecken.Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Der König ist entthront – eine neue Ära hat begonnen

Die Schweiz hat einen neuen König bekommen. Matthias Sempach war in Estavayer ganz einfach nicht gut genug. Er wird das Scheitern im Portemonnaie spüren.
28.08.2016, 13:2629.08.2016, 10:21
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Noch waren die Berner nicht verloren. Matthias Glarner hatte soeben den Schlussgang erreicht und schliesslich gegen Armon Orlik den Königstitel geholt. Aber die bernischen Favoriten Matthias Sempach und Christian Stucki waren bereits nach sechs Gängen chancenlos.

Was ist passiert? Matthias Sempach und Christian Stucki waren ganz einfach nicht gut genug. Das Remis gegen Sven Schurtenberger, zu Recht nur mit 8,75 Punkten gewertet (statt 9,00 bei offensiv geführtem Kampf), hat den König um die letzte Schlussgangchance und den Thron gebracht.

Matthias Sempach im 6. Gang beim Eidgenoessischen Schwing- und Aelplerfest (ESAF) Estavayer 2016 in Payerne, am Sonntag, 28. August 2016. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Das war's: Matthias Sempach kann nicht mehr König werden.Bild: KEYSTONE

Christian Stucki musste gegen Beat Clopath und Daniel Bösch sogar zwei mit 8,75 Punkten bewertete Unentschieden hinnehmen. Das ewige Gesetz, das sagt, dass einer, der einmal einen eidgenössischen Schlussgang verloren hat, nie mehr König werden kann, behält seine Gültigkeit – Christian Stucki hat vor drei Jahren in Burgdorf den Schlussgang gegen Matthias Sempach verloren.

Was fehlte? Das Charisma von Burgdorf, das vor drei Jahren den Unterschied zur Konkurrenz gemacht hat. Alleine mit Postur, Kraft und Technik ist es fast unmöglich, bei der Ausgeglichenheit der eidgenössischen Spitze die Differenz zu machen und Gegner zu «knacken», die keine Risiken eingehen und primär darauf ausgehen, den Kampf nicht zu verlieren. Auf dieser Ebene entscheiden auch «weiche» Faktoren wie Selbstvertrauen und die davon abhängige Körpersprache.

Matthias Sempach und Christian Stucki sind auch in Estavayer «böse». Aber letztlich nicht «böser» als die Konkurrenz. Sie sind, anders als 2013 in Burgdorf, gewöhnliche Schwinger. Deshalb scheiterten sie gegen defensiv eingestellte Gegner, die sie in der Form von Burgdorf besiegt hätten.

Werbegelder werden neu verteilt

Nun wird die sportliche Hierarchie in der Schwingerwelt verändert – und das Geld neu verteilt. Matthias Sempach, Christian Stucki und Kilian Wenger, der schon am Samstag gescheiterte König von 2010, haben unter sich gut und gerne zwei Drittel der insgesamt etwas mehr als 1,6 Millionen Werbegelder aufgeteilt. Nur diese drei hatten bisher das Potenzial für sechsstellige Einnahmen aus der persönlichen Vermarktung.

Nun wird nach Estavayer mit Sicherheit ein vierter, vielleicht gar ein fünfter «Böser» für die Werber attraktiv für sechsstellige Beträge – aber es ist keineswegs sicher, dass die Gesamtsumme der Werbegelder steigt. Matthias Sempach, Christian Stucki und vor allem Kilian Wenger (nach dem zweiten eidgenössischen Scheitern in Serie) verlieren durch das Scheitern von Estavayer an Werbewert und werden den sportlichen Rückschlag bald im Portemonnaie spüren. Nach Estavayer wird das Geld auch neu verteilt.

Matthias Sempach, links, und Christian Stucki, rechts, im 4. Gang beim Schwing- und Aelplerfest auf Rigi Staffel am Sonntag, 10. Juli 2016. (KEYSTONE/Alexandra Wey)
Sempach und Stucki: Das «Traumpaar» von Burgdorf ist entthront.Bild: KEYSTONE

Das «Traumpaar» von Burgdorf mit König Matthias Sempach und dem Schlussgangverlierer Christian Stucki als «König der Herzen» gibt es nicht mehr. Eine neue Ära hat begonnen.

Der neue König Matthias Glarner ist sportlich ein würdiger Monarch. Aber bereits jetzt dürfen wir sagen: Er wird zumindest vorerst weniger charismatisch sein als Kilian Wenger nach 2010 und Matthias Sempach nach 2013.

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2022 in Pratteln: Joel Wicki.
quelle: keystone / peter schneider
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Koivisto
28.08.2016 15:16registriert Februar 2014
Lieber Herr Zaugg
Schön seit längerem fällt mir auch bei Ihren Berichten auf: Sie sind nicht mehr gut genug! Die Art und Weise ist nicht mehr Zeitgemäss und es wäre schön wenn Sie den Schwingsport als Vorbild nehmen könnten und jungen ambitionierten Schreiberlingen Platz machen.
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Oj Manbrook
28.08.2016 17:20registriert Juni 2015
Was für ein schlechter Beitrag mit minimalem Informationsgehalt. Ausserdem:
a. Sind zu oberst auf der Rangliste alles offensive Schwinger.
b. Wird hier meiner Meinung nach sehr despektierlich über die Schwinger geschrieben, in dem die monetäre Situation so dargestellt wird als wären es Profi Fussballer die von Vertrag zu mehr verdienendem Vertrag rennen.

Für mich ein völlig unausgereifter, missbilligender - vor allem auch unpassender - Beitrag an diesem Eidgenössichen Schwingerfest Sonntag.
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Roaming212
28.08.2016 13:32registriert Juni 2016
Schwinger die nur defensiv kämpfen und gar nicht versuchen zu gewinnen sollten mit Punktabzug bestraft werden. Schwingen kann eine attraktive Sportart sein aber ein Duell wo zwei 7min lang nur aus dem Ring laufen will doch niemand sehen.
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