«Kein Pubsport mehr»: Darts wird immer populärer – die ersten Stars schlagen Alarm
Dieses Jahr heisst es an der Darts-WM erstmals: «Wer wird Millionär?» Das Preisgeld für den Weltmeister wurde im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt und der grosse Gewinner erhält neu eine Million Pfund. Ein Zeichen, dass der Sport immer grösser und populärer wird.
Im nächsten Jahr wird die Darts-WM sogar umziehen, allerdings innerhalb des Alexandra Palace. Vom Westflügel, welcher für etwa 3000 Zuschauer Platz bietet, wechselt das grösste Dartsturnier der Welt in die Great Hall. Dadurch können pro Session mehr als 5000 Darts-Fans dem Spektakel zuschauen. «Dieser Ausbau erfolgt vor dem Hintergrund einer weltweit beispiellosen Nachfrage nach Tickets, denn die Darts-WM gehört inzwischen zu den meistgesuchten und einzigartigsten Sportevents überhaupt», schreibt die PDC auf der eigenen Website.
Kein Wunder, lassen sich doch immer mehr Menschen vom einst belächelten Sport begeistern und werden zudem mit noch mehr Spielen belohnt. Dieses Jahr wurde das Teilnehmerfeld von 96 auf 128 Spieler erhöht.
Fans im Ally Pally feiern:
Der Druck wird immer grösser
Während dies für den Sport auf den ersten Blick ein Gewinn sein mag, hat es für die Spieler auch Schattenseiten. So sagte der zweifache WM-Halbfinalist Nathan Aspinall nach seinem ersten Spiel an der diesjährigen WM gegenüber Sport1: «Es gab nie mehr Druck im Darts. Wir sind keine Dartsspieler mehr, wir sind – ich hasse es, das zu sagen – berühmte Sportler, keine Pubspieler mehr.» In seiner ersten Partie musste «The Asp» hart kämpfen und habe den enormen Druck gespürt: «Ich habe das ganze Spiel über gezittert.»
Der Engländer, der mit Dartitis zu kämpfen hatte, erklärte, dass er mittlerweile zweimal in der Woche mit einem Sportpsychologen spricht und Hypnose anwendet, um diese im Griff zu behalten. Aspinall beklagt aber auch andere Dinge an seinem Sport. Bereits im Sommer dieses Jahres sagte er gemäss dem Guardian: «Alle denken, es sei alles rosig und man reist an diese fantastischen Orte, aber es ist sehr einsam.» Er selbst spiele Darts, um so viel Geld wie möglich zu machen. Es sei kein Hobby mehr, sondern viel mehr sein Beruf.
Weltmeister nahm Tabletten
Rob Cross, der 2018 als Debütant Weltmeister wurde, machte nach seinem Vorstoss in die dritte Runde ein erstaunliches Geständnis. Wegen mentalen Problemen musste der Engländer anfangen, Tabletten zu nehmen, setzte diese aber vor der diesjährigen WM wieder ab: «Ich habe mir gedacht, es ist besser, mit der Person in mir befreundet zu sein, anstatt zu versuchen, sie auszublenden.»
Erst am Samstag kamen bei Stephen Bunting nach seinem Zweitrunden Sieg die Tränen. «Wenn es mal nicht nach Plan läuft, ist es ein einsamer Platz. Wenn etwas schiefläuft, kannst du dich an deine Familie, dein Management oder deine Sponsoren wenden. Aber letztendlich liegt es an dir», erklärte ein emotionaler Bunting.
Immer mehr wird auch die Fitness ein wichtiges Thema im Dartssport. Das klassische Klischee, dass Darts ein Sport ist, welcher von Übergewichtigen gespielt wird, stimmt immer weniger. Dies musste auch die aktuelle Weltnummer zwei Luke Humphries vor einiger Zeit einsehen.
Humphries musste sein Leben umstellen
Der Weltmeister von 2024 verlor vor fünf Jahren überraschenderweise gegen Paul Lim und stellte danach fest, dass es so nicht weitergehen könne. «Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr gut genug war und dass ich aufgeben sollte.» Der Engländer war damals noch weit von seinem aktuellen Fitnesszustand entfernt und dies merkte er auch bei seinem WM-Spiel gegen den damals 66-jährigen Lim.
«Nach den ersten zwei Sätzen war ich so müde und erschöpft und dies kostete mir schlussendlich den Sieg», erklärte Humphries vor seiner diesjährigen Zweitrunden Partie, welche ausgerechnet gegen Lim war. Ohne Probleme konnte sich der 30-Jährige am Montag durchsetzen. Rückblickend sagt Humphries, dass er diesen Abend im Jahr 2020 nötig hatte, um gegen sein Übergewicht anzukämpfen und sein Leben umzustellen.
Auch bei den Weltmeistern Michael van Gerwen und Gerwyn Price zeigte sich in den letzten Monaten eine deutliche Veränderung. Beide haben einige Kilogramms abgenommen. Auch viele Newcomer entsprechen nicht dem alten Klischee eines Dartsspielers. Diese Entwicklung dürfte sich in Zukunft noch verstärken
Ab 2026 ein Turnier in Saudi Arabien
Natürlich werden auch die Spiele in der Dartswelt mit der höheren Beliebtheit nicht weniger. Die besten Spieler der Welt sind praktisch das ganze Jahr unterwegs und es gibt auch immer mehr Turniere in den arabischen Ländern. So wird die PDC im nächsten Jahr erstmals ein Turnier in Saudi-Arabien austragen. Es gab sogar über längere Zeit Gerüchte, dass die WM in den Nahen Osten zieht.
Die Kritik am Verband wurde in der letzten Zeit grösser. Als seelenlos bezeichnete es der Ire William O’Connor und führte weiter aus: «Es ist gnadenlos. Du spielst die besten Darts deines Lebens und gehst trotzdem nach Hause, ohne Geld zur Seite legen zu können.»
Für den letztjährigen WM-Viertelfinalisten Callan Rydz ist die Liebe zum Darts im letzten Jahr durch den eng getakteten Spielplan ebenfalls verloren gegangen: «Ich wollte nicht spielen, ich wollte nicht einmal dorthin gehen. Aber ich dachte daran, dass man nur ein paar Spiele gewinnen muss, um eine Menge Geld zu verdienen.»
Auch deshalb wandte sich Aspinall direkt an die Spielervereinigung PDPA. Er hofft, dass diese Verantwortung übernimmt und die Probleme klar anspricht. Er weiss selbst von Spielern, welche aktuell mit mentalen Problemen zu kämpfen haben. «Viele Leute leiden», sagt der 34-Jährige.
Weiter geht es an der Darts-WM nach dem Ende der zweiten Runde am heutigen Dienstag ab dem 27. Dezember. Der Final findet am Abend des 3. Januars statt und dann wird auch die Frage geklärt, wer nun Millionär wird.
