Mats Wilander ist bekannt für seine kernigen Analysen. Der Eurosport-Experte, der in seiner Karriere sieben Grand-Slam-Titel gewonnen hat und Ende der 80er-Jahre die Nummer 1 der Welt war, nimmt dabei jeweils kein Blatt vor den Mund. So auch nicht nach dem Davis-Cup-Doppel von Roger Federer und Stanislas Wawrinka
Vor dem Beginn des Davis-Cup-Finals hatte der Schwede noch ein 3:2-Sieg für Federer, Wawrinka und Co. prognostiziert. Jetzt ist er sich seiner Sache aber trotz der 2:1-Führung der Schweizer aber nicht mehr so sicher.
«Federer muss morgen gegen Tsonga gewinnen», so Wilander, der den Grund gleich mitliefert: «Denn Monfils ist derzeit unschlagbar – sogar für Wawrinka.» Die Atmosphäre und die Unterlage in Lille seien perfekt für das Spiel des «Slidermans». Und was ist mit Federer? «Der Druck, der auf ihm lastet, wird grösser sein als in jedem seiner Grand-Slam-Matches», glaubt Wilander. Und wer gewinnt jetzt? «Das Wochenende ist noch lang. Die Schweiz hat einen kleinen Vorteil», sagt der Experte im Interview mit RTS.
Trotz Miesepeter Wilander: Die Chancen stehen ausgezeichnet, dass die Schweizer Mannschaft zum ersten Mal überhaupt einen grossen Titel in einer Weltsportart gewinnt. 1923 spielte die Schweiz erstmals um den Davis Cup mit. Seither führte sie 36 Mal nach dem Doppel mit 2:1. Nur dreimal lief die Partie am Sonntag noch aus dem Ruder.
1988 verloren Roland Stadler und Claudio Mezzadri in der St.Galler Kreuzbleichehalle zwei Fünfsätzer gegen die Mexikaner Jorge Lozano und Leonardo Lavalle. 1993 gaben Marc Rosset und Jakob Hlasek in Ramat Hasharon gegen die Israeli Amos Mansdorf und Gilad Bloom einen 2:1-Vorsprung noch aus der Hand und stiegen aus der Weltgruppe ab. Und vor 14 Jahren in der Zürcher Saalsporthalle verloren Roger Federer und George Bastl die abschliessenden Einzel gegen die Australier Lleyton Hewitt und Mark Philippoussis.
Aber 33 Mal setzten sich die Schweizer nach einer 2:1-Führung durch. «Wir wissen, dass unsere Mission noch nicht erfüllt ist», sagt Stan Wawrinka. «Wir sind nach Lille gekommen um zu gewinnen.» Selbst das Publikum scheint «Les Bleus» nicht mehr helfen zu können. Trotz der Weltrekordkulisse von 27'432 Zuschauern meinte Roger Federer: «Es fühlt sich an wie ein Heimspiel!» (pre/si)