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Die Oltener sind von Ajoie vom Eis gefegt, ja richtiggehend gedemütigt worden. Nach dem 6:1 braucht Ajoie am Sonntag nur noch einen Sieg für den Einzug in den Play-off-Final der NLB. Die wunderbare Hockey-Maschine EHC Olten, die ein so gepflegtes Hockey produziert und so oft begeistert hat, ist zerbrochen wie ein billiges Plastik-Spielzeug.
Nach dem Spiel tröstet ein vorwitziger Chronist Oltens Trainer Heikki Leime im Kabinengang: Er habe Glück, dass er mit Köbi Kölliker einen so loyalen Sportchef habe. Er könne sich nun vertrauensvoll an den Köbi wenden um das Spiel der letzten Chance vom Sonntag vorzubereiten.
Der kluge Finne schaut ungläubig – dann begreift er die bittere Ironie und sein Gesicht hellt sich trotz der erlittenen sportlichen Schmach ein wenig auf.
Zwei Stunden später ist er seinen Job los und Assistent Dino Stecher ist freigestellt. Die Oltener können den Vertrag mit dem Cheftrainer gegen eine fünfstellige Pauschalzahlung per Saisonende auflösen – das haben sie getan. Dino Stecher hat noch einen rechtsgültigen Vertrag für nächste Saison. Deshalb ist er bloss freigestellt worden. Das bedeutet Arbeit für Andy Gross, den bissigsten Anwalt für solche Angelegenheiten. Die Oltener kennen den kauzigen Berner Fürsprecher aus leidvoller Erfahrung vom «Fall Scott Beattie». Sie hatten den Kanadier im November 2014 trotz eines Vertrages bis 2018 (!) gefeuert. Der Fall ist erst im Laufe dieser Saison geregelt worden.
Der EHCO entlässt Heikki Leime und beurlaubt Dino Stecher. Eric Beaudoin und Köbi Kölliker übernehmen. https://t.co/5zMjZJjNAp
— EHC Olten (@EHCOlten) 12. März 2016
Es ist eine Hockeyprovinzposse sondergleichen, die in diesen Tagen in Olten aufgeführt wird. Auf der Rückfahrt von Pruntrut heim nach Olten hat Sportchef Köbi Kölliker seinem Trainer-Gespann verkündet, es gebe dann noch grad nach der Ankunft eine Sitzung. Und tatsächlich: Kurz nach Mitternacht hat Köbi Kölliker seinem Trainer Heikki Leime die Entlassung und Dino Stecher die Freistellung verkündet. Er hat gleich noch Leimes Agenten Juha Sintonen aus dem Bett geklingelt und die schon im Vertrag festgeschriebene Abgangsentschädigung zugesagt. Ja, ja, Oltens Sportchef ist ein dynamischer Trainerentlasser – allerdings dürfte es das erste Mal sein, dass in Olten ein Cheftrainer noch in der Nacht des Spieltages seines Amtes enthoben worden ist.
Oltens Expedition hinauf ins Elsgau nach Pruntrut war ja schon ein Spektakel sondergleichen mit hohem Unterhaltungswert. Sportchef Jakob Kölliker kommentierte das Spiel auf der Tribüne zusammen mit Raphael Galliker, dem Mann, der bei Heimspielen im Mäusekostüm die Fans anheizt, für das lokale Radio Inside. So ging bereits ein Scherbengericht über den Cheftrainer und seinen Assistenten nieder.
Die Geschichten, die in der Ajoie am Rande des Spiels von Oltener Gewährsleuten über die Zustände unter Sportchef Jakob Kölliker erzählt worden sind, waren alleine die anderthalbstündige Reise über die sieben Juraberge wert. Ob wahr oder unwahr, sei mal dahingestellt – aber einige sind filmreif. Dass sich der Masseur und der Geschäftsführer Peter Rötheli diese Saison angeblich schon heftig geprügelt haben (inklusive Strafanzeige), ist nur eine davon. Der Auftritt der Mannschaft bei diesem 1:6 lässt erahnen, welche unhaltbaren Zustände inzwischen im Oltener Hockeyzirkus herrschen.
An und für sich ist es nur logisch, was jetzt in Olten passiert. Jakob Kölliker hat im Frühjahr 2013 bereits die SCL Tigers sportlich ruiniert, die Trainer destabilisiert, sich selber an die Bande gestellt und dann in der Liga-Qualifikation in der NLB versenkt.
Die Klagen hinter vorgehaltener Hand in Olten sind die gleichen wie damals in Langnau: ständiges Einmischen in die Angelegenheiten der Trainer, Verbreiten von schlechter Stimmung, ständige Unruhe durch Transferhektik, null psychologisches Geschick, Misstrauen in der Kabine und miserable Transfers.
Köbi Kölliker wurde nach dem Abstieg von 2013 in Langnau als Sportchef nicht mehr weiter beschäftigt und als ihn Olten holte (er ist mit dem Oltener Geschäftsführer verwandt), haben sich die Langnauer die Hände gerieben. Sie hofften, Jakob Kölliker möge wie ein Trojanisches Pferd auch die Oltener durcheinanderbringen und damit einen gefährlichen Gegner im Kampf um den Aufstieg schwächen. Was dann auch so gekommen ist: Die Oltener haben den NLB-Final gegen Langnau verloren und die Emmentaler sind im Frühjahr 2015 wieder aufgestiegen. Jetzt sieht es ganz so aus, dass sie Olten im Falle eines Falles in der Liga-Qualifikation nicht mehr begegnen werden.
Die Chancen stehen nun gut, dass eine ganze Reihe von Wetten einkassiert werden können: Zahlreiche Chronisten und Kenner haben beim Amtsantritt von Sportchef Jakob Kölliker gewettet, dass er in Olten nicht ruhen und rasten wird, bis er den Trainer und den Assistenten gefeuert hat und selber wieder coachen kann.
Die Entlassung ist nun also vollzogen. Nun werden wir sehen, wer am Sonntag an der Bande steht. Viel Zeit um eine neue Taktik einzuüben bleibt nicht mehr: Am Sonntag um 18.15 Uhr müssen die Oltener schon wieder gegen Ajoie antreten. Verlieren sie, ist die Saison vorzeitig zu Ende.