Warum die Schiris den Entscheid bei Glausers Schwalbe nicht korrigieren durften
Die Halle kochte. Das Publikum tobte, und auch die Spieler der ZSC Lions waren erbost. Der Grund? Diese Szene im fünften Spiel des Playoff-Finals zwischen den Zürchern und Lausanne. Andrea Glauser liess sich nach einer minimalen Stockberührung durch Derek Grant theatralisch fallen. Die Schiedsrichter liessen sich täuschen und entschieden auf Strafe gegen den Zürcher Center.
Sven Andrighetto war auch nach der Partie noch verärgert: «Ich finde, das hat im Eishockey nichts zu suchen, aber es ist, wie es ist.» Doch der Zürcher Playoff-Topskorer konnte der Szene auch Positives abgewinnen: «Wir konnten daraus schlussendlich relativ viel Energie schöpfen.»
Tatsächlich sorgte Glausers Schwalbe für die Entscheidung in diesem Spiel. Die ZSC Lions überstanden die Strafe gegen Grant unbeschadet und übernahmen in der Folge das Spieldiktat. Ab der 30. Minute spielten praktisch nur noch die Zürcher und sie belohnten sich mit einem Doppelschlag in der 38. und 39. Minute, von dem sich Lausanne nicht mehr erholte.
Für den gelegentlichen Eishockey-Fan, der nur beim Playoff-Final einschaltet, stellt sich vermutlich die Frage: Können die Schiedsrichter diesen Fehlentscheid nicht korrigieren? Schliesslich lief die Szene auf dem Videowürfel der Zürcher Arena, auch die Unparteiischen werden mitbekommen haben, dass sie einen Fehler gemacht haben.
Die Antwort lautet: Nein. Bei Verdacht auf eine grosse Strafe (2+2 Minuten oder 5 Minuten) ist es mittlerweile so, dass die Schiedsrichter automatisch die Szene im Video überprüfen, um das korrekte Strafmass festzulegen. Seit dieser Saison können sie in solchen Situationen auch eine Strafe streichen, wenn das Video zeigt, dass ein Fehlentscheid vorliegt. Zudem kommt das Videostudium im Hockey vor, um zu prüfen, ob der Puck die Torlinie tatsächlich vollständig überquert hat. Oder die Trainer können mit einer Challenge überprüfen lassen, ob einem Tor ein Offside oder eine Goaliebehinderung vorausging.
Ein Video-Review bei kleinen Strafen gibt es hingegen nicht. Auch wenn die Schiedsrichter am Donnerstagabend gesehen haben, dass sie einen Fehler machen, dürfen sie den Entscheid nicht umstossen. Möglicherweise ist das aber bald anders – zumindest teilweise. Die NHL-General-Manager möchten nämlich auf die nächste Saison hin die Coaches Challenge auch bei gewissen kleinen Strafen einführen.
Konkret geht es um folgende Szenarien:
- Spielverzögerung: Die Coaches können überprüfen lassen, ob ein Spieler die Scheibe wirklich direkt über das Plexiglas geschossen hat oder ob nicht ein Gegner den Puck noch abgefälscht hat.
- Hoher Stock: Die Coaches können überprüfen lassen, ob ein Spieler tatsächlich getroffen wurde und ob es der gegnerische Stock oder nicht doch das eigene Spielgerät war.
Rule tweaks in the NHL. Puck over glass will eventually be a Coaches Challenge to remove penalty as will “Friendly Fire” high stick penalties. Other small changes also expected. These are recommendations that go to the competition committee and then to board for final approval.
— Darren Dreger (@DarrenDreger) March 19, 2024
Die NHL-Regelhüter werden Ende Juni entscheiden, ob dieser Vorschlag tatsächlich angenommen wird. Falls ja, ist es durchaus realistisch, dass eine ähnliche Regel eine Saison später auch in der National League durchgesetzt wird. Hätte das am gestrigen Entscheid etwas geändert? Vermutlich nicht, denn gegen Derek Grant wurde eine Strafe wegen Stockschlags ausgesprochen, nicht ein hoher Stock. Und Stand jetzt wäre das auch mit der vorgeschlagenen Regel aus der NHL nicht korrigierbar.
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