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Ob Büne Huber an dieser Entwicklung Freude hat? Nur kurz nach der Lobeshymne des Patent-Ochsner-Frontmanns auf den toughen Eishockey-Sport wird in Nordamerika vermeldet, dass die Anzahl Schlägereien in der NHL weiter auf dem Rückzug sei. Kurz vor dem Ende der Regular Season sieht es so aus, dass es nur noch etwa halb soviele Faustkämpfe gibt wie noch vor fünf Jahren.
Blickt man noch etwas weiter zurück, ist die Differenz noch viel grösser. So brachte es beispielsweise der als Schläger bekannte schweizerisch-kanadische Doppelbürger Ken Baumgartner in seiner «besten» Saison (1990/91) auf 21 Kämpfe. Er prügelte sich damit öfter, als alle Spieler der Detroit Red Wings und der Pittsburgh Penguins in dieser Saison zusammen (je acht Schlägereien).
Weshalb wird in der NHL immer weniger geprügelt? Ein Grund sind sicher Regelanpassungen bzw. deren striktere Auslegung. Andererseits ist aber auch schlicht die Entwicklung des Spiels, welches durch den Einfluss europäischer Akteure und eine Null-Toleranz bei der Regelauslegung immer schneller geworden ist.
Heute kann auch ein Spieler der vierten Linie Schlittschuhlaufen und Tore schiessen. Und die Teams brauchen vier Blöcke; können es sich nicht mehr leisten, nur mit drei Blöcken und ein paar Schlägern anzutreten. Die Zeiten, als man als «Goon» einen Job in der NHL erhielt, sind vorbei. Mit den Fäusten alleine schafft es heute keiner mehr in die beste Eishockey-Liga der Welt. All-Star John Scott lässt grüssen.
Natürlich gibt es immer noch Spieler, die den Faustkampf auf Eis beherrschen und ihn dann und wann anwenden. «Aber ich denke, es gibt keine Schläger mehr, die nicht auch Hockey spielen können», sagt Jonathan Huberdeau von den Florida Panthers. Der 23-Jährige steht sinnbildlich für seine Generation, denn die meisten in der NHL verbliebenen Kämpfer haben den 30. Geburtstag schon hinter sich.
Auch der als harter Fighter bekannte Shawn Thornton begrüsst die Entwicklung. Der 38-jährige Teamkollege Huberdeaus erinnert sich an Zeiten, als er schon vor dem Spiel wusste, dass er sich im Verlaufe der Partie mit einem bestimmten Gegenspieler prügeln werde. Er sei froh, dass es diese programmierten Kämpfe nicht mehr gebe: «Ich habe vor einem Spiel keine schlaflosen Nächte mehr.»
Die Aussage zeigt, dass prügelnde NHL-Spieler nicht zwingend hirnlose Schläger sind. Genau so wie diese Tatsache: Ken Baumgartner, der es in zwölf Saisons auf beeindruckende 2244 Strafminuten brachte, holte nach seiner Karriere einen Master-Abschluss in Wirtschaft an der renommierten Universität von Harvard.
Es birgt jedoch eine gewisse Ironie, dass die Regeländerungen nicht nur den einen erwünschten Effekt hatten. Sie machten das Spiel soviel schneller, dass die Checks nun härter sind und die Spieler durch die höhere Aufprallenergie gesundheitliche Schäden zu befürchten haben.
Ganz verschwinden werden Boxkämpfe im Eisstadion wohl nie. Eishockey ist nach wie vor ein hartes, körperbetontes Spiel und Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben. Panthers-Stürmer Thornton sagt, seine Teamkollegen seien alle froh, wenn sie seinen Namen in der Aufstellung sähen: «Du begrüsst es, wenn du jemanden in deinem Rücken weisst für den Fall der Fälle.»