Die Nashville Predators erleben im ersten Finalspiel um den Stanley Cup in Pittsburgh einen ganz bitteren Abend. Trotz einer Aufholjagd vom 0:3 zum 3:3 und nur 12 Torschüssen der Penguins verlieren die «Preds» 3:5 und geraten so im Kampf um den wichtigsten Hockey-Pott der Welt unnötig in Rücklage.
Dabei begann für Roman Josi, Yannick Weber und Co. doch zunächst alles nach Plan. In der 8. Minute brachte Star-Verteidiger P.K. Subban die Gäste mit einem satten Handgelenkschuss in Führung. Doch dann die grosse Ernüchterung: Der Treffer zählte nicht!
Penguins-Coach Mike Sullivan verlangte per Coach's Challenge die Überprüfung einer Offside-Situation von Filip Forsberg 15 Sekunden vor Nashvilles Führungstreffer. Und die Experten im «Situation Room» in Toronto gaben ihm nach der «Konsultation aller zur Verfügung stehenden Wiederholungen» recht, Subbans Führungstreffer wurde aberkannt. Forsberg habe keine Kontrolle über den Puck gehabt, bevor er die blaue Linie vollständig überquert hatte.
Es war eine denkbar knappe Entscheidung. In der Wiederholung ist selbst nach mehrmaliger Begutachtung der Szene schwer zu erkennen, ob Forsbergs rechter Schlittschuh das Eis bei der Puckannahme noch berührte oder eben nicht. Der Schwede war wohl aber hauchdünn im Offside.
Nashville zeigte sich von der ersten Coaches Challenge in der Geschichte des Stanley Cups in der zweiten Saison seit ihrer Einführung ziemlich geschockt. Sechs Minuten später handelten sich die Predators zwei unnötige Strafen ein und gerieten in doppelter Unterzahl 0:1 in Rückstand.
Dabei hat «Pens»-Superstar Sidney Crosby Glück, dass die Unparteiischen seinen Ellbogenheck gegen Mattias Ekholm nicht als Behinderung ahndeten. Und 257 Sekunden nach der Führung hiess es kurz vor Ende des ersten Drittels bereits 0:3.
Weil die «Preds» im Mittelabschnitt als erstes NHL-Team seit Beginn der Statistik-Erfassung in einem Drittel eines Finalspiels keinen Schuss aufs Tor zuliessen und ihre Chancen eiskalt verwerteten, glichen die Aussenseiter das Spielgeschehen bis zur 54. Minute wieder aus. Marathon-Mann Josi, der 28:22 Minuten auf dem Eis stand und seine Kollegen hatten das Momentum plötzlich wieder auf ihrer Seite.
Doch mit dem ersten Schuss aufs Tor von Pekka Rinne seit 37 Minuten entschied Jake Guentzel, der nun bereits zehn Playoff-Tore erzielt hat, die Partie in der 57. Minute. Das 5:3 ins leere Tor war nur noch Resultat-Kosmetik.
Pittsburgh-Trainer Sullivan wusste nach der Partie, bei wem er sich bedanken musste. Bei seinem Video-Coordinator Andy Saucier, der ihn auf die mögliche Offside-Position von Forsberg aufmerksam gemacht hat. «Er hat ein Auge für solche Situationen. Diese Time-outs sind sehr wichtig und man darf sie nicht leichtfertig verschwenden. Er macht einen super Job», so Sullivan, der sich einen kleinen Namensscherz nicht verkneifen konnte: «Vielleicht benennen sie ja jetzt eine Sauce oder ein Sandwich nach ihm.»
NO GOAL! The play was offside. Credit to video coach Andy Saucier (Sauce) who saw that one on the tape. #AwesomeSauce pic.twitter.com/DYfVYXPJ2o
— Pittsburgh Penguins (@penguins) 30. Mai 2017
Verteidiger Justin Schultz kürt Saucier, der die Spiele in seinem Büro und nicht von der Bank schaut, gar zum Matchwinner. «Es ist unglaublich, dass er diese Dinge sieht und wie er mit den Coaches kommuniziert. Das war extrem wichtig für uns. Hätte er das nicht gesehen, wäre die Partie komplett anders ausgegangen.» Steht Saucier mit seinem Adlerauge also am Anfang von Pittsburghs Titelverteidigung? In 77,9 Prozent aller NHL-Finals gewann der Sieger des ersten Spiels danach auch den Stanley Cup.
Doch davon will Roman Josi nichts wissen: «Wir machten eigentlich ein sehr gutes Spiel, wir waren das bessere Team», erklärt er gegenüber blick.ch. «Defensiv haben wir zwar noch Steigerungspotenzial. Aber wenn wir so weiterspielen, werden wir das nächste Spiel gewinnen.»