Viele Schweizer haben diese Marke vor Nico Hischier nicht erreicht. Bereits zum 500. Mal stand der Walliser am Samstagabend in der NHL auf dem Eis. «Dieses Spiel hatte ich im Kalender markiert», erklärt Hischier wenige Tage danach, «ich bin dankbar, 500 NHL-Spiele absolviert zu haben und noch gesund zu sein.» Nur sechs Schweizer haben mehr Partien in der besten Eishockey-Liga der Welt auf dem Konto. Doch die Lust nach mehr ist beim 26-Jährigen voll da.
So langsam merkt aber auch er das zunehmende Alter – oder zumindest die damit grösser werdende Erfahrung. «Zu Beginn meiner Karriere haben mir immer alle gesagt, ich solle das geniessen. Es gehe schnell vorbei. Jetzt verstehe ich, was sie meinen», so Hischier.
Längst hat er sich in New Jersey eingelebt. Hier sind die Devils zu Hause, die ihn im Draft 2017 an erster Stelle ausgewählt haben. Schon vor Jahren hat er sich im an New York City grenzenden Bundesstaat eine Wohnung gekauft. Mittlerweile wohnt Timo Meier im selben Gebäude – der Appenzeller ist einer von zwei Schweizer Mitspielern Hischiers bei den Devils. «Wir haben einen sehr engen Kontakt, unternehmen viel und fahren zusammen zum Training», so Hischier. Auch Jonas Siegenthaler wohne in der Nähe und sei bei gemeinsamen Aktivitäten wie Gesellschaftsspielen oder Kochen häufig dabei.
Derzeit läuft es den drei Nati-Stars und New Jersey aber nicht nach Wunsch. Als sich Hischier nach dem Training vom Dienstag den Fragen der Schweizer Journalistinnen und Journalisten stellt, hat er bereits 501 Partien als Profi in den Knochen. Gemeinsam haben die beiden Spiele vom Wochenende, dass die Devils als Verlierer vom Eis gingen. So wie in neun der letzten elf Partien.
«Wir hatten zuletzt Mühe, Tore zu schiessen», sagt Hischier und fügt an:
Daran, dass die Pucks vorne nicht reinfallen, habe das Team nun an einem der seltenen Trainingstage gearbeitet. Aus der Ruhe bringen lässt sich der Captain von der Schwächephase keinesfalls:
Zumal Hischier mit der Saison ansonsten eigentlich zufrieden ist. Die Devils haben sich nach der enttäuschenden letzten Saison unter dem neuen Trainer Sheldon Keefe wieder in der Spitzengruppe der Eastern Conference etabliert.
Den Wechsel von Lindy Ruff zu Keefe bewertet Hischier nach wie vor positiv. Der 44-jährige Kanadier sei «direkt und hat eine hohe Erwartungshaltung». Das gefällt dem Schweizer Center, der ausserdem berichtet: «Sheldon Keefe ist sehr detailliert und gibt uns immer wieder Inputs, wie wir uns verbessern können.»
Damit scheint der neue Coach auch aus Hischier das Beste herauskitzeln zu können. Zumindest ist dieser mit aktuell 22 Toren auf bestem Wege, seine bisherige NHL-Bestmarke von 31 Treffern in einer Saison zu übertreffen. Im Powerplay hat er achtmal zugeschlagen und damit bereits nach 49 Einsätzen einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt.
Woran das liegt, kann Hischier aber nicht erklären. Stärker auf ihn zugeschnitten sei das Spiel der New Jersey Devils in dieser Saison nicht. Und genug sei das ohnehin nicht: «Persönlich will man natürlich immer mehr Tore schiessen, da ist man nie zufrieden.»
Mit ein Grund für die hervorragenden Werte Hischiers könnte die Eiszeit von im Schnitt rund 20,5 Minuten sein. So viel stand er noch nie auf dem Eis. Damit fühle er sich gut, schliesslich «spielt jeder gerne viel». Hischier sieht aber auch die Verantwortung, die damit einhergeht:
Dabei helfe ihm unter anderem Pilates und Yoga, was er sich bei seiner Mutter abgeschaut hat. «Ich habe dann schnell gemerkt, dass es meinem Körper guttut und sich gut anfühlt – auch wenn ich es nicht besonders gerne mache.»
Bald hat Hischier zusätzliche Zeit, um für die Schlussphase der Saison und hoffentlich die Playoffs nochmal alle Kräfte zu sammeln. Mitte Februar pausiert die NHL zwei Wochen, weil zum ersten Mal das ligainterne Vierländerturnier ausgetragen wird. Dort treten die kanadischen, US-amerikanischen, finnischen und schwedischen NHL-Stars gegeneinander an. Der Schweizer will die Zeit nutzen, um mal abzuschalten: «Ich werde mir eine kleine Auszeit vom Eishockey nehmen, an den Strand gehen und den Körper sowie den Geist sich erholen lassen.»
Die Devils sollten den Tritt aber schon vor der kleinen Pause wieder finden. Schliesslich stehen bis dahin noch acht Spiele an. Als Captain will Hischier dabei natürlich vorangehen und sein Team aus der Krise führen. Und zwar mit allem, was er hat. Sei es durch Tore, «da freue ich mich natürlich selbst drauf, jeder schiesst gerne Tore».
Aber auch defensiv, mit geblockten Schüssen oder körperlichem Spiel, was nicht unbedingt Hischiers Steckenpferd ist. Doch auch in Sachen Physis hat er sich verbessert. «Ich will meinem Team einfach helfen, auf jede erdenkliche Weise.»