Es ist noch immer einer der grössten Sündenfälle unserer Hockeygeschichte. Im Herzen der Schweiz ist eine moderne, grosszügig konzipierte Eissportanlage im Mai 2011 geschlossen worden. Weil die Liga den «Huttwil Falcons» den einwandfrei herausgespielten Aufstieg in die NLB aus fadenscheinigen administrativen Gründen verweigerte. Mehr als 200 Junioren wurden heimatlos und ein Klub verschwand von der Landkarte.
Nun wird es im Laufe des Novembers in Huttwil wieder Eis geben. Es ist die letzte Chance für eine neue Eiszeit. In den letzten Monaten hat «Sportzentrum-General» Lukas Zürcher umfangreiche Abklärungen getroffen. Um herauszufinden, ob sich kostendeckend Eis produzieren lässt.
Eine Antwort hat er nicht gefunden. Weil vielerorts die Zweifel gross sind. Im Sinne: ja könnt ihr überhaupt noch Eis machen? Wenn ihr dann Eis habt, meldet euch. Um herauszufinden, ob sich die Eisproduktion finanzieren lässt, braucht es also zuerst Eis. Die Eisproduktion ab November finanziert der Betreiber des Sportzentrums selber. Mit einem Zustupf von 98 000 Franken von der Gemeinde Huttwil. Selbsttragend ist also das Eis vorerst nicht. Es ist bloss ein Versuchsbetrieb. Es ist hochpolitisches Eis.
Wenn ab November die Eisbahn wieder im Betrieb ist, gibt es keine Ausreden mehr. Dann ist die Zeit für ein Bekenntnis gekommen. Von diesem Moment ist beispielsweise all das Jammern über zu wenig Eis von Langenthals Geschäftsführer Gian Kämpf nur noch leeres Gerede. Jetzt hat es Eis. Oben in Huttwil. Jede halbe Stunde fährt die Eisenbahn von Langenthal nach Huttwil. Jedem Hockey-Junior ist die Reise nach Huttwil zumutbar. Auch die Ausrede, beim Bahnhof in Huttwil habe es keine WC-Anlage, zieht nicht. Es hat im Sportzentrum genug Toiletten.
Sobald es Eis hat, kann Lukas Zürcher konkret für die nächste Saison mit Klubs, Verbänden und Gemeinden verhandeln. Der Augenblick der Wahrheit ist gekommen. Nun wird sich zeigen, ob eine Region, ob die Klubs der Umgebung (SC Langenthal, SCL Tigers) tatsächlich Eis wollen und bereit sind, dafür zu bezahlen oder ob alles nur Lippenbekenntnisse waren.
Im Frühjahr wird Lukas Zürcher wissen, ob sich das Eis finanzieren lässt. Lautet die Antwort «nein», dann ist die Eiszeit im Oberaargau zu Ende. Aber immerhin kann sich dann der Betreiber der Anlage die Hand in Unschuld waschen wie einst Pontius Pilatus, Roms Statthalter zu Jerusalem bei der Verurteilung Jesu. Und zu allen Kritikern sagen: Ihr habt es so gewollt. (kza)