Der letzte Test vor Olympia: Beim Heimturnier geht der Kampf um die letzten Plätze weiter
Eine Woche ist vergangen, seit der Schweizer Eishockeyverband Klarheit bezüglich des Trainerpostens geschaffen und Jan Cadieux als Nachfolger des Ende Saison zurücktretenden Fischer präsentiert hat. Mit dem zweiten Turnier der Euro Hockey Tour 2025/26 beginnt damit das letzte Kapitel einer Ära, die mit drei WM-Finals in den zehn Jahren als Erfolgsgeschichte gilt. Was noch fehlt, ist die Krönung in Form eines WM-Titels oder eines Olympia-Coups.
Das Fundament dafür wurde gelegt, nun bleibt nur noch Zeit für Retuschen. Das gilt für die Winterspiele in Mailand noch stärker als für die Heim-WM, die die Schweiz am 15. Mai mit der Neuauflage des diesjährigen WM-Finals gegen die USA eröffnen wird. Die Schweizer tragen alle ihre WM-Spiele in der 12'000 Zuschauer fassenden Arena in Zürich-Altstetten aus, die diese Woche auch Schauplatz des Vierländerturniers ist.
Im Heimstadion der ZSC Lions bestreiten die Schweizer gegen Schweden (Donnerstag), Tschechien (Samstag) und Olympiasieger Finnland (Sonntag) ihre letzten Länderspiele, bevor in zwei Monaten das olympische Turnier beginnt. Vor dem ersten Vorrundenspiel am 12. Februar gegen Frankreich ist lediglich noch ein Test vorgesehen, der jedoch ohne Matchuhr und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Der Gegner wird Lettland sein.
Zwölf WM-Spieler aufgeboten
Hatte Fischer beim ersten Zusammenzug im November zahlreiche Perspektivspieler berücksichtigt, verfügt das aktuelle Kader über deutlich mehr Erfahrung. Zwölf Spieler, die im Mai an der WM in Dänemark und Schweden im Einsatz standen, gehören zum Aufgebot.
Vom WM-Silberteam fehlen neben den sechs in Nordamerika engagierten Spielern (Moser, Siegenthaler, Fiala, Hischier, Meier und Niederreiter) aufgrund des bevorstehenden Spengler Cups auch die Akteure von Davos (Fora, Knak) und Fribourg-Gottéron (Bertschy, Schmid) sowie Nicolas Baechler (ZSC Lions), der verletzte Ken Jäger (Lausanne) und der zurückgetretene Andres Ambühl. Der Rekordnationalspieler wird vor dem zweiten Schweizer Spiel am Samstag geehrt; seine Rückennummer 10, die künftig nicht mehr vergeben wird, wird symbolisch unters Hallendach gezogen.
Auf der Goalieposition setzt Fischer bei der Olympia-Hauptprobe mit Leonardo Genoni und Stéphane Charlin auf das WM-Duo vom vergangenen Frühling. Während WM-MVP Genoni seinen Platz im Olympia-Kader praktisch sicher hat und auch der in der NHL etablierte Akira Schmid als gesetzt gilt, erhält Charlin nochmals die Chance, sich aufzudrängen. Er konkurriert mit Fribourgs Reto Berra und Sandro Aeschlimann vom HC Davos, der das Goalie-Trio an der diesjährigen WM vervollständigt hatte, um den dritten Platz.
So läuft der Selektionsprozess
Das Olympia-Kader mit 22 Feldspielern und drei Torhütern (inklusive NHL-Spieler) muss Fischer gemäss den Richtlinien des internationalen Verbands IIHF bis zum 31. Dezember melden. Danach dürfen Spieler nur noch aus medizinischen Gründen ersetzt werden.
Mit Roman Josi, Siegenthaler, Fiala, Hischier, Niederreiter und Meier hat die Schweiz wie alle anderen Teams bereits im Sommer sechs Spieler nominiert. Zum Sextett dürften mit Philipp Kurashev, Janis Moser und Pius Suter auch die weiteren drei Schweizer NHL-Feldspieler stossen. Lian Bichsel, der im Nationalteam bis nach der Heim-WM «intern gesperrt» ist und derzeit verletzt fehlt, ist für Fischer kein Thema.
Fischer: «Mental keine einfache Aufgabe»
Spieler wie Théo Rochette, Dario Rohrbach, Calvin Thürkauf, Dario Simion oder die wegen Hirnerschütterungen längere Zeit ausgefallenen Gaëtan Haas und Romain Loeffel erhalten diese Woche in Zürich die Chance, sich für ein Olympia-Aufgebot zu empfehlen. «Das ist mental keine einfache Aufgabe, jeder versucht in die Mannschaft zu kommen. Diesen Druck muss man aushalten können», sagt Fischer, angesprochen auf die noch offenen Kader-Plätze.
Verteidiger (8): David Aebischer (Lugano), Tim Berni (Genève-Servette), Dominik Egli (Frölunda/SWE), Andrea Glauser (Fribourg-Gottéron), Dean Kukan (ZSC Lions), Simon Le Coultre (Genève-Servette), Romain Loeffel (Bern), Christian Marti (ZSC Lions)
Stürmer (14): Sven Andrighetto (ZSC Lions), Attilio Biasca (Fribourg-Gottéron), Lorenzo Canonica (Lugano), Gaëtan Haas (Biel), Grégory Hofmann (Zug), Denis Malgin (ZSC Lions), Tyler Moy (Rapperswil-Jona Lakers), Damien Riat (Lausanne), Willy Riedi (ZSC Lions), Théo Rochette (Lausanne), Dario Rohrbach (SCL Tigers), Dario Simion (Lugano), Jonas Taibel (Rapperswil-Jona Lakers), Calvin Thürkauf (Lugano).
Das Gros des Olympia-Kaders, «vielleicht 70 bis 80 Prozent», hat er bereits im Kopf. «Es ist auch ein Ausprobieren diese Woche. Wir wollen testen, was funktioniert.»
Gleichzeitig geht es für die Schweiz darum, ihre bisher bescheidene Bilanz an Heimturnieren der Euro Hockey Tour zu verbessern. Diese fällt mit einem Sieg aus neun Spielen ernüchternd aus. Die erste Gelegenheit bietet sich am Donnerstagabend (19.45 Uhr) gegen Schweden. Gegen die Skandinavier gilt es nach der 3:8-Schlappe im November am Karjala Cup etwas gutzumachen. (riz/sda)
